Pressemitteilung | Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Tierversuchsfreie Forschung ist Spitzenforschung! / Ärzte gegen Tierversuche kritisiert "Brandbriefe" an Justizsenator

(Köln) - Der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt wird von einigen Forschungseinrichtungen und Pharmakonzernen mit "Brandbriefen" angegangen, wie der Presse zu entnehmen ist. Sie zeichnen ein Schreckensszenario, demzufolge die tierexperimentelle Forschung abwandert, Pharmamitarbeiter arbeitslos werden, keine Corona-Medikamente entwickelt werden und gar die Zukunft Berlins auf dem Spiel stünde. Dabei hatte der Senator lediglich die beratende Tierversuchskommission mit mehr Tierschützern besetzen wollen. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche nennt die Attacken auf den Senator 'groteske Panikmache'.

"Die Behauptung der Tierversuchsverfechter, Forschung und Fortschritt seien ohne Tierversuche nicht möglich, ist geradezu eine Beleidigung aller Berliner Forscher, die seit Jahren erfolgreich moderne, tierversuchsfreie Methoden entwickeln", sagt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. Weltbekannte Pioniere der bahnbrechenden Multi-Organ-Chip-Technologie und des 3D-Biodrucks sind in Berlin ansässig. Bei Multi-Organ-Chips werden mehrere aus menschlichen Zellen gezüchtete Miniorgane mit einem "Blutkreislauf" verbunden. Mit dem 3D-Druck können aus menschlichen Zellen dreidimensionale humane Organmodelle generiert werden. "Solche innovative auf den Menschen fokussierte Forschung liefert aussagekräftige Ergebnisse - im Gegensatz zu Tierversuchen, bei denen man allenfalls herausfinden kann, wie künstlich krankgemachte Mäuse reagieren, nicht aber der Mensch", erklärt Dr. Gericke.

"Der Tierversuch gilt in der biomedizinischen Forschung immer noch als Goldstandard, weswegen einschlägige Interessensgruppen ihn massiv verteidigen und jede noch so winzige Einschränkung als Bedrohung ihrer Zunft fürchten", so die Tierärztin weiter. Besonders einschüchternd wirkt es, wenn mit Behinderung der Corona-Forschung gedroht wird. "Dabei ist es völlig ungewiss, ob ein jetzt zur Genehmigung vorliegender Tierversuchsantrag jemals einen Nutzen für den Menschen haben wird". Die Fakten sprechen dagegen. So kam in einer Studie zur klinischen Relevanz von tierexperimentellen Befunden nach 10 und 17 Jahren heraus, dass kein einziger davon in eine neue Therapie für den Menschen mündete.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche unterstützt den Vorstoß von Justizsenator Behrendt, mehr Tierschutz in der Tierversuchskommission verankern zu wollen, ausdrücklich. "Deswegen Panik zu schüren, ist grotesk", kommentiert Tierärztin Gericke. Die Kommission hat lediglich beratende Funktion und entscheidet ohnehin nicht über Tierversuchsanträge. Die Ablehnungsquote liegt in Deutschland bei 0%.

Kritisiert wurde von Seiten der tierexperimentellen Forschung auch die Berufung der Tiermedizinerin Dr. Kathrin Herrmann, die mehrere Jahre an der renommierten Johns Hopkins University in Baltimore im Bereich tierversuchsfreie Methoden geforscht und gelehrt hat und Berlin "zur Hauptstadt der tierversuchsfreien Forschung" machen will. Der Ärzteverein begrüßt dieses Ziel außerordentlich. "Tierversuchsfreie Forschung ist Spitzenforschung, nicht die althergebrachten und zudem ethisch verwerflichen Tierversuche", so Gericke abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Ärzte gegen Tierversuche e.V. Pressestelle Goethestr. 6-8, 51143 Köln Telefon: (02203) 9040990, Fax: (02203) 9040991

(cl)

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