Streit um Auszubildenden-Vergütungen / Handelskammer-Präsident läuft Amok gegen Familien und Staat
(Frankfurt am Main) - Kein Sommer ohne Sommerloch: "Der DIHK-Präsident Ludwig-Georg Braun produziert in schöner Regelmäßigkeit Schlagzeilen mit Vorschlägen, die nicht nur abstrus, sondern auch familienfeindlich sind", erklärte IG BAU-Vorstandsmitglied Dietmar Schäfers am 01. August 2005 in Frankfurt. Er wies darauf hin, dass der Vorschlag Brauns zu einer Mehrbelastung des Bundes in Höhe von rund einer Milliarde Euro führe, die nur durch Steuererhöhungen oder mehr Schulden kompensiert werden könne. "Die Auszubildenden und ihre Familien sollen also ihre Lohnkürzung als Steuerzahler noch einmal selbst bezahlen", ärgert sich der Gewerkschafter.
Sollte der Vorschlag Brauns umgesetzt werden, die Ausbildungsvergütungen radikal auf 270 Euro abzusenken, dann müssten viele Auszubildende weiter zuhause wohnen, da sie sich ein eigenständiges Leben nicht mehr leisten können. Zugleich käme auf den Staat eine enorme Belastung bei den Kindergeldzahlungen zu. Wer mehr als 7.680 Euro Ausbildungsvergütung im Jahr erhält, hat keinen Kindergeldanspruch.
Das würde sich durch den DIHK-Vorschlag ändern: Pro 100.000 Kinder und Jugendliche in Ausbildung, die weniger als 640,- Euro im Monat verdienen, sind 190,1 Millionen Euro an Kindergeld zu zahlen. Rund eine Milliarde Mehrbelastung, schätzt Schäfers, käme so jährlich auf den Bundeshaushalt zu, wenn dem Vorschlag Brauns gefolgt werde. Außerdem entgingen dem Staat dadurch nach Angaben von Bundessozialministerin Ulla Schmidt rund zwei Milliarden an Sozialabgaben.
"Herr Braun läuft Amok gegen Familien und Staat", sagte Schäfers. Mit einer derart unseriösen Politik erweise der DIHK-Präsident sich und seiner Zunft einen Bärendienst. "Statt in möglichst viele Fettnäpfchen im Sommerloch zu treten, sollten die Wirtschaftsverbände lieber konstruktiv und im Stillen auf ihre Mitgliedsunternehmen einwirken, die Zahl und Qualität der Ausbildungsplätze zu erhöhen", sagte das für Bildungspolitik zuständige Vorstandsmitglied der IG BAU. Die Ausbildungsplatzmisere ließe sich nicht nach dem Billigheimer-Prinzip lösen, sondern nur durch ein auch finanziell attraktives Angebot in zukunftsorientierten Berufen, so Schäfers.
Quelle und Kontaktadresse:
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