VCD zur Verkehrsunfallstatistik 2004 / 500 Tote und über 35.000 Verletzte jeden Monat auf deutschen Straßen
(Berlin) - Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) hat angesichts der am 24. Februar vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen über Verkehrsunfälle im Jahr 2004 vor allzu euphorischen Reaktionen gewarnt. Zwar sei der Rückgang von Verkehrstoten und -verletzten ohne Zweifel erfreulich. Doch die absoluten Zahlen machten erschreckend klar deutlich, dass der Verkehr in seiner derzeitigen Form nach wie vor einen extrem hohen Blutzoll verlange und gesellschaftlich so nicht tragbar sei.
Hermann-Josef Vogt vom VCD-Bundesvorstand: Jeden Monat werden 500 Menschenleben auf deutschen Straßen ausgelöscht. Über 35.000 Menschen werden verletzt, viele davon schwer. Dieses große Leid muss aufrütteln. Zum Vergleich: Die Zahl der 2004 im Straßenverkehr verletzten 439.000 Menschen entspricht fast der Einwohnerzahl einer Großstadt wie Dresden. Doch anstatt daraus die Konsequenz zu ziehen, dass wir unsere Mobilität anders organisieren müssen, werden die Zahlen mit den noch schlechteren Werten des Vorjahres verglichen und fast erleichtert zur Kenntnis genommen. Das ist jedes Jahr wieder ein Skandal."
Aus Sicht des VCD ist dringend ein neuer Ansatz in der Verkehrspolitik erforderlich, und zwar die *Vision Zero - Null Verkehrstote', die bereits in einigen europäischen Ländern umgesetzt werde. Nach der Philosophie von Vision Zero müssen die begrenzten menschlichen Fähigkeiten zum Maß aller Dinge im Verkehr werden. Diesen Paradigmenwechsel brauchen wir auch in Deutschland", fordert Vogt.
Nordrhein-Westfalen hat als erstes Bundesland Vision Zero in das aktuelle Verkehrssicherheitsprogramm aufgenommen und sich ein konkretes Minderungsziel gesetzt. Bis 2015 soll die Zahl der im Verkehr Getöteten dort halbiert werden. Auch einige Kommunen suchen bereits nach Umsetzungsmöglichkeiten. Doch die Bundesregierung erkennt die Zeichen der Zeit nicht und ruht sich auf Statistiken aus", kritisiert Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. "Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland bei der Zahl der Verletzten immer noch sehr schlecht ab. Der Bund muss sich unbedingt bewegen, denn in vielen Bereichen hat er die Gesetzgebungskompetenz für Verkehrsbelange."
Vision Zero bedeute eine Vielzahl von Maßnahmen in allen Bereichen, von der Gesetzgebung über den Straßen- und Fahrzeugbau bis hin zur Mobilitätserziehung. Dabei stünden zwei Ziele im Vordergrund: Zum einen müsse die Geschwindigkeit auf allen Straßen gesenkt werden, damit Unfälle weniger drastische Folgen hätten. Zum anderen führe kein Weg an der Verkehrsverlagerung vom Auto auf die viel sichereren Verkehrsmittel des Umweltverbundes vorbei.
Denn bezogen auf die Transportleistung sei das Risiko, mit dem Auto tödlich zu verunglücken, im langjährigen Mittel zwölf mal so hoch wie bei der Bahn. Busse und Straßenbahnen seien noch mal um den Faktor drei sicherer als die Schiene. Zugleich bedeute weniger Autoverkehr geringere Verletzungsgefahr für Fußgänger und Radfahrer. Lottsiepen: Jeder Weg, der nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß, mit dem Rad, per Bus oder Bahn zurückgelegt wird, bedeutet damit nicht nur einen Gewinn für die Umwelt, sondern eben auch für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer."
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband
Kochstr. 27, 10969 Berlin
Telefon: 030/2803510, Telefax: 030/28035110
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