Transformation: AfD stark in Regionen, die vor wirtschaftlichen Umbrüchen stehen
(Köln) - Nach der Bundestagswahl konnte die AfD 69 Sitze hinzugewinnen – damit ist sie mit Abstand zweitgrößte Fraktion. Besonders erfolgreich war sie in Regionen, in denen die Wirtschaft vor großen Umbrüchen steht, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Die kleine Stadt Sonneberg in Thüringen ist Heimat vieler Automobilzulieferer, die große Marken wie VW und BMW mit kleinen Teilen wie Scheinwerfergehäusen beliefern. Doch die Industrie schwächelt, der Absatz von E-Autos bleibt unter den Erwartungen, hohe Standortkosten zwingen Unternehmen der Region dazu, Produktionen zu schließen. Damit ist Sonneberg eine typische Transformationsregion: eine Gegend, die jahrelang von einer starken Industrie profitierte und jetzt vor Umbrüchen steht.
Mehr als 43 Prozent für die AfD
117 solcher Kreise oder Städte gibt es bundesweit, 91 im Westen, 26 im Osten. In diesen Gegenden ist die AfD besonders erfolgreich, zeigt eine neue IW-Studie. Die AfD erhielt bei der Bundestagswahl 2025 hier 3,7 Prozentpunkte mehr als anderswo. Bereits 2021 schnitt die AfD in Transformationsregionen um 2,2 Prozentpunkte besser ab. Sonneberg ist ein besonders drastisches Beispiel: 2021 wählten im entsprechenden Wahlkreis 26,4 Prozent der Wähler mit ihrer Zweitstimme die AfD, 2025 waren es 43,1 Prozent.
Umbrüche und schlechte Infrastruktur besonders gefährlich
Keine Wählergruppe macht sich so große Sorgen um Wirtschaft im Allgemeinen und die Auswirkungen der Klimapolitik auf die Wirtschaft wie die der AfD. Wer in einer Region lebt, die jahrzehntelang von der Industrie profitiert hat, sorgt sich besonders darum, seinen Wohlstand und seinen Arbeitsplatz zu verlieren. „Besonders gefährlich ist die Kombination aus Transformation und schlechter Infrastruktur“, sagt Studienautor und Regionalexperte Hanno Kempermann. „Umso wichtiger sind gezielte Förderungen, vor allem solche, die Investitionen in strukturschwache Regionen ankurbeln.“
Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln, Telefon: 0221 4981-0