Studie "Internationale Risiken": Risiken für Unternehmen nehmen weiter zu
(München) - Internationale Risiken steigen aus Sicht bayerischer und deutscher Unternehmen immer weiter an. Zusätzlich erhöhen sich die massiven, grundsätzlichen und „hausgemachten“ Risiken wie Bürokratielasten und Arbeitskosten, die neben kaum beeinflussbaren Risiken wie Zollpolitik weiter im Vordergrund stehen müssen. Das Risikoumfeld wird zum fünften Mal in Folge als schwieriger eingeschätzt und fast jeder der 18 untersuchten Risikofaktoren hat an Gewicht gewonnen. Die Studie unterscheidet zwischen besonders hoch und allgemein wahrgenommenen Risiken. „Den deutschlandweiten Spitzenplatz hält die Bürokratie – für 54 Prozent der Unternehmen ist sie ein hohes Risiko, für insgesamt 87 Prozent stellt sie ein allgemeines Risiko dar. Auf den weiteren Plätzen folgen Fachkräfte-Engpässe mit 81 Prozent sowie Cyberkriminalität und Arbeitskosten mit 85 beziehungsweise 78 Prozent“, fasst der Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., Wolfram Hatz, die Ergebnisse der vbw Studie „Internationale Risiken für Unternehmen“ zusammen.
Die vom Institut der deutschen Wirtschaft erstellte Studie wird am 07. Mai auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee vorgestellt. Die Verbände bayme vbm vbw sind Co-Veranstalter des ersten Gipfeltages. Die Studie beleuchtet die Risikowahrnehmung, daraus resultierende Standortprobleme und Gegenmaßnahmen der Unternehmen im Industrie-Dienstleistungsverbund. Die seit 2019 zum fünften Mal für Bayern durchgeführte Studie erhebt erstmals auch deutschlandweit die Risikowahrnehmung.
So zeigt die Studie, dass die Risikowahrnehmung in Deutschland stärker ausgeprägt ist als im Freistaat. In Bayern gilt die Bürokratie für 84 Prozent der Unternehmen als Risiko, deutschlandweit sind es hingegen 87 Prozent. „Es hat uns überrascht, dass in Deutschland wesentliche Risiken noch höher eingeschätzt werden als in Bayern. Hier zeigen sich Stärken des Freistaats und bayerischer Unternehmen. Allerdings wird der Unsicherheitsfaktor Energiekosten von deutlich mehr Unternehmen in Bayern als hochgradig riskant eingestuft, als deutschlandweit. Angesichts unserer starken industriellen Prägung überrascht das wenig“, kommentiert Hatz das Ergebnis.
Auch der grassierende Protektionismus bereitet den Unternehmen massive Schwierigkeiten. Zum Zeitpunkt der Befragung, die bis Ende Februar lief, sahen 46 Prozent der Unternehmen darin ein Risiko. „Durch die Eskalation des Zollkonflikts ist das Risikoumfeld allerdings über Nacht weit schwieriger geworden,“ so Hatz.
Risikomanagement gehört für die Wirtschaft zum täglichen Geschäft. Die aktuelle Risikolage schränkt Unternehmen allerdings in außerordentlich hohem Maß ein. Deutschlandweit bergen Faktoren wie hohe Arbeitskosten, Unternehmensteuern und Energiekosten, aber auch die Bürokratielasten für jeweils zwischen 32 und 36 Prozent der Unternehmen so gravierende Risiken, dass Geschäftsmodelle in Frage gestellt, Investitionen zurückgefahren und Verlagerungen ins Ausland angestrebt werden. „Risikofaktoren mit Kostenrelevanz gefährden unseren Standort besonders. Besorgniserregend ist, dass Risiken, die das Geschäftsmodell beeinflussen, gleichzeitig und in ähnlichem Maß als Investitionshemmnis wirken. Damit werden Reaktionsmöglichkeiten auf betrieblicher Ebene zusätzlich limitiert“, erläutert Hatz.
Signifikante Unterschiede zeigen sich, wenn die Ergebnisse nach Unternehmensgröße und Typen ausgewertet werden. Großunternehmen zeigen sich insgesamt am sensibelsten für Risiken. „Das galt schon zum Zeitpunkt der Studie für Protektionismus und gilt auch für geopolitische Risiken, Lieferkettenprobleme und Konkurrenzdruck durch China. Hingegen bewerten KMU Finanzmarktturbulenzen, Pandemien und Finanzierungsbedingungen besonders oft als hoch riskant. Kritisch ist die Lage für das Verarbeitende Gewerbe: Hier werden die Risiken allgemein hoch eingeschätzt, und dieser Gruppe fällt es besonders schwer, damit zurecht zu kommen. Das gilt speziell für die in Deutschland hausgemachte Probleme wie die Bürokratielasten und Arbeitskosten“, führt Hatz aus.
Aus Sicht der vbw müssen die Ergebnisse der Studie als klarer Handlungsauftrag verstanden werden: „Alle Probleme, die Deutschland selbst verursacht hat, kann und muss Deutschland auch selber lösen. Hier ist die neue Bundesregierung am Zug. Wenn das gelingt, sind große Sorgen aus dem Weg geräumt, und es bleibt mehr Kraft für die Auseinandersetzung mit der schwierigen Weltlage“, resümiert Hatz.
Quelle und Kontaktadresse:
vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., Max-Joseph-Str. 5, 80333 München, Telefon: 089 55178-100