Verbrauchsorientierter Energiepass ist wirtschaftlicher Nonsens
(Stuttgart) - Die Aussagekraft eines verbrauchsorientierten Energiepasses ist gleich null, kritisierte Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle die Ankündigung des Bundeswirtschafts- und des Bundesbauministeriums, künftig parallel Gebäudeenergieausweise zuzulassen, die entweder auf dem Verbrauch oder auf dem Bedarf basieren.
Möhrle hält dies für eine sinnlose Verschwendung von Mitteln: Da wird nicht nur dem Gebäudebesitzer, sondern auch potenziellen Mietern Sand in die Augen gestreut. Es sage einem doch der klare Menschenverstand, dass ein berufstätiger Single in der Dreizimmer-Wohnung weniger Energie verbrauche, als beispielsweise die junge Familie als Nachmieter oder ein Rentnerehepaar, das den ganzen Tag zu Hause sei. Ein auf Verbrauchswerten basierender Energieausweis spiegle einzig und alleine das Nutzerverhalten wider, nicht jedoch die Qualität des betreffenden Gebäudes. Möhrle: Es kann ja nicht sein, dass es der Intelligenz des neuen Mieters oder eines Käufers überlassen bleibt, wie er den Energiepass interpretieren soll.
Der Energiepass müsse es dem Verbraucher ermöglichen, so Möhrle in einer Pressemitteilung des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT), den Energiebedarf seines Gebäudes oder seiner Wohnung mit anderen zu vergleichen und auf der Grundlage konkreter Maßnahmenlisten eine wirtschaftliche energetische Modernisierung in Angriff zu nehmen. Dies mit Hilfe verbrauchsbasierter Berechnungen zu planen, wäre aus Sicht des Handwerks geradezu un-seriös.
Eine Wahlmöglichkeit zwischen Verbrauchs- und Bedarfspass sei für den Nutzer irreführend, sagte Möhrle. Er forderte deshalb nachdrücklich, dass ausschließlich der bedarfsorientierte Gebäudeenergieausweis zur Anwendung kommen dürfe: Alles andere wäre wirtschaftlicher Nonsens. In Baden-Württemberg gebe es mit dem freiwilligen Energiesparcheck, den Möhrle als Erfolgsmodell bezeichnete, die Möglichkeit des bedarfsorientierten Vergleichs und der darauf aufbauenden energetischen Sanierung bereits seit 1998.
Der Gebäudeenergieausweis, wie er laut der EU-Richtlinie zur Gebäudeenergieeffizienz eingeführt werden soll, sei ein wichtiges Werkzeug zur Stimulierung des Modernisierungsmarktes. Modernisierungsmaßnahmen an Gebäuden im Bestand, betonte Möhrle, seien die Voraussetzung für die Verbesserung der Energieeffizienz und des Klimaschutzes: Diese Ziele, sind nur über die Ausweisung bedarfsorientierter Standardwerte zu erreichen.
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Baden-Württembergischer Handwerkstag (BWHT)
Eva Hauser, Referentin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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(bl)