Stromnetznutzung bleibt zu teuer: Das System der Strukturklassen muss überarbeitet werden
(Essen) - Bei insgesamt 106 Netzbetreibern besteht der Verdacht, dass sie den Netzkunden überhöhte Netzentgelte in Rechnung stellen. Dazu gehören 32 Prozent der Hochspannungsnetzbetreiber (15 von 47 Unternehmen), 9 Prozent der Mittelspannungsnetzbetreiber (42 von 486) und 10 Prozent der Niederspannungsnetzbetreiber (49 von 508). Dies ist nach einer Auswertung des VIK Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft das Ergebnis des zweiten Vergleichs der deutschen Stromnetzbetreiber nach den Kriterien der Strukturklassen aus der Verbändevereinbarung Strom II plus.
Die Idee der Strukturklassen ist eine Gegenüberstellung vergleichbarer Netzbetreiber. Netzbetreiber, die zu den teueren 30 Prozent einer solchen Klasse gehören, können danach von ihren Kunden zur Offenlegung ihrer Netzpreiskalkulation aufgefordert werden. In der Spitze differieren derzeit diese Preise innerhalb einer Strukturklasse der Mittelspannungsebene um mehr als das Doppelte des Minimalpreises. In vielen anderen Klassen liegt der teuerste Netzbetreiber immer noch um 50 bis 70 Prozent höher als der preiswerteste Netzbetreiber. In einem Drittel aller Strukturklassen in 16 von 48 Klassen sind gegenwärtig zudem nur maximal zwei Unternehmen vertreten, wodurch belastbare Vergleiche unmöglich sind.
Dies ist für VIK ein unbefriedigendes Untersuchungsergebnis. In Kombination mit dem vollkommen mangelhaften Rückgang der durchschnittlichen Netznutzungspreise von gerade einmal einem Prozent seit dem ersten Strukturklassenvergleich wird der dringende Anpassungsbedarf der gegenwärtigen Strukturklassen überdeutlich. Um eine Vergleichbarkeit möglichst vieler Netzbetreiber zu erreichen, muss die Anzahl der verschiedenen Strukturklassen gesenkt werden. Nur so scheint es für den Energiekundenverband möglich, die derzeitig in vielen Strukturklassen gar nicht ermittelbaren oder oft weit auseinander gehenden Netzpreise in den Griff zu bekommen.
Quelle und Kontaktadresse:
VIK Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V.
Richard-Wagner-Str. 41, 45128 Essen
Telefon: 0201/810840, Telefax: 0201/8108430
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- EEG 2021: Allenfalls ein "durchwachsenes Zwischenergebnis"
- VIK zum Konjunkturpaket der Bundesregierung: Wichtiges Signal für Wirtschaft und Gesellschaft / Dr. Hans-Jürgen Witschke: Einzelne Maßnahmen dürfen nicht zum Bumerang für die Wirtschaft werden.
- VIK: Erfolgsmodell ETS nicht überstrapazieren / Sektorspezifische Ziele erfordern sektorspezifische CO2-Steuerungsinstrumente