Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI)

Verbrauchern droht ein Kakao-Monopoly / Spekulationen an den Börsen treiben Kakaopreise in die Höhe - Schokoladenpreise nicht absehbar

(Bonn) - Der Preis für den Rohstoff Kakao von derzeit umgerechnet fast 2.200 Euro je Tonne befindet sich zurzeit auf dem höchsten Niveau seit 1977. Die Gründe dafür liegen zwar auch in Ernteschwankungen der letzten Jahre. Einen deutlich stärkeren Anteil daran hat eine von Spekulationen getriebene Entwicklung, die nun auch die Rohstoffmärkte erfasst hat. Die Schokoladenpreise sind daher nicht mehr absehbar.

Der Kakaopreis erlebte im Jahre 2009 ungeahnte Höhen. Er ist auf den Warenterminbörsen in New York und London auf fast bis zu 2.200 Euro/t gestiegen. Schuld ist eine Verlagerung des Börsengeschäftes auf Rohstoffzertifikate. Spekulanten, Banken und Fonds glauben z.Zt. auf den Rohstoffmärkten deutlich höhere Gewinne erzielen zu können als mit anderen Investments. Das niedrige Zinsniveau trägt mit dazu bei, dass auch deutsche Banken am Spekulationskarussell teilnehmen und ihren Anlegern bessere Renditen auf den Rohstoff-Märkten versprechen. Hier werden Produkte wie Rohöl, Gold und Kupfer gleichermaßen gehandelt wie Weizen, Mais, Reis, Kaffee und auch Kakao.

Dass Lebensmittel-Rohstoffe zunehmend Ziel von Börsenspekulationen wurden, hat selbst Papst Benedikt XVI. bei der Welternährungskonferenz in einem eindringlichen Appell an die Weltgemeinschaft verurteilt und die Gleichsetzung von Nahrungsmitteln mit anderen Waren und die damit verbundene spekulative Profitsucht scharf kritisiert.

"Der Kakaopreis ist dieses Jahr geradezu in die Höhe geschnellt und das ist eine besorgniserregende Entwicklung", meint Dr. Torben Erbrath, Geschäftsführer der Fachsparte Schokolade im Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). "Der Preis für Schokoladenprodukte blieb dagegen auf nahezu gleichem Niveau. Die Verbraucher profitieren derzeit noch vom Preiskampf im deutschen Einzelhandel und die dadurch weiterhin günstigen Preise für Schokolade. Folglich hat der durch Marktspekulationen beeinflusste hohe Kakaopreis für die Verbraucher noch keine erkennbaren Auswirkungen. Ob dies so bleibt, ist angesichts der spekulativ getriebenen Höchstpreise für Kakao aber nicht absehbar”, so Dr. Erbrath.

Nach Einschätzung von Finanzexperten soll der Rohkakaopreis trotz guter Ernte hoch bleiben. Und das hat nichts mehr mit herkömmlichen Marktmechanismen zu tun: Die Kakao- und Schokoladenindustrie war bislang geprägt vom Markt regulierenden Wechselspiel von Angebot und Nachfrage.

Das Angebot ist derzeit hoch, die Nachfrage ließ in diesem Jahr nach. Neuen Schätzungen zufolge wird die Ernte im Hauptanbauland Elfenbeinküste auf bis zu 1,4 Mio. t steigen, nach 1,2 Mio. t. im Erntejahr 08/09. Die Kakaovermahlung ging hingegen in den ersten drei Quartalen 2009 zurück, in Europa um 7,9 Prozent, in Deutschland um 9,1 Prozent.

Wird der Rohkakaopreis nun willkürlich von Investoren und Spekulanten in die Höhe getrieben, dann nähern wir uns Verhältnissen, wie wir sie bereits bei Rohöl, Gold, Mais und Getreide kennen. Es bleibt dann zu befürchten, dass sich die Verbraucher auf deutlich größere Preisschwankungen bei Schokoladenerzeugnissen einstellen müssen.

"Hat die Schokolade es aber verdient, dass ihr das gleiche Schicksal droht wie z.B. Rohöl- und dem Benzin-Preis? Schokolade zum Tagespreis - heute rauf, morgen runter? Hier wird Monopoly mit Lebensmittel-Rohstoffen gespielt. Den Verbrauchern wird dafür jedes Verständnis fehlen”, meint Dr. Erbrath.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) Dr. Torben Erbrath, Pressesprecher Schumannstr. 4-6, 53113 Bonn Telefon: (0228) 260070, Telefax: (0228) 2600789

(mk)

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