Pressemitteilung | Deutsches Komitee für UNICEF e.V.

Verfall der Schulen im Irak / UNICEF legt erste Bestandsaufnahme des Schulsystems vor

(Köln) - Jahrelange Vernachlässigung, Kriegsschäden und Plünderungen haben nach Einschätzung von UNICEF das einst vorbildliche Schulsystem des Irak an den Rand der Funktionsfähigkeit gebracht. Zwar stieg dank internationaler Hilfe die Zahl der Grundschüler von 3,6 Millionen im Jahr 2000 auf heute 4,3 Millionen. Doch Tausende Schulen im Irak sind in so schlechtem Zustand, dass ein vernünftiger Unterricht kaum möglich ist. Mehr als 700 Schulen wurden seit März 2003 durch Bomben und Granaten beschädigt oder zerstört, etwa ein Drittel davon im Großraum Bagdad. Mit dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung nach dem offiziellen Ende des Krieges wurden schätzungsweise 3.400 Schulen geplündert. Dies ist das Ergebnis der ersten vollständigen Bestandsaufnahme von 20.000 Schulen und Bildungseinrichtungen nach dem Krieg, die UNICEF zusammen mit der irakischen Übergangsregierung erstellt hat.

Nach drei Kriegen und zwölf Jahren Sanktionen sind die Schulen im Irak in einem armseligen Zustand:

- Von den rund 14.000 Schulen im Irak sind heute nur gut 11.300 benutzbar. Jede Dritte davon hat jedoch noch nicht einmal einen Wasseranschluss, jede zweite keine Abwasserleitung. Es fehlt an Tischen, Stühlen, Tafeln und anderen Lernutensilien. Der Putz bröckelt von den Wänden, Fenster sind zerbrochen, Dächer undicht.

- Zum neuen Schuljahr stiegen zwar erneut die Schülerzahlen, doch es gibt nicht genug Klassenzimmer. Ein Viertel aller Schulen arbeiten im zwei- oder sogar im Dreischichtbetrieb.

- Irakische Mädchen sind beim Schulbesuch benachteiligt. Unter den 4,3 Millionen Grundschulkindern sind 2,4 Millionen Jungen und 1,9 Millionen Mädchen. In manchen Landesteilen machen Mädchen nur 39 Prozent der Grundschulkinder aus. Wegen der anhaltenden Unsicherheit und des schlechten Zustands der Schulen halten viele Eltern ihre Töchter zu Hause.

Seit 2003 hat UNICEF die Wiederaufnahme des Schulbetriebs und die Reparatur von Schulen im Irak massiv unterstützt. Unmittelbar nach dem offiziellen Ende des Krieges stellte UNICEF 1.000 „Schulen in der Kiste“ zur Verfügung, mit Heften, Stiften und anderen Lernutensilien für jeweils 80 Kinder und druckte für 5,5 Millionen Kinder Examenshefte, damit sie ihre Abschlussprüfungen machen konnten. Ab September 2003 wurden an 8.000 Grundschulen Lern- und Arbeitsmaterialien für 3,6 Millionen Kinder sowie 131.000 Lehrer verteilt.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Komitee für UNICEF e.V. Höninger Weg 104, 50969 Köln Telefon: 0221/936500, Telefax: 0221/93650279

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