Suche nach Toten des Ersten Weltkrieges: Volksbund und ONAC planen weiteres Vorgehen
(Craonne) - Der Volksbund und die französische Schwesterorganisation ONAC wollen eine weitere Sondierung am Winterbergtunnel in der französischen Picardie planen. Bei einer gemeinsamen Begehung mit Historikern und Spezialisten ließ sich dank Archiv-Recherchen und Auswertung von Geo-Daten erstmals der exakte Verlauf des Tunnels festlegen. Nun sollen die notwendigen Anträge gestellt werden, um mit einer technisch aufwändigen Bohrung zu ermitteln, wie die Situation im Tunnel beschaffen ist. Abhängig vom Ergebnis sind dann weitere Schritte gemeinsam abzusprechen.
Dirk Backen, der Generalsekretär des Volksbundes, machte sich gemeinsam mit Véronique Peaucelle-Delelis, Generaldirektorin der ONAC, ein Bild der Lage im Waldstück nördlich von Reims. Begleitet wurden sie vom stellvertretenden Präfekten der Region, Jérôme Malet.
Nicht nehmen lassen wollte es sich auch der Landtagsabgeordnete Guido Wolf, die Situation am Winterberg in Augenschein zu nehmen. Der Vorsitzende des Volksbund-Landesverbandes Baden-Württemberg erinnerte daran, dass es dort um das Schicksal eines Regimentes aus Baden gehe. Noch heute gebe es viele Angehörige, die sich für das Schicksal der Soldaten interessierten.
"Wir wollen klären, ob die Bergung der mehr als 200 toten Soldaten unter den vorhandenen schwierigen Bedingungen möglich ist", versicherte Dirk Backen, dem das Thema ein Herzensanliegen ist. Deshalb werde er nun um die Genehmigung für eine so genannte Spülbohrung bitten, mittels derer eine Kamera tief im Berg gesteuert werden kann.
Der Landesvorsitzende Guido Wolf sagte: "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns bei der Entwicklung einer Gedenkstätte gerade auch mit unserer deutsch-französischen Jugendarbeit engagieren können." Deshalb werde sich der Landesverband Baden-Württemberg weiterhin sehr aktiv einbringen.
Im April musste eine große technische Sondierung abgebrochen werden. Die Enttäuschung war groß, denn etliche Funde hatten gezeigt, dass das deutsch-französische Team auf dem richtigen Weg war. Doch die anwachsende Höhe der Sandüberdeckung erschwerte das weitere Graben zusehends, trotz Maschineneinsatzes.
Zu den Erfolgsaussichten einer weiteren Bohrung sagte Generalsekretär Dirk Backen: "Falls eine Bergung nicht zu realisieren ist, wollen wir eine würdige Gedenklösung schaffen. Deshalb sind wir dankbar, dass der Winterbergtunnel durch eine Initiative der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung ein Thema im gemeinsamen Ministerrat war."
Dazu ergänze Peaucelle-Delelis für die französische Seite: "Es ist ein großes deutsch-französisches Projekt und wir sind dankbar für die Unterstützung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Volksbund. Das Wichtigste für uns ist die Würde der Toten."
Der Eingang des Winterbergtunnels war am 4. Mai 1917 bei einem französischen Artillerieangriff verschüttet worden. Von den über 200 Soldaten dort eingesetzter badischer Infanterie (u.a. das Reserve-Infanterieregiment 111) konnten nur drei gerettet werden.
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