Pressemitteilung | Bundesinnungsverband fĂŒr OrthopĂ€die-Technik (BIV OT)

Trotz halbseitiger LĂ€hmung immer in Bewegung: Ich weiß zu schĂ€tzen, wie selbststĂ€ndig ich leben kann / Pressedossier Schlaganfall OTWorld 2024: Erfahrungsbericht Lena Beister

(Dortmund) - Gerade mal 19 Jahre alt und mitten in ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin war Lena Beister, als sie im Sommer 2020 einen Schlaganfall erlitt, als Nebenwirkung der Anti-Baby-Pille. Infolge einer Sinusvenenthrombose kam es zu einer rechtsseitigen, beinbetonten LĂ€hmung (Hemiparese). Den rechten Fuß konnte sie gar nicht mehr anheben, den HĂŒftbeuger nur minimal ansteuern. Und doch ist Lenas Geschichte eine, die Mut macht, und zeigt, wie moderne Hilfsmittel zu einem selbststĂ€ndigen Leben in Bewegung verhelfen können.

Hoffnung auf ein Leben ohne Rollstuhl

Eine erste EinschĂ€tzung von Physiotherapeuten machte der jungen Frau wenig Hoffnung auf ein Leben ohne Rollstuhl. Umso dankbarer spricht Lena von ihrem ersten Treffen mit OrthopĂ€dietechniker Eugen Semke: "Er sagte zu mir 'Da geht noch was' und dass Elektrostimulation eine Option sein könnte." Eugen Semke erinnert sich daran, wie die Messungen von Lenas Muskelstatus' seinerzeit 0 ergaben, sowohl fĂŒr den Fußheber als auch fĂŒr den HĂŒftbeuger: "Wir hatten vorgefertigte Fußheber-Orthesen ausprobiert, was fĂŒr Lena aber nicht funktionierte, weil sie den Oberschenkel gar nicht heben konnte." Schon die ersten Versuche mit dem L300 Go waren jedoch vielversprechend und zeigten: Der Rollstuhl sollte nicht die letzte Option sein. Die Neuro-Orthese L300Go stimuliert jene Nerven, die das zentrale Nervensystem nicht mehr ansteuern kann, und aktiviert die betroffene Muskulatur durch kleine, elektrische Impulse. "Das war die einzige Möglichkeit, die wir noch gesehen haben, und darauf hat Lena sehr positiv angesprochen. Wir haben viel Zeit in die Positionierung der Elektroden investiert und es war ein toller Moment, als sie zum ersten Mal die Walkingstöcke weglegen und wieder freihĂ€ndig gehen konnte", erzĂ€hlt Eugen Semke. Die Orthese begleitet Lena seitdem durch den Alltag: "In den vergangenen drei Jahren gab es kaum einen Tag, an dem ich sie nicht getragen habe."

Effektive Hilfe bei Spastiken

Doch auch Schmerzen und Spastiken gehörten zu diesem Alltag, verbunden mit der Einnahme von Medikamenten in immer höherer Dosierung und schlaflosen NĂ€chten. "Mit tat einfach alles weh und das war sehr nervenaufreibend", erinnert sich Lena. Auf die Initiative von Eugen Semke hin probierte sie bei einem Anwendertag bei der TOS Technischen OrthopĂ€die Schneverdingen den Neuromodulationsanzug Exopulse Mollii Suit: "Und obwohl ich direkt danach gar nicht viel gemerkt habe, konnte ich die erste Nacht seit gut zwei Jahren wieder durchschlafen, ohne Schmerzen, ausgeglichen." Heute braucht Lena gegen Schmerzen oder Spastiken keine Medikamente mehr. "Ich kann mit einer Spastik in den Mollii Suit reingehen und spĂŒre, wie sich nach 20 Minuten mein ganzer Körper entspannt. Ich bin wieder viel ruhiger, besser gelaunt und habe wieder Energie fĂŒr den Tag und fĂŒr meinen Beruf." Aus diesen positiven Erfahrungen resultiert ein tiefes Vertrauen, sowohl in die Hilfsmittel als auch in die Zusammenarbeit mit Eugen Semke, der sie weiterhin begleitet. "Ich weiß, dass ich mich immer melden kann, wenn etwas nicht funktioniert, und er sagt dann 'Wir bekommen das irgendwie hin'. Es ist schön, jemanden an der Seite zu haben, der sich so fĂŒr mich einsetzt."

Beste Voraussetzungen fĂŒr einen Alltag in Bewegung

Und damit ist alles möglich, was zu Lenas bewegtem Leben dazu gehört: Die heute 23-JĂ€hrige hat ihre Ausbildung in Regelzeit und als Hamburgs Jahrgangsbeste abgeschlossen. Sie arbeitet mittlerweile mit einer 70-Prozent-Stelle als Krankenschwester in der Notaufnahme. Sie geht joggen, in die Berge zum Wandern und steht wieder auf dem Parkett beim Standardpaartanz: "Ein Rollstuhl hĂ€tte bedeutet: Ich könnte meiner Arbeit nicht in der Form nachgehen und aufgrund der Treppen nicht mehr in meiner Wohnung im 2. Stock leben. Ich wĂ€re auf sehr viel mehr Hilfe angewiesen." Und dann ist da auch noch Frieda, Lenas Mecklenburger Trakehner-Stute. "Es wĂ€re das Schlimmste gewesen, nie wieder aufs Pferd zu können. Aber ich reite wieder allein aus, bin schon ein Turnier mit geritten und mache SprĂŒnge. Ich bin heute noch glĂŒcklicher mit meinem Leben, bin von tollen Menschen umgeben und weiß zu schĂ€tzen, wie gut es mir geht und wie selbststĂ€ndig ich leben kann." Und dass sie Herausforderungen liebt, zeigt schon ihr nĂ€chstes Vorhaben: Im MĂ€rz geht sie beim Mammutmarsch Hamburg, einem Extremwander-Event, an den Start.

Vorbild vor allem fĂŒr junge Schlaganfall-Patienten

Auch dass sie ihre Geschichte erzÀhlt, ist Lena wichtig: "Ich will Menschen, denen diese Hilfsmittel vielleicht genauso helfen könnten wie mir, zeigen, was damit alles möglich ist, gerade jungen Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben."

Wie Menschen nach Schlaganfall wie Lena Beister in Zukunft weltweit versorgt werden können, zeigen Experten aus Medizin, OrthopÀdie-Technik und Physiotherapie sowie Hersteller zu Weltkongress und internationaler Fachmesse OTWorld vom 14. bis 17. Mai 2024 in Leipzig. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und der Konzeptpartner rehaVital Gesundheitsservice GmbH gestalten zudem gemeinsam eine Sonderschau rund um die optimale Versorgung neurologischer Erkrankungen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall.

Lena Beister steht wĂ€hrend und im Anschluss an den Presserundgang zur OTWorld am 14. Mai 2024 fĂŒr Fragen zur VerfĂŒgung.

Schlaganfall - Zahlen und Fakten

Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) geht von etwa 270.000 Menschen aus, die jĂ€hrlich in Deutschland einen Schlaganfall mit teils gravierenden Folgen wie LĂ€hmungserscheinungen oder Sprachstörungen erleiden. Bei 80 Prozent der FĂ€lle handelt es sich um Menschen, die Ă€lter als 60 sind, etwa 30.000 Betroffene sind unter 55 Jahren und mindestens 300 im Kindesalter. Der Schlaganfall gilt als die dritthĂ€ufigste Todesursache und der hĂ€ufigste Grund fĂŒr erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter in Deutschland. Rund 60 Prozent der ĂŒberlebenden Patienten bleiben auch ein Jahr nach dem Schlaganfall auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesinnungsverband fĂŒr OrthopĂ€die-Technik (BIV OT) Pressestelle Reinoldistr. 7-9, 44135 Dortmund Telefon: (0231) 5570500, Fax: (0231) 55705040

(jg)

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