ver.di schließt Tarifvertrag mit REWE ab / Bewegung im Tarifkonflikt Einzelhandel
(Berlin) - In die seit einem Jahr ergebnislos verlaufenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel kommt Bewegung. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) gab am 3. April 2008 den Abschluss eines Tarifvertrages für die 90.000 Beschäftigten der REWE-Gruppe bekannt. Der Vorschalttarifvertrag gilt bis zum Abschluss eines neuen Flächentarifvertrages.
Der Rewe-Tarifvertrag sieht eine Erhöhung der Löhne und Gehälter rückwirkend ab 1. Januar 2008 um drei Prozent vor. Für 2007 gibt es 50 Euro für jeden Monat des tariflosen Zustandes. Zudem wurde eine zusätzliche Jahressondervergütung in Höhe von 12,5 Prozent des individuellen monatlichen Tarifentgelts vereinbart. Im Gegenzug fallen die Samstagszuschläge je nach Tarifgebiet von 14:00, 14:30 bzw. 15:30 Uhr bis 18:30 Uhr weg. Allerdings werden nunmehr erstmals alle Samstage, auch die vier vor Weihnachten, ab 18:30 zuschlagspflichtig. Die Zuschlagregelung von Montag bis Freitag ab 18:30 sowie die Nachtarbeitszuschläge bleiben unverändert. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30.4.2009. Er unterliegt einer Erklärungsfrist beider Seiten. Die Rewe-Tarifkommission bei ver.di und die regionalen Flächentarifkommissionen werden kurzfristig darüber beraten und entscheiden.
"Der Tarifabschluss mit REWE zeigt, dass eine Einigung sehr wohl möglich ist. Es gibt mittlerweile viele Unternehmen, die den tariflosen Zustand beenden wollen", sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane. Sie habe den Eindruck, dass die Hardliner im Arbeitgeberlager nach einem Jahr fruchtloser Verhandlungen in der Minderheit seien.
Mönig-Raane fordert die regionalen Arbeitgeberverbände auf, "mit einem anständigen Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren."
Die Chance, in NRW als Pilotbezirk zu einem Abschluss zu kommen, hätten die Arbeitgeberverbände HDE und BAG nicht genutzt. Stattdessen präsentierten sie erneut und verschärft ihre Forderungen nach Streichung und Absenkung von Zuschlägen und reallohnsenkenden Lohn-und Gehaltserhöhungen.
"Solche Zumutungen zeigen die mangelnde Wertschätzung der Beschäftigten und ihrer Arbeit", sagte Mönig-Raane. Gewerkschaften seien nicht dazu da, materielle Verschlechterungen für ihre Mitglieder abzusegnen. Die anderen regionalen Arbeitgeberverbände seien nun gefordert, eine Kehrtwende zu machen zu gerechten Tarifverträgen.
Am Dienstag wurde ein neuer Verhandlungstermin für den 21. April in Baden-Württemberg vereinbart. "Dem sollten nun auch die anderen regionalen Arbeitgeberverbände schnellstens folgen und verhandlungsfähige Angebote vorlegen", hieß es bei ver.di.
Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V., Bundesvorstand
Harald Reutter, Pressesprecher
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: (030) 69560, Telefax: (030) 69563956
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