Verleger und Buchhändler warnen in gemeinsamer Resolution: Geplantes Urheberrecht gefährdet Bildung und Wissenschaft / Jahrespressekonferenz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels / Umsatzanstieg um 0,9 Prozent / Online-Buchhandel und Verlage im Plus / Rekordhoch bei Titelproduktion / Buchhändlertage beginnen morgen im Berliner Congress Center
(Frankfurt am Main) - Deutsche Buchhändler, Verleger und Zwischenbuchhändler protestieren mit einer gemeinsamen Resolution gegen die aktuelle Urheberrechtsnovelle und fordern die Bundesregierung auf, die Rechte von Autoren und Verlagen zu stärken. Das geplante Urheberrecht gefährdet Bildung und Wissenschaft, erklärte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dr. Gottfried Honnefelder, am 22. Mai 2006 auf der Jahrespressekonferenz der Branchenvertretung in Berlin. Auf Drängen der Bildungs- und Finanzpolitiker seien in die Novelle Beschränkungen des geistigen Eigentums aufgenommen worden wie der Paragraph 52b. Sie gefährden die Arbeitsgrundlage von Autoren und Verlagen, ohne deren Leistungen Bildung und Wissenschaft ihr hohes Niveau nicht halten, geschweige denn erhöhen können. Der Bildungsstandort wird eine mindere Rolle spielen, kritisierte Honnefelder. Die Novellierung des Urheberrechts und dessen mögliche Auswirkungen auf Verlage und Buchhandel werden auch Thema auf den morgen beginnenden Buchhändlertagen 2006 in Berlin sein.
Buchbranche wieder im Plus
Bei der Vorstellung der Wirtschaftszahlen zeigte sich Honnefelder zufrieden: Erstmals seit vier Jahren ist der Umsatz der Buchbranche wieder nennenswert angestiegen. Für die deutschen Verlage war 2005 überwiegend ein gutes Jahr. Der Umsatz der Buchbranche ist 2005 nach Schätzungen des Börsenvereins um 0,9 Prozent angestiegen und liegt bei rund 9,2 Milliarden Euro. Eine Prognose für 2006 wollte Honnefelder nicht abgeben, wies jedoch darauf hin, dass der Branchen-Monitor BUCH für die ersten vier Monate des Jahres ein Plus von einem Prozent in den Vertriebswegen Sortiment, Warenhäuser und E-Commerce aufweist.
Gewinner innerhalb der Absatzkanäle war 2005 der Versandbuchhandel. Er konnte seinen Umsatz um 13,7 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro steigern. Verantwortlich dafür war das Online-Geschäft, hier wurden 2005 geschätzte 633 Millionen Euro umgesetzt, rund 25 Prozent mehr als 2004. Mit 54,8 Prozent des Umsatzes ist der Sortimentsbuchhandel zwar immer noch der größte Absatzkanal von Büchern, allerdings wurden 2005 nur rund 5,02 Milliarden Euro umgesetzt, 0,9 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.
Polen Spitzenreiter bei Lizenzen
Ebenfalls gestiegen sind die Umsätze der deutschen Buchverlage. Sie lagen 2005 um 1,9 Prozent höher als im Vorjahr. Verantwortlich dafür ist insbesondere das Geschäft mit Nebenrechten (plus 17,9 Prozent), eindeutig im Plus lag jedoch auch das Buchgeschäft (plus 1,4 Prozent). Erhöht wurde in diesem Jahr wieder die Titelproduktion, die Zahl der Neuerscheinungen stieg 2005 erneut um 3,9 Prozent auf 89.869 Titel. Auch der Anteil der Übersetzungen stieg leicht an: Waren 2004 noch 7,3 Prozent aller Erstauflagen Übersetzungen, so sind es im vergangenen Jahr 7,9 Prozent gewesen (6.132 Titel). Bei den Lizenzverkäufen standen 2005 erstmals seit sieben Jahren nicht Chinesisch oder Koreanisch an der Spitze: 8,1 Prozent aller Lizenzen gingen 2005 ins polnische Sprachgebiet, 7,4 Prozent ins tschechische. Besonders begehrt sind im Ausland deutsche Kinder- und Jugendbücher (24 Prozent aller Lizenzverkäufe), große Nachfrage gibt es auch nach Ratgebern und Büchern zur Lebenshilfe (22 Prozent).
Beliebt bei den Lesern ist vor allem die Belletristik. Bei den Vertriebswegen Sortimentsbuchhandel, Warenhäuser und E-Commerce hat diese Warengruppe mit 30,7 Prozent den größten Umsatzanteil; 2004 waren es 31 Prozent. Gekauft werden aus diesem Segment vor allem Romane (48,6 Prozent) und Krimis (22,3 Prozent). Gefragt sind außerdem Sachbücher und Ratgeber (16,4 Prozent) und hier insbesondere Bücher aus dem Segment Essen und Trinken (19,5 Prozent) sowie Hobby, Freizeit und Natur (16,5 Prozent).
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