Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI)
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Süßwarenbranche in schwierigen Zeiten "recht zufrieden" / Beschäftigtenzahl gehalten / Dr. Dietmar Kendziur als Vorsitzender wiedergewählt

(Bonn/Lübeck) - Die gesamte Süßwarenbranche versammelte sich am 23. Mai in Lübeck zur diesjährigen Mitgliederhauptversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI). Als Vorsitzender wurde Herr Dr. Dietmar Kendziur, Fa. Ferrero, wiedergewählt. Dr. Kendziur ist derzeit zugleich Präsident des Europäischen Süßwarenverbandes CAOBISCO. Neben Herrn Dr. Dietmar Kendziur als Vorsitzendem wurden auch seine Stellvertreter wiedergewählt. Dies sind Tobias Bachmüller, Fa. Katjes Fassin, Dr. Hermann Bühlbecker, Fa. Lambertz, Udo Perenz, Fa. Langnese-Iglo, Andreas F. Schubert, Fa. Lorenz Bahlsen Snack-World und Dr. Werner Wolf, Fa. Intersnack.

In diesen konjunkturell schwierigen Zeiten kann die süße Branche noch recht zufrieden auf das vergangene Jahr zurückblicken, wenn auch die Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen und Firmen jeweils sehr unterschiedlich verlief.

Produktion im Plus

Während die gesamte deutsche Ernährungswirtschaft einen Umsatzrückgang von rund 1 Prozent hinnehmen musste, hat die Süßwarenproduktion sogar 4 Prozent mengen- und wertmäßig zugelegt.

Die Gesamtproduktion an Süßwaren erreichte im Jahr 2002 eine Menge von 3,18 Mio. t. Der Produktionswert erhöhte sich auf insgesamt 10,07 Mrd. Euro. Nach übereinstimmenden Angaben des Statistischen Bundesamtes und der Marktforschungsinstitute konnte auch der Inlandsumsatz von Süßwaren gesteigert werden. Deutlich bemerkbar macht sich vor allem die Verlagerung des Absatzes hin zu den preiswerten Discountern, während gleichzeitig der klassische Lebensmitteleinzelhandel Einbußen hinnehmen musste. Diese Entwicklung machte insbesondere den Markenartiklern zu schaffen. Auch die Umsätze über die Absatzkanäle Convenience Stores, Tankstellen und Kioske gingen deutlich zurück.

Positive Außenhandelsentwicklung

Der Süßwarenaußenhandel hat sich im Jahr 2002 - wenn auch nur in bescheidenem Maße - positiv weiterentwickelt. Die Süßwarenausfuhren erhöhten sich leicht um 0,2 Prozent auf insgesamt 981.925 t. Der Ausfuhrwert stieg um 4,2 Prozent auf 2,72 Mrd. Euro. Die Exportquote lag für Süßwaren insgesamt bei 27,2 Prozent. Die Süßwarenimporte stiegen im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent auf rund 821.000 t und wertmäßig erhöhten sich die Einfuhren auf 2,24 Mrd. Euro, was einer Zunahme um 2,5 Prozent entspricht. Der deutsche Süßwarenmarkt weist damit eine Importquote von 22,2 Prozent aus. Die Außenhandelsbilanz ist nach wie vor positiv. Der Süßwarenaußenhandel ist und war aber noch nie eine Einbahnstraße, wie diese Zahlen eindrucksvoll belegen.

Beschäftigtenzahl gehalten

In Zeiten steigender Arbeitslosenzahlen kann die Süßwarenindustrie stolz sein, ihre Beschäftigtenzahlen konstant gehalten zu haben. Die deutsche Süßwarenindustrie beschäftigt in 270 Betrieben (Vorjahr 269) 56.031 Mitarbeiter; diese Zahl entspricht fast genau der des Vorjahres.

Auszubildende werden ausgezeichnet

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung zeichnete der Vorsitzende, Dr. Dietmar Kendziur, erstmals die drei Jahrgangsbesten des Ausbildungsberufes „Fachkraft für Süßwarentechnik“ an der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS), Solingen, aus. Zusätzlich fördert der BDSI die Praktika der Studenten des Fachholschulstudienganges „Lebensmitteltechnologie mit Schwerpunkt Back- und Süßwarentechnologie“ an der ZDS. Dieser Studiengang wurde mit Unterstützung des BDSI an der Fachhochschule Lippe und Höxter eingerichtet.

Folgende Sachthemen standen auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) im Mittelpunkt:

Neue deutsche Kakaoverordnung kommt

Die neue deutsche Kakaoverordnung müsste nach den Vorgaben der entsprechenden EU-Richtlinie spätestens am 03.08.2003 in Kraft treten. Derzeit befindet sich der Gesetzesentwurf immer noch in der Abstimmungsphase. Die unnötige Verzögerung der Umsetzung ist für die Industrie ausgesprochen misslich, da neues Verpackungsmaterial geordert werden musste, während einzelne Kennzeichnungsfragen noch nicht mit absoluter Sicherheit geklärt sind. Sobald die Kakaoverordnung in Kraft tritt, wird im Behr’s Verlag eine Neuauflage des Kommentars „Recht der Süßwarenwirtschaft“ erscheinen. In diese Neuauflage wird u.a. auch die Neukommentierung der Kakaoverordnung, die von einem vom BDSI eingesetzten Kommentierungsausschuss erarbeitet wurde, enthalten sein. Damit wird allen beteiligten Kreisen eine wichtige Auslegungs- und Interpretationshilfe an die Hand gegeben werden. Im Vorfeld der Umsetzung der Kakaoverordnung wird die deutsche Süßwarenindustrie durch ein Seminar bei der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft – ZDS – in Solingen am 03.06.2003 über die wesentlichen Änderungen in der Verordnung informiert werden.

Erfolge bei der Reduzierung von Acrylamid

Beherrschendes Thema der Verbandsarbeit seit April 2002 und auch für die in erster Linie betroffenen Hersteller von Kartoffelchips und Feinen Backwaren war sicherlich Acrylamid. Der Stoff, der bei der Erhitzung stärkehaltiger Lebensmittel von selbst entsteht, steht aufgrund von Tierversuchen im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein, wobei bis heute ungeklärt ist, ob der Stoff für den Menschen in Nahrungsmitteln gefährlich ist oder nicht. Die Mitgliedsunternehmen des BDSI beschlossen im Mai 2002 vorausschauend und ohne politischen Druck, die Forschungsarbeiten zu dem in Lebensmitteln erst am 24.04.2002 neu entdeckten Stoff im verbandseigenen Lebensmittelchemischen Institut – LCI – durchzuführen und stellten dafür rund 500.000,- Euro unmittelbar bereit. Durch gemeinschaftliche, vorwettbewerbliche Forschung im Verband und unter Beteiligung der Experten in den Mitgliedsunternehmen wurden Erfolge bei der Senkung der Acrylamidgehalte in Kartoffelchips und auch in Feinen Backwaren erreicht und damit auch der amtlichten amtlichen Signalwerte des Bundesamtes für Verbraucherschutzes. Zum Jahrestag des Fundes von Acrylamid hat das Verbraucherschutzministerium die von der Industrie bei der Umsetzung dieses Minimierungskonzeptes erzielten Erfolge ausdrücklich gewürdigt. Die Ausstattung des LCI aus Mitteln der Mitglieder und die neue Aufgabenstellung an den Verband wurden bewältigt und verschafften der Branche Anerkennung und Glaubwürdigkeit nach allen Seiten. Auch an der branchenübergreifenden Acrylamid-Forschung des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde und des Forschungskreises der Ernährungsindustrie ist der BDSI beteiligt. Der BDSI wird daher auch in Zukunft maßgeblich an der Lösung des Problems beteiligt sein.

Keine Diskriminierung von Süßwaren bei Anreicherung und Werbung

Süßwaren stehen im Fokus der europäischen Gesetzgebung, so bei der EU-Rechtsharmonisierung zur Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitaminen und Mineralstoffen sowie bei der geplanten EU-Regelung zu Werbeaussagen. Bisher hat der BDSI in Zusammenarbeit mit dem europäischen Süßwarenverband CAOBISCO erreichen können, dass der Verordnungsentwurf der EU-Kommission zur Anreicherung keine Ausnahme einzelner Lebensmittel vorsieht und nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Lebensmitteln unterscheidet. Die Beratung mit den Mitgliedstaaten dauert derzeit an. Nun droht aber die Einschränkung der bisher üblichen Werbeaussagen über den Entwurf der EU-Verordnung zur Harmonisierung von Werbeaussagen bei Lebensmitteln. Bei den nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben drohen erhebliche Einschränkungen, unter anderem auch bei Werbeaussagen, die sich unmittelbar oder mittelbar an Kinder richten. Eine derartige Beschränkung der Wettbewerbsfreiheit der Süßwarenhersteller und gleichzeitigen Diskriminierung der Werbung für Süßwaren ist nicht hinnehmbar.

Behinderung des Außenhandels durch derzeitige Agrarpolitik

Viel Bewegung war im Außenhandelsbereich als auch in den damit zusammenhängenden agrarpolitischen Themen zu verzeichnen. Die seit vielen Jahren unverändert hohen Zuckerpreise führten zu einer Situation, die der BDSI gegenüber der Politik anprangert. Die Exportpreise für die deutsche Süßwarenindustrie wurden spätestens im Herbst 2002 endgültig unkalkulierbar, nachdem Ausfuhrerstattungsbescheinigungen in immer höherem Umfang gekürzt wurden, zuletzt um über 90 Prozent. Veredelungsverkehre mit Drittlandsrohstoffen können die wegfallenden Ausfuhrerstattungen nicht auffangen und sind für den Mittelstand neben der Erstattung nicht praktikabel. Um die Verarbeitungsindustrie, ihre Wertschöpfung und die daran hängenden Arbeitsplätze langfristig in der Europäischen Union zu halten und von hier aus auf den Weltmarkt zu exportieren, ist eine deutliche Absenkung der subventionierten Agrarrohstoffpreise in der EU, speziell bei Zucker, unumgänglich. Der derzeitige Politik der Bundesregierung und der EU ist Export behindernd und mittelstandsfeindlich.

Reform der Zuckermarktordnung überfällig

Die Agrarreformvorschlägen der Europäischen Kommission vom Januar 2003 bei Milch, Getreide und Reis weisen in die richtige Richtung. Im Laufe des Jahres 2003 werden von der EU-Kommission Vorschläge auch für eine Reform der Zuckermarktordnung erwartet, die eine spürbare Senkung des Interventionspreises beinhalten müssen. Über die laufende Welthandelsrunde der WTO ist eine Absenkung des Außenschutzes für Zucker in einem gewissen Rahmen vorprogrammiert, sodass durch den Wettbewerbsdruck aus Zuckerimporten vom Weltmarkt auch eine Absenkung des Marktpreises für Zucker in der Europäischen Union zu erwarten ist. Auch als Entwicklungshilfeinstrument ist die Beibehaltung der Zuckermarktordnung verfehlt, weil nur wenige Staaten und dort nur meist Großplantagen von der Marktordnung profitieren. Als einzige Marktordnung schützt die Zuckermarktordnung nicht nur die Landwirtschaft, sondern gleichzeitig auch die nachgelagerte Zuckerindustrie. Notwendig wäre die Absenkung des EU-Außenschutzes und die Preissenkung für Weißzucker sofort, um der exportorientierten Süßwarenindustrie die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu erhalten. Spätestens 2006 müssen diese Maßnahmen umgesetzt werden, nämlich dann, wenn die derzeit geltende Zuckermarktordnung ausläuft und die Ergebnisse der WTO-Verhandlungen voraussichtlich in Kraft sind. Die so genannten Harbinson-Vorschläge des WTO-Sekretariates in Genf vom Februar 2003 haben hier Maßstäbe gesetzt, die nicht mehr wegzudiskutieren sind. Auch Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast kann nicht länger darüber hinweggehen, dass die Verbraucher für Zucker in der Europäischen Union rund 6 Milliarden Euro mehr ausgeben als nötig.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) Schumannstr. 4-6, 53113 Bonn Telefon: 0228/260070, Telefax: 0228/2600789

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