Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI)

Süßwarenindustrie 2012: Branche unter Druck / Exporte erstmals seit 2005 rückläufig

(Bonn) - Die erheblichen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie und der scharfe Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel belasteten im Jahr 2012 die Ertragslage der rund 220 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel. Die Unternehmen sind zunehmend in einer "Sandwich-Position" zwischen oftmals wenigen Rohstofflieferanten, vor allem der Zuckerindustrie, und dem stark konzentrierten Lebensmitteleinzelhandel. Häufig war es schwierig, Preiserhöhungen an den Lebensmitteleinzelhandel weiterzugeben, so dass die gestiegenen Rohstoffkosten meist von den Süßwarenherstellern verkraftet werden mussten. Dies meldet der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI).

Besonders stark waren die Rohstoffpreiserhöhungen bei Zucker, Glukose und Mehl. Auch die Preise für Butter, pflanzliche Öle und Fette sowie Mandeln und Haselnüsse bewegten sich im Jahr 2012 weiter auf hohem Niveau.

Die EU-Zuckerquote führte 2012 zu einer künstlichen Verknappung des Rohstoffes Zucker. Seit Herbst 2011 stieg das Niveau des EU-Zuckerpreises für die zuckerverarbeitende Getränke- und Lebensmittelindustrie sprunghaft um bis zu 50 Prozent. Wettbewerber am Weltmarkt können Zucker (ohne Transportkosten) mittlerweile rund zur Hälfte des durchschnittlichen europäischen Zuckerpreises beziehen. Wegen des hohen Zuckerpreisniveaus und der unsicheren Versorgungslage auf dem durch Schutzzölle abgeschotteten europäischen Zuckermarkt konnten die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie Wachstumschancen, vor allem im Export, nicht wahrnehmen. Auch Verbraucher in Deutschland mussten für Haushaltszucker tiefer in die Tasche greifen: Er verteuerte sich zwischen September 2011 und September 2012 laut Statistischem Bundesamt um 22 Prozent.

Die Versorgungsengpässe und Rohstoffpreissteigerungen im EU-Zuckermarkt haben im Jahr 2012 zu Betriebsschließungen und Übernahmen in der Süßwarenindustrie beigetragen. "Der hohe Zuckerpreis kostet Arbeitsplätze in der Süßwarenindustrie", sagt Bastian Fassin, Präsidiumsmitglied im BDSI und Vorsitzender des Arbeitskreises Internationale Süßwarenmesse (AISM). Er fordert, dass die Politik den stark regulierten Zuckermarkt dringend reformiert, um weiteren Schaden von mittelständischen Unternehmen abzuwenden. Der BDSI tritt deshalb für eine zügige Abschaffung der Zuckerquote und eine Absenkung des extrem hohen Schutzzolls der EU ein.

Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif

Die deutsche Süßwarenindustrie engagiert sich seit langem für einen nachhaltigen Kakaoanbau. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die Nachhaltigkeitsinitiative des BDSI im März 2012 und die Gründung des "Forum Nachhaltiger Kakao" im Juni 2012 gemeinsam mit der Bundesregierung, dem Lebensmittelhandel und der Zivilgesellschaft. Dessen Ziel ist, die Kakaobauern in den Ursprungsländern auf dem Weg zu einem nachhaltigen Kakaoanbau zu unterstützen und bereits bestehende Maßnahmen zu bündeln. Um dies zu erreichen, ist die Mitwirkung aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten unverzichtbar. Zum Nulltarif ist nachhaltiger Kakao weder für die Industrie, den Lebensmittelhandel noch für die Verbraucher zu haben.

Konjunkturentwicklung der Süßwarenindustrie 2012

Nach Schätzungen des BDSI mussten die etwa 220 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2012 Einbußen ihrer Produktion in der Menge um 0,5 Prozent auf rund 3,79 Mio. t hinnehmen. Im Umsatz sank die Produktion ebenfalls um etwa 0,3 Prozent auf rund 12,47 Mrd. Euro. Den Schätzungen des BDSI liegen die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zugrunde.
Das Geschäftsklima trübte sich im Jahr 2012 für die Süßwarenbranche deutlich ein. Hierzu haben vor allem eine Abschwächung des Exportgeschäftes sowie die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten beigetragen.

Das Inlandsangebot ging im Jahr 2012 mengenmäßig ebenfalls zurück. Der Absatz sank um etwa 0,6 Prozent auf knapp 2,6 Mio. t, während der Inlandsumsatz rohstoffpreisgetrieben im gleichen Zeitraum um schätzungsweise 2,0 Prozent auf rund 9,3 Mrd. Euro stieg.

Das Exportgeschäft mit Süßwaren entwickelte sich 2012 erstmals seit 2005 negativ. Insgesamt wurden schätzungsweise 1,68 Mio. t Süßwaren und Knabberartikel exportiert. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 4,0 Prozent. Der Exportumsatz stagnierte im Jahr 2012 und lag bei rund 5,8 Mrd. Euro. Mit einem Exportanteil von rund 45 Prozent geht fast jede zweite Tonne deutscher Süßwaren in den Export. Etwa 85 Prozent aller Süßwarenausfuhren werden in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union geliefert. 15 Prozent der Exporte gehen in Drittländer außerhalb der EU, allen voran in die USA, die Schweiz, nach Russland und Australien. Auch für die bislang erfolgsverwöhnten Exporte in Drittlandmärkte außerhalb der EU hat sich die Stimmung 2012 eingetrübt.
Im Jahr 2012 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch von Süßwaren 31,81 kg (-0,6 Prozent) im Wert von 113,66 Euro (+2,0 Prozent).

Beschäftigtenzahl: Die deutsche Süßwarenindustrie beschäftigte als drittgrößte Branche in der Ernährungsindustrie im Jahr 2012 rund 49.000 Mitarbeiter.

Ausblick 2013

Die Süßwarenbranche steht auch im Jahr 2013 vor großen Herausforderungen. Die größte Sorge bereitet den Herstellern weiterhin die Situation auf den Rohstoffmärkten. Der strategische Rohstoffeinkauf hat für die Firmen weiter an Bedeutung gewonnen.

Risiken liegen für die Süßwarenindustrie in der Entwicklung der Eurokrise. Europa als Kernabsatzmarkt der Branche bleibt das Sorgenkind. Als zunehmenden Wettbewerbsnachteil für die deutschen Süßwarenhersteller wertet der BDSI auch die weitere Entwicklung der Energie- und Logistikkosten.

Vor allem durch beständige Innovationen ist die Branche dennoch zuversichtlich und erwartet auch von der diesjährigen Internationalen Süßwarenmesse (ISM) wichtige Impulse, vor allem für das Exportgeschäft. Die deutsche Süßwarenindustrie genießt im Ausland einen hervorragenden Ruf. Geschätzt werden vor allem die hohe Qualität der Produkte "Made in Germany" zu wettbewerbsfähigen Preisen, aber auch die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Unternehmen.

Zu den Trends im Süßwarenmarkt zählen nach Einschätzung des BDSI Produkte für Verbraucher mit besonderen Bedürfnissen. Hierzu gehören beispielsweise gluten- oder laktosefreie Süßwaren oder solche, die für vegetarische oder vegane Ernährung geeignet sind. Auch der Trend zum Einsatz nachhaltig erzeugter Rohstoffe in Süßwaren wird von der Branche weiter vorangetrieben.


Unterschiedliche Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen

Schokoladewaren

Die mengenmäßige Produktion von Schokoladewaren entwickelte sich nach Schätzungen des BDSI im Jahr 2012 leicht negativ. Insgesamt wurden 2012 in Deutschland 1,02 Mio. t Schokoladewaren produziert. Dies entspricht einem Mengenrückgang von 1,1 Prozent. Das Weihnachtsgeschäft 2012 verlief für die Hersteller von Schokoladewaren zufriedenstellend.

Im Wert stieg die Produktion um etwa 2,1 Prozent auf insgesamt 5,02 Mrd. Euro. Hauptgrund hierfür sind die Rohstoffpreissteigerungen.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schokoladewaren betrug 2012 schätzungsweise 9,55 kg.

Bonbons und Zuckerwaren

Die mengenmäßige Produktion von Zuckerwaren entwickelte sich im Verlauf des Jahres 2012 ebenfalls leicht negativ. Sie sank im Vergleich zu 2011 um schätzungsweise 0,7 Prozent auf 543.000 t.

Im Wert stieg die Produktion von Zuckerwaren um 3,2 Prozent auf 1,68 Mrd. Euro, was insbesondere durch die starke Zuckerpreissteigerung bedingt war.

Entgegen dem allgemeinen Trend war die Entwicklung bei den Exporten leicht positiv. Sie stiegen um etwa 1,1 Prozent in der Menge auf 208.500 t und um 6,7 Prozent im Wert auf 621 Mio. Euro.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zuckerwaren lag im Jahr 2012 bei 5,66 kg.

Feine Backwaren

Die Hersteller von Feinen Backwaren verzeichneten im abgelaufenen Jahr ein schwieriges Geschäft. In der Menge gab die Produktion von Feinen Backwaren um schätzungsweise 1,5 Prozent nach. Insgesamt wurden 735.000 t Feine Backwaren produziert.

Im Wert stieg die Produktion rohstoffpreisgetrieben um 1,9 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro. Das Saisongeschäft mit Lebkuchen und Spekulatius blieb hinter den Erwartungen zurück. Nach einem guten Start waren die Nachverkäufe in den Handel nicht zufriedenstellend. Im Ausland blieben in Deutschland hergestellte Feine Backwaren auch im Jahr 2012 gefragt, aber die wirtschaftliche Krise war deutlich spürbar und insbesondere das Konsumverhalten in Südeuropa zeigte einen Trend zu preisgünstigeren Produkten.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Feinen Backwaren betrug 2012 schätzungsweise 7,38 kg.

Knabberartikel

Wie bereits im Vorjahr konnten die Hersteller von Knabberartikeln eine ausgesprochen positive Entwicklung verzeichnen. Die Produktionsmenge überstieg nach Schätzungen des BDSI mit rund 275.000 t (+4,7 Prozent) das Vorjahresniveau deutlich.

Im Wert stieg die Produktion um 8,5 Prozent auf 870 Mio. Euro. Hierzu trugen vor allem die Fußballeuropameisterschaft 2012, aber auch die zahlreichen Produkt- und Geschmacksinnovationen bei.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Knabberartikeln lag 2012 bei ca. 3,22 kg.
Die Hersteller von Knabberartikeln verarbeiten pro Jahr rund 330.000 Tonnen zumeist heimisch angebauter Kartoffeln.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) Dr. Torben Erbrath, Geschäftsführer, Pressesprecher(in) Schumannstr. 4-6, 53113 Bonn Telefon: (0228) 26007-0, Telefax: (0228) 26007-89

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