USA setzen neuen Meilenstein: Gesundheitsbehörde stoppt gezielte Tierversuchs-Förderung
(Bergisch Gladbach) - Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich erfreut über die Entscheidung der US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH), ab Juli 2025 keine Fördertöpfe mehr für Forschungsprojekte auszuschreiben, die ausschließlich auf Tierversuchen basieren. Die NIH ist die weltweit größte staatliche Förderinstitution für biomedizinische Forschung und setzt damit künftig konsequent auf tierversuchsfreie, menschenrelevante Methoden.
Die Ankündigung erfolgte auf einem Workshop am 7. Juli 2025, bei dem Vertreter von NIH, der US-Arzneimittelbehörde FDA und weiteren Behörden über Strategien zur schnellen Einführung moderner, humanbasierter Testverfahren diskutierten. Im Mittelpunkt stand die „FDA Roadmap to Reducing Animal Testing in Preclinical Safety Studies“, ein Strategiepapier für den Ausstieg aus Tierversuchen in der Medikamentenentwicklung. Die NIH spielt dabei eine Schlüsselrolle, indem sie die Entwicklung, Validierung und Implementierung innovativer, tierversuchsfreier Methoden fördert und koordiniert.
Die NIH schrieb bisher unter anderem Fördermittel aus, die gezielt den Einsatz von Tieren, etwa Affen für HIV-Experimente oder gentechnisch veränderte Mäuse, forderten. Mit der neuen Regelung wird es solche Förderprogramme nicht mehr geben. Das dürfte dazu führen, dass weniger Tiere in Experimenten verwendet werden, da Wissenschaftler ihre Studien künftig anders planen.
„Wir hoffen, dass die NIH als logischen nächsten Schritt verbindlich vorschreiben wird, dass zukünftig in allen Förderanträgen ausschließlich tierversuchsfreie Methoden berücksichtigt werden müssen“, sagt Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche.
Dr. Nicole Kleinstreuer, kommissarische NIH-Vizedirektorin, machte deutlich, dass die NIH ihre Ziele, insbesondere die Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit, mit veralteten Tierversuchen nicht erreichen könne. Sie betonte, dass nur neue Technologien, Transparenz und Innovation Fortschritt bringen. Zudem wies sie darauf hin, dass die NIH nicht nur in tierversuchsfreie Methoden investiert, sondern auch die nötigen Strukturen und Partnerschaften schafft, um einen dauerhaften Wandel zu sichern. Die NIH verpflichtet sich, die Entwicklung und dauerhafte Implementierung tierversuchsfreier Methoden zu fördern. Das bedeutet, dass die gesamte Forschungslandschaft in den USA auf moderne, humanbasierte Technologien umgestellt werden soll. Dazu wurde ein neuer NIH-Fachbereich angekündigt, der Innovation, Validierung und Anwendung tierversuchsfreier Methoden institutionell verankern soll.
Auch die FDA sieht Tierversuche kritisch. Dr. Tracy Beth Høeg , Senior Advisor der FDA, erklärte, dass Tiere schlechte Prädiktoren für menschliche Reaktionen sind und dass der Großteil der Medikamente, die im Tierversuch erfolgreich getestet wurden, später beim Menschen versagen. Besonders hob sie hervor, dass bei der Entwicklung von monoklonalen Antikörpern, einer spezifischen Art von Medikamenten, pro Wirkstoff meist 144 Affen eingesetzt werden – was sehr hohe Kosten bedeutet. Trotzdem haben diese Tests keine prospektive Aussagekraft über Sicherheit oder Wirksamkeit der Medikamente.
Mit diesen Maßnahmen setzen die USA weltweit neue Maßstäbe für eine ethische und moderne Forschung ohne Tierversuche. Ziel ist eine robuste Infrastruktur für tierversuchsfreie Methoden, damit ein Rückfall in alte Modelle ausgeschlossen bleibt.
Dr. Filipova kritisiert: „Während die USA entschlossen und mit großem Tempo in Richtung Zukunft gehen und die Finanzierung von Tierversuchen massiv zurückfahren, fließen in Deutschland nach wie vor über 99 % der öffentlichen Gelder für biomedizinische Forschung in Projekte mit Tierversuchen.“ Es sei höchste Zeit, dass die Bundesregierung ihre Förderpolitik grundlegend und dringend ändere – sonst drohe Deutschland im internationalen Wettbewerb um innovative und ethisch verantwortungsvolle biomedizinische Forschung den Anschluss zu verlieren. „Wir fordern, dass die öffentlichen Mittel auch in Deutschland endlich konsequent in tierversuchsfreie, zukunftsweisende Methoden investiert werden“, schließt Filipova.
Quelle und Kontaktadresse:
Ärzte gegen Tierversuche e.V., Lustheide 85, 51427 Bergisch Gladbach, Telefon: 02204 99902-0