Pressemitteilung | Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V. - Bundesverband

Ulla Schmidt irrt beim Thema Ärzteflucht / Henke: Politik für Ärzteflucht mitverantwortlich

(Berlin) - Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) widerspricht Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die in einem aktuellen Schreiben an die Abgeordneten der Großen Koalition (s. Anlage) suggeriere, dass eine Abwanderung deutscher Ärzte ins Ausland nicht stattfinde. „Das deutsche Gesundheitswesen leidet unter einer anhaltenden Ärzteflucht ins Ausland. Daran ändern auch irreführende Briefe der Bundesgesundheitsministerin nichts“, erklärte der 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke. Nach offiziellen Angaben der Bundesärztekammer belief sich die Zahl aus Deutschland abgewanderter Ärzte im Jahr 2001 auf rund 1 400, während sie im Jahr 2007 auf über 2 400 anstieg.

Der MB-Vorsitzende machte für den massiven Rückzug der Ärzte aus Deutschland insbesondere die enttäuschende Gesundheitspolitik verantwortlich, die seit Jahren auf Reglementierung und Budgetierung setze und in der Konsequenz Rationierung provoziere. Henke: „Schon die unzureichende Refinanzierung der Tariflohnsteigerungen führt dazu, dass die Ärztinnen und Ärzte seit etlichen Jahren kein international konkurrenzfähiges Einkommen erhalten. Das politische Spardiktat hat auch dazu geführt, dass die Mediziner unter einer zunehmenden Aufgaben- und Leistungsverdichtung leiden.“ Es wundere deshalb nicht, dass immer mehr deutsche Ärzte ins Ausland flüchten, wo geregelte Arbeitszeiten und deutlich bessere Einkommen geboten würden.

Irreführend sei es von Frau Schmidt zudem, die Zahl der abgewanderten Ärzte mit der der zugewanderten zu vergleichen, da Arzt nicht gleich Arzt sei. Häufig führe bereits der Sprachunterschied von Ärzten aus Osteuropa zu begrenzten Einsatzmöglichkeiten bei der medizinischen Versorgung in Deutschland. Henke: „Es ist schlicht volkswirtschaftlicher Irrsinn, für ein Medizinstudium hierzulande rund 250 000 Euro an Steuergeldern aufzuwenden, um die hier teuer und sehr gut ausgebildeten Ärzte dann mit schlechten Arbeitsbedingungen ins Ausland zu vertreiben.“ Ziel der Bundesregierung müsse es sein, die Arbeitsbedingungen für Ärzte zu verbessern um die sehr gut ausgebildeten Mediziner auch hierzulande halten zu können. Der Zuzug ausländischer Ärzte auf hohem Niveau berge hingegen die Gefahr, dass die schlechte Arbeitssituation hierzulande zementiert werde.

Quelle und Kontaktadresse:
Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V. - Bundesverband Pressestelle Reinhardtstr. 36, 10117 Berlin Telefon: (030) 746846-0, Telefax: (030) 746846-16

(el)

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