Tagesstätten sind wichtige Anlaufstellen für psychisch kranke Menschen
(Stuttgart) - Die 105 Tagesstätten für psychisch kranke Menschen in Baden-Württemberg sind wichtige Anlaufstellen. Hier finden Betroffene eine Tagesstruktur, Beschäftigungsmöglichkeiten, Kontakt, Austausch und Beratung. Doch die Finanzierung ist angesichts der schwierigen Haushaltslage der Kommunen vielerorts nicht gesichert. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg und Träger von Tagesstätten appellieren anlässlich des Welttags für seelische Gesundheit (10.10.2025), Tagesstätten für psychisch Kranke stabil und sicher zu finanzieren und hier auf Einsparungen zu verzichten. Nur so könne flächendeckend eine bedarfsgerechte psychosoziale ambulante Versorgung in Baden-Württemberg sichergestellt werden.
„Tagesstätten helfen Betroffenen, den Alltag mit ihrer psychischen Erkrankung besser zu bewältigen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Folgen von Kürzungen wären problematisch. Die Betroffenen bleiben dann alleine und isoliert mit ihrer Erkrankung ohne tagesstrukturierende Maßnahmen und Kontakt mit anderen Menschen. Es ist davon auszugehen, dass sich dadurch ihre psychische Gesamtsituation so verschlechtert, dass sie umfassendere professionelle Hilfen benötigen. Im Ergebnis kommt das die Kommunen wesentlich teurer. Gespart wird so am Ende also gar nichts“, sagt Ulf Hartmann, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. Damit Tagesstätten psychisch kranke Menschen weiterhin verlässlich unterstützen könnten, brauche es endlich eine sichere, verlässliche Regelfinanzierung. Das wäre ein kluger und mutiger Schritt, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, so Hartmann.
„In den Tagesstätten bauen Menschen mit einer psychischen Erkrankung untereinander soziale Kontakte auf und mit Unterstützung der Fachkräfte oft auch ein Netzwerk, das sie in Zeiten psychischer Krisen auffängt und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Tagesstätten wirken weit über den Besuch der Einrichtung hinaus, wenn sich betroffene Menschen beispielsweise am Wochenende zu Aktivitäten verabreden oder gegenseitig anrufen, wenn sie Hilfe benötigen. Das Erleben von Gemeinschaft und das Eingebundensein in Beschäftigungs-, Bewegungs- oder Kreativangebote steigern zudem das Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl und letztlich die psychische Widerstandskraft der Menschen. Und das meist ohne dass zusätzlich kostspielige professionelle Hilfen in Anspruch genommen werden müssen“, erklärt Maximilian Uihlein, Geschäftsführung von VOP gGmbH Tauberbischofsheim.
„Für Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind Tagesstätten als offene Begegnungsorte ein zentraler Anlaufpunkt. Hier können die Mitarbeitenden vor Ort frühzeitig Unterstützung anbieten und somit schwerwiegenden Folgen der Erkrankung entgegenwirken. Das kann Menschen betreffen, die in eine psychisch instabile Lage geraten. Hier werden Brücken geschlagen, um beispielsweise frühzeitig einen Arzt aufzusuchen oder bei drohendem Wohnraumverlust die passenden Hilfen zu vermitteln. Gelegentlich wird auch initiativ bei Menschen angerufen, die länger nicht mehr die Tagesstätte besucht haben. Das gibt den Besucher*innen die Sicherheit, dass auch bei einer Krise eine niedrigschwellige und verständnisvolle Anlaufstelle für sie existiert. Für die Gesellschaft kann das bedeuten, dass Menschen in einer psychischen Krise aufgefangen werden, keine weitere professionelle Hilfe beanspruchen müssen und damit auch keine weiteren Kosten entstehen. Und es kann helfen, die Klinik oder Notdienste zu entlasten, wenn frühzeitig in ärztliche Hilfe vermittelt wird“, erläutert Alexander Gebauer, Geschäftsführer des Reha-Vereins im Landkreis Esslingen e.V.
Quelle und Kontaktadresse:
Der Paritätische Wohlfahrtsverband - Landesverband Baden-Württemberg e.V., Hina Marquart, Leiter(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Hauptstr. 28, 70563 Stuttgart, Telefon: 0711 2155-0
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