vbw: EU-Standards müssen auch zukünftig für das Vereinigte Königreich gelten / Brossardt: "Ungeregelter Austritt hätte in Zeiten der Corona-Krise drastische Folgen"
(München) - Die vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. appelliert in den aufgenommenen Brexit-Verhandlungen an alle Parteien, zügig zu einem Ergebnis zu kommen. "Neben den inhaltlichen Hürden ist aufgrund der Corona-Krise die Zeit denkbar knapp. Die Wirtschaft ist durch die pandemiebedingte Unterbrechung der Liefer- und Wertschöpfungsketten bereits massiv belastet. Ein ungeregelter Austritt Großbritanniens hätte bei einem Ende der Übergangsphase ohne Folgeabkommen drastische Konsequenzen. Beide Seiten sind Verlierer, wenn die Verhandlungen scheitern", so vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Nach Ansicht der vbw darf es in den Verhandlungen, gerade wegen der ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Situation, nicht zu einer Rosinenpickerei seitens Großbritanniens kommen: "Die EU-Standards, beispielsweise in der Klima- und Umweltpolitik oder beim Verbraucherschutz, müssen auch zukünftig für das Vereinigte Königreich gelten, sonst kommt es zu untragbaren Wettbewerbsverzerrungen für die EU", mahnt Brossardt und fordert mit Nachdruck ein umfassendes Partnerschafts-, Investitions- und Handelsabkommen. "Der freie Austausch von Waren, Dienstleistungen und Kapital sowie die Personenfreizügigkeit müssen so weit wie möglich liberalisiert werden. Steigende Zollkosten und Verzögerungen im Gütertransport darf es nicht geben. Auch der Dienstleistungsverkehr muss weit über die WTO-Verpflichtungen hinausgehen", fordert Brossardt.
Großbritannien ist ein wichtiger Handelspartner und belegt Platz sechs der wichtigsten Exportländer Bayerns. Der Freistaat exportierte im Jahr 2019 Waren im Wert von rund 12,5 Milliarden Euro in das Vereinigte Königreich. Gegenüber 2018 sanken die Exporte nach Großbritannien um 2,6 Prozent. Auch in diesem Jahr setzt sich der Trend fort. So nahmen in den ersten beiden Monaten 2020 die bayerischen Exporte in das Vereinigte Königreich um 24,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab.
Das Vereinigte Königreich ist ebenfalls ein wichtiger Investitionsstandort bayerischer Unternehmen. Mehr als acht Prozent der ausländischen Direktinvestitionen befinden sich in Großbritannien, dahinter stehen 461 Betriebe mit rund 70.000 Beschäftigten.
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