Pressemitteilung | Bayerischer Philologenverband (bpv)

Über 1.000 Einstellungen, dennoch gemischte Gefühle

(München) - Die Vergabe der neuen Lehrerstellen im Sommer 2021 geht in die Endrunde. Nach Auskunft des Kultusministeriums ist nach knapp 600 Einstellungen im letzten Herbst nun mit mehr als 1.000 Neueinstellungen an Gymnasien und FOSBOS zu rechnen. Angesichts der vielfältigen zusätzlichen Aufgaben im neuen Schuljahr - nach Ansicht des Bayerischen Philologenverbands (bpv) nur ein verhalten positives Signal.

Kultusminister Michael Piazolo sprach bei einer Pressekonferenz zum Abschluss des Schuljahres von einem "erfolgreichen Schuljahr". Dieser Erfolg ist aber nicht zuletzt der hohen Einsatzbereitschaft und Flexibilität der bayerischen Lehrerinnen und Lehrer geschuldet. Und Erfolg hat naturgemäß seinen Preis: Laut einer bpv-Umfrage zum Ende des Schuljahres unter rund 2000 bayerischen Gymnasiallehrkräften gaben fast 80 Prozent der Befragten an, die Belastung im eben abgeschlossenen, zweiten von Corona geprägten Schuljahr als höher im Vergleich zu einem normalen Schuljahr empfunden zu haben.

Dies verwundert nicht, zumal die Umsetzung des Corona-Förderprogrammes eine zusätzliche Aufgabe für die Schulen und Unterrichtenden darstellt. "Über Monate entstandene Lernrückstände lassen sich nicht in wenigen Wochen und ohne genügend Zeit und Aufmerksamkeit für den Einzelnen aufholen. In eine politische Forderung übertragen reden wir hier von einem erheblichen Bedarf an Neueinstellungen, denn die Gleichung mehr Förderung in kleineren Lerngruppen mit einer Lehrerschaft, die gerade das Nötigste abdecken kann und bei unerwarteten Ausfällen an ihre Grenzen stößt, geht nicht auf", führt der bpv-Vorsitzende Michael Schwägerl aus. Die neuen Planstellen sind daher ein Schritt in die richtige Richtung.

Vorausschauende Einstellungspolitik ist gefragt

Auch die Referendar- und Jungphilologenvertretung (rjv) des bpv sieht die Zahl an Neueinstellungen zunächst positiv. "Wir nehmen mit Freude zur Kenntnis, dass zur Bewältigung der Krise nun auch viele junge Lehrkräfte ihre Chance erhalten und eine Perspektive geboten bekommen", äußert Quirin Borchert, der Vorsitzende der rjv, fügt aber kritisch hinzu: "Mit Blick auf die über 2.500 Bewerber und den zukünftigen Bedarf frustriert es uns dennoch, dass man immer noch keinen Gebrauch macht von den 1.000 im Haushalt für 2025 bereits vorgesehenen Stellen. Unsere Forderung lautet weiterhin: jetzt vorausschauend die guten Lehrkräfte an den Staat binden - in allen Fächern."

Kritik am Förderprogramm

Gemischte Gefühle bleiben auch, was die zusätzliche Aufgabe der von allen Seiten geforderten Förderung angeht: Dazu erhält jedes Gymnasium über die dritte Phase des Förderprogramms gemeinsam.Brücken.bauen Lehrerstunden, die zweckgebunden als Förderunterricht stattfinden sollen. "Das passgenaue und individuelle Aufholen von Lernrückständen braucht Zeit und Ressourcen. Eine ganze, zusätzliche Lehrerstelle pro Schule war in unseren Augen das Minimum", erklärt Schwägerl und fährt fort: "Wir reden im Förderprogramm ab Herbst aber nur von etwa einer halben Lehrerstelle pro Schule im Durchschnitt. Das ist gut, aber nicht genug. Nach der langen Zeit des Distanz- und Wechselunterrichts müssen die Lernenden im nächsten Schuljahr noch stärker in den Fokus genommen werden. Zudem liegt die Personalgewinnung für die zusätzlichen Unterrichtsstunden bei den Schulen. Das ministerielle Schreiben führt die befristete Anstellung von externen Aushilfskräften an oder eine Zuteilung von Mehrarbeit an Stammlehrkräfte. Wir haben hier die Neueinstellung von qualifizierten Lehramtsabsolventen auf Planstellen gefordert. Diese Chance wurde leider nicht genutzt."

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Philologenverband (bpv) Ulrike Schneider, Pressestelle Arnulfstr. 297, 80639 München Telefon: (089) 7461630, Fax: (089) 74616350

(sf)

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