VCD-Aktion „Maut-Flucht stoppen" / 2.000 Beschwerden über Lkw-Ausweichverkehr eingegangen: VCD fordert Ausweitung der Maut
(Berlin) - Fast sieben Monate nach dem Start der Aktion „Maut-Flucht stoppen!" sind beim Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) rund 2.000 Beschwerden über stark gestiegenen Lkw-Verkehr auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen eingegangen. Der Umwelt- und Verbraucherverband hatte Betroffene aufgerufen, mittels eines Fragebogens Straßen zu melden, auf denen der Schwerlastverkehr seit Einführung der Lkw-Maut zugenommen hat. Besonders betroffen vom Ausweichverkehr sind nach Auswertung des VCD 39 Bundes- sowie 22 Landes- und Kreisstraßen. Anwohner zahlreicher weiterer Straßen beklagen erhöhtes Lkw-Aufkommen.
Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender: „Viele schwere Lkw nutzen Ausweichrouten, um die Autobahnmaut zu umgehen. Mehr Lärm und Abgase sowie erhöhte Unfallgefahr sind die Folgen, die die Menschen vielerorts zu spüren bekommen. Das Problem muss flächendeckend gelöst werden, und zwar durch die Ausweitung der Maut auf alle Straßen. Der VCD fordert die kommende Bundesregierung auf, diesen Schritt anzugehen, auch auf europäischer Ebene."
Die in Arbeit befindliche Änderung der Straßenverkehrsordnung, die den Verkehrsbehörden der Länder die Anordnung von Verkehrsbeschränkungen für schwere Nutzfahrzeuge erleichtern soll, greife zu kurz. Auch die von Bundesverkehrsminister Stolpe für 2006 angekündigte Bemautung einiger weniger Ausweichstrecken werde dem Problem nicht gerecht. „Der Leidensdruck der Menschen ist bereits sehr groß. Da hilft kein Stückwerk", sagt Gehrmann.
Über 70 Prozent der Betroffenen, die sich mit einem ausgefüllten Fragebogen beim VCD gemeldet haben, fühlen sich sowohl tagsüber als auch nachts durch stark angestiegenen Lkw-Verkehr belästigt. Bei der Frage, was sie vorrangig störe, gaben 92 Prozent Lärm, 77 Prozent Abgase, 63 Prozent höhere Unfallgefahr, 57 Prozent Erschütterungen und 46 Prozent Staus an (Mehrfachnennungen waren möglich). Um die Belastungen durch Ausweichverkehr ebenso zu verringern wie die negativen Folgen des Straßengüterverkehrs insgesamt, ist nach Ansicht des VCD eine umfassende Weiterentwicklung der Lkw-Maut notwendig.
Heidi Tischmann, Verkehrsreferentin des VCD: „Bisher trägt die Maut kaum zur Entlastung der Straßen bei. Denn es ist immer noch billiger, Güter mit dem Lkw statt mit der Bahn zu transportieren. Damit es zur Vermeidung von Leerfahrten und unsinnigen Transporten sowie einer spürbaren Verlagerung auf die umweltfreundlichere Schiene kommt, muss die Lkw-Maut bis zum Jahr 2010 schrittweise auf durchschnittlich 45 Cent pro Kilometer erhöht werden."
Außerdem müssten Lkw ab 3,5 Tonnen in die Maut einbezogen werden, um einem problematischen Trend Einhalt zu gebieten: Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes sei die Zahl der neu zugelassenen Nutzfahrzeuge, die weniger als zwölf Tonnen schwer und damit mautfrei sind, im ersten Halbjahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr um fast 37 Prozent gestiegen.
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband
Kochstr. 27, 10969 Berlin
Telefon: 030/2803510, Telefax: 030/28035110
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