Unternehmerverband Mittelhessen fordert stabile Strompreise und mutige Reformen im Sozialsystem
(Wetzlar. Herborn) - Zum jährlichen Vortragsabend konnte der Unternehmerverband Mittelhessen zahlreiche Besucherinnen und Besucher in der Kulturscheune Herborn begrüßen. Der Vorsitzende Klaus-Achim Wendel eröffnete die Veranstaltung und hieß die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung herzlich willkommen. Zu Beginn seiner Ansprache nahm der Unternehmer Bezug auf die aktuellen politischen Rahmenbedingungen, die die heimischen Unternehmen zunehmend unter Druck setzen. Er verwies auf die hohen Stromkosten und steigenden Sozialabgaben. Diese Faktoren treiben zahlreiche Betriebe an die Belastungsgrenze und beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie spürbar. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung von Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit.
„Wenn wir über die Gegenwart oder die Zukunft sprechen, führt kein Weg daran vorbei: Die Energiefrage bleibt eine unserer größten Herausforderungen“, begann der Vorsitzende. Deutschland gehöre zu den fünf teuersten Stromstandorten weltweit und die Folgen seien spürbar: „Investitionen werden gestoppt, Unternehmen verlieren Planungssicherheit, Arbeitsplätze geraten in Gefahr. Zum Beispiel wird das Traditionsunternehmen Buderus Edelstahl aufgrund dieser Rahmenbedingungen in seiner jetzigen Form nicht mehr weiterbestehen - Arbeitsplatzverluste und die Aufgabe ganzer Standorte sind also bereits Realität und nicht mehr nur reine Theorie. Es bedarf endlich stabiler und planbarer Energiepreise, Entlastungen bei den unterschiedlichen Abgaben sowie eine faire Verteilung der Netzentgelte, um energieintensiven Betrieben die Chance zu geben, wieder international konkurrenzfähig zu werden.“
Auch das Sozialsystem stehe unter Druck, so Wendel weiter: „Mit einer Abgabenlast von inzwischen deutlich über 40 Prozent zählt Deutschland zu den teuersten Standorten weltweit. Ohne Reformen drohen bis 2030 Beitragssätze von 45 Prozent – mit erheblichen Risiken für Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit.“ Fehlanreize im Bürgergeld, die abschlagsfreie Rente mit 63 und Missbrauch bei unterschiedlichen Sozialleistungen verstärken diese Belastung. „Unser Ziel muss sein, das Bürgergeld konsequent zu reformieren und durch strukturelle Änderungen in Rente, Kranken- und Pflegeversicherung, die Sozialversicherungsbeiträge zeitnah wieder unter 40 Prozent zu bekommen“, betonte der Unternehmer. Weiterhin gewinne momentan das Thema Verteidigungsfähigkeit stark an Bedeutung. „Dabei geht es für die heimischen Unternehmen auch um die Möglichkeit, schwache Konjunktur durch sicherheitsrelevante Aufträge auszugleichen. Wir brauchen beispielsweise mehr Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft, um zukunftsorientierte Forschung zu ermöglichen. Zivilklauseln blockieren wichtige Innovationen, obwohl zahlreiche der uns bekannten und genutzten Alltagstechnologien aus militärischer Forschung stammen. Deutschland braucht endlich mutige Reformen und entschlossenes Handeln – bei Energie, im Sozialsystem und bei der Sicherheit“, schloss der Vorsitzende.
Anschließend referierte Prof. Dr. Silke Borgstedt zum Thema „Von den Boomern bis zu Gen Z – Wie verschiedene Generationen ticken“. Die Geschäftsführerin des SINUS-Instituts Berlin nahm die Gäste mit auf eine kleine Reise durch deutsche Haushalte und stellte interessante Bezüge verschiedener Generationen zu deren Lebensweisen und Einstellungen her. In diesem Zusammenhang stellte sie sich der Frage: Was verbindet und was trennt Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen eigentlich? „Die Werte und Wünsche einer Generation verschwinden nicht einfach, sondern werden in der Gesellschaft zusammensortiert. Jeder Mensch ist von einer bestimmten Zeit, Wahrnehmung und unterschiedlichen Lebenswelten geprägt. Natürlich kommen so neue Werte und neue Wünsche zum Vorschein, die sich aber im Kern mit denen älterer Generationen doch überschneiden“, so die Expertin für Markt- und Sozialforschung, die zum Ende eine klare Botschaft vermittelt: „Junge Menschen haben sich trotz aller äußeren, weltpolitischen Umstände eines der wichtigsten Potentiale bewahrt: Zukunftsoptimismus. Sie glauben daran, dass sie die Zukunft gestalten und Herausforderungen meistern werden. Und das ist doch ein hoffnungsvoller Ausblick.“
Quelle und Kontaktadresse:
VhU - Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. - Geschäftsstelle Mittelhessen, Janina Hill, Pressesprecher(in), Elsa-Brandström-Str. 5, 35578 Wetzlar, Telefon: 06441 7008-0