Pressemitteilung | ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

ver.di fordert Absage planbarer Eingriffe in Krankenhäusern und ein klares Signal, dass die Überlastung der Pflegekräfte ernsthaft angegangen wird

(Berlin) - Angesichts der steigenden Zahl an Covid-19-Erkrankungen fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) eine rasche und konsequente Vorbereitung der Krankenhäuser auf die Aufnahme zusätzlicher Patientinnen und Patienten. "Angesichts der rasanten Ausbreitung der Pandemie müssen die Krankenhäuser elektive, also planbare Eingriffe schnellstmöglich herunterfahren", forderte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. "Wirtschaftliche Erwägungen dürfen hier keine Rolle spielen. Die Bewältigung der Pandemie und die Rettung von Menschenleben stehen ganz klar an erster Stelle." Um zu ermöglichen, dass die Krankenhäuser Kapazitäten freihalten und dabei nicht in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sollten das Finanzierungssystem über Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRG) während der Pandemie ausgesetzt und alle notwendigen Ausgaben vollständig refinanziert werden.

Während sich die Krankenhäuser in technischer Hinsicht gut auf die zweite Welle vorbereitet hätten, drohten insbesondere beim Pflegepersonal Engpässe. "Die Pflege ist das Nadelöhr. Jetzt kommt es erneut auf das Engagement der Beschäftigten in der Pflege an", sagte Bühler, die bei ver.di für das Gesundheitswesen zuständig ist. "Diese brauchen jetzt ein klares Signal, dass die Politik die seit Jahren bestehende Überlastung endlich ernsthaft angeht." Das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat und ver.di gemeinsam entwickelte Instrument zur Personalbemessung in der Krankenhauspflege, die PPR 2.0, müsse von der Bundesregierung kurzfristig auf den Weg gebracht werden. Gleiches gelte für das im Auftrag der Pflegeselbstverwaltung erstellte Personalbemessungsinstrument für die stationäre Altenpflege. "Das würde bei den Beschäftigten Vertrauen schaffen, dass die Entlastung tatsächlich kommt. Auf dieser Grundlage könnten Teilzeitkräfte zur Aufstockung ihrer Arbeitszeiten und Pflegekräfte, die aus dem Beruf geflohen sind, zur Rückkehr bewegt werden."

Das von einigen Akteuren geforderte Aussetzen der Pflegepersonaluntergrenzen im Krankenhaus lehnt ver.di vehement ab.
"Die Untergrenzen sichern nur eine Versorgung auf Mindestniveau. Sie pauschal auszusetzen, war schon im Frühjahr falsch, und das wäre es auch jetzt", sagte Bühler. Zum einen erlaube die betreffende Verordnung ohnehin, dass die Untergrenzen bei einer starken Erhöhung der Patientenzahlen vorübergehend nicht eingehalten würden. Zum anderen gelte es gerade jetzt, die Gesundheit der Beschäftigten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen zu schützen. "Niemand weiß, wie lange die angespannte Situation anhält. Die Beschäftigten müssen gesund bleiben, sonst droht der Kollaps." Bühler kritisierte, dass es bereits jetzt Pflegekräfte gebe, denen eine Quarantäne verordnet worden sei, die aber weiterarbeiten müssten. "Die Arbeitsquarantäne gefährdet sowohl Beschäftigte als auch die vulnerablen Gruppen, also Patienten, Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung. Das ist fatal."

Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Richard Rother Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Telefon: 030 6956-0, Fax: 030 6956-3001

(cl)

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