Pressemitteilung | Apothekerverband Nordrhein e.V.

Versicherte erhalten weniger, aber hochwertigere Arzneimittel

(Köln) - Die Ärzte in Nordrhein haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erneut fast 400.000 Rezepte weniger ausgestellt als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das ist ein Rückgang von rund 1,2 Prozent. Dennoch überstieg der Verordnungsumsatz den Vorjahreswert um 5,2 Prozent, das entspricht rund 121,5 Millionen Mark. Diese Zahlen nannte am Freitag (20.7.) der Apothekerverband Nordrhein in Köln.

"Die Ursache für den deutlichen Anstieg liegt aber nicht darin, dass die Ärzte nach der Aufhebung des Arzneimittelbudgets nun völlig hemmungslos verschreiben", betonte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein. Vielmehr seien zuvor unter dem Druck der Budgetierung medizinisch erforderliche Arzneimittel nicht in vollem Umfang verschrieben worden. Preis: "Unter dem jahrzehntelangen Budgetzwang herrschte eine partielle Unterversorgung der Patienten, diese wird nun durch eine Regelversorgung ersetzt." Endlich könnten die Versicherten wieder nach dem neuesten Stand medizinischer Erkenntnisse mit Arzneimitteln therapiert werden.

Vor diesem Hintergrund hält der Verbandsvorsitzende Überlegungen, Boni an Ärzte auszuschütten, die besonders sparsam verordneten, - wie unlängst in Berlin beschlossen - für äußerst problematisch. "Solche Vorgaben bringen die Ärzte in einen ständigen Konflikt zwischen betriebswirtschaftlichem Denken und ärztlicher Ethik", warnte Preis.

Zuzahlungen für Arzneimittel
Viel kritischer als die Verordnungszunahme teurer Medikamente bewertet der Apothekerverband Nordrhein den steigenden Rückgang der von den Versicherten geleisteten Zuzahlungen. Geschäftsführer Uwe Hüsgen: "Waren im ersten Halbjahr 1999 von den verordneten Rezepten rund 50 Prozent von der Zuzahlung befreit, so waren es im Durchschnitt der ersten sechs Monate des laufenden Jahres schon über 55 Prozent." Das entspricht einer Steigerung um zehn Prozent, die allein in Nordrhein einen Fehlbetrag von etwa 21 Millionen Mark verursache. Geld, das den Krankenkassen fehlt.

Der nach Ansicht des Apothekerverbandes sinnvollste Sparansatz ist eine Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes auf Arzneimittel. Thomas Preis: "Diese würde die Kosten für Medikamente sofort drastisch senken." Es sei nicht nachvollziehbar, dass für viele Tierarzneimittel der halbe Mehrwertsteuersatz gelte, bei Medikamenten für Menschen aber der volle Satz erhoben werde. "Hier besteht dringend politischer Handlungsbedarf", forderte Preis. Durch eine Senkung der Mehrwertsteuer könnte die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) um rund 3,5 Milliarden Mark entlastet werden

Arbeitsplatz Apotheke
Die Apotheken sind nach wie vor ein wichtiger Garant für sichere Arbeitsplätze: Die rund 2.560 nordrheinischen Apotheken beschäftigen zur Zeit mehr als 14.500 Mitarbeiter. Dr. Helmut Beichler, stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbandes Köln: "Sie bieten vor allem Frauen wohnortnahe arbeitsplätze, viele davon in Teilzeit." Auch auf dem Gebiet der Ausbildung sind die Apotheker aktiv: Fast jeder zehnte Mitarbeiter ist ein Auszubildender.

Damit leisten die Apotheker einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenknappheit. Allerdings bereite es den Apothekern zunehmend Probleme, entsprechenden Nachwuchs für die Berufe der Pharmazeutisch-technischen Assistentin (PTA) und der Pharmazeutisch-kaufmännischen Assistentin (PKA) zu finden. Besonders besorgniserregend sehen die Apotheker die Tendenz, dass das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) langsam aber stetig seine Unterstützung für die PTA-Lehranstalten zurückfährt. Dr. Beichler: "Trug das Land 1979 noch mit etwa 60 Prozent den größten Teil der Ausbildungskosten an der Kölner PTA-Lehranstalt, so entfallen heute etwa 70 Prozent der Ausbildungskosten auf die Schüler."

In vielen anderen Bundesländern übernähme das Land nach wie vor den größten Anteil an den Ausbildungskosten. Der Apothekerverband Nordrhein appelliert daher nachhaltig an das Land NRW, die anhaltenden Kürzungen, unter denen alle PTA-Lehranstalten leiden, noch einmal zu überdenken.

Die Apotheker fordern aber nicht nur mehr staatliche Unterstützung bei der PTA-Ausbildung, sondern wollen auch selber mehr in diesem Bereich tun. Daher hat der Apothekerverband vor wenigen Wochen einen nordrheinischen PTA-Förderverein mit dem Zweck, die PTA-Ausbildung in Nordrhein zu fördern und zu unterstützen, ins Leben gerufen. Damit soll insbesondere die Attraktivität des Ausbildungsberufes gesteigert und das Lehr- und Fortbildungsangebot für PTA optimiert werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Apothekerverband Nordrhein e.V. Tersteegenstr. 12 40474 Düsseldorf Telefon: 0211/439170 Telefax: 0211/4391717

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