Pressemitteilung | Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS)

Viel versprechender Start in das neue Jahr / Spielwaren-Saison 2002 war echter Spätzünder

(Köln) - Die Hauptsaison des deutschen Spielwarenhandels konzentriert sich auf wenige Wochen. Die heftige, aber ungewöhnlich kurze Saison im vergangenen Jahr konnte das Gesamtjahr jedoch nicht ganz retten. Nach aktuellen Erhebungen des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS) konnte trotz einer kurzen, aber heftigen Saison der Umsatz des Vorjahres in 2002 nicht erreicht werden. Nachdem sich die Branchenumsätze im Jahresverlauf bis etwa Mitte Oktober laut Berichten aller Vertriebsformen im Durchschnitt positiv entwickelt haben, sackte die Nachfrage im Dezember deutlich ab. Erst kurz vor den Festtagen hoben die Verbraucher ihre Kaufzurückhaltung auf. Dies führte zum Teil zu Überlastungen von Verkaufs- und Beratungspersonal sowie Wartezeiten an den Kassen. Die belebende Wirkung kam jedoch zu spät, um die Vorjahreswerte noch zu erreichen. Insgesamt geht der BVS von einem leichten Umsatzrückgang der Branche über alle Vertriebswege aus, wobei sich die verschiedenen Handelsformen höchst unterschiedlich entwickelt haben. Der klassische Spielwaren-Fachhandel musste nach ersten Trendberichten im Durchschnitt ein einstelliges Minus hinnehmen, während die filialisierenden Fachmarktvertriebsformen und Discounter zu den Gewinnern zählten. Diese Marktanteilszuwächse wurden jedoch durch massive Preiszugeständnisse erkauft. Einen positiven Trend verzeichnen auch die Versandhandels- Vertriebsformen, zu denen auch der Internet-Vertrieb gezählt wird.

Reformstau bremst Kauflust-Spielwarenhandel mit gedämpftem Optimismus für 2003

Der politische Ernst der Lage vermiest den Konsumenten die Kauflust - die wirtschaftliche Lage der Bundesrepublik bleibt angespannt. Trotzdem geht der Spielwaren-Einzelhandel mit gedämpftem Optimismus in das neue Jahr. Eine aktuelle Erhebung des BVS bei allen Vertriebswegen für Spielwaren zeigen eine positive Erwartungshaltung: 70 Prozent aller Betriebe rechnen mit einer zumindest gleich bleibenden Umsatzentwicklung, 20 Prozent erwarten sogar eine Verbesserung. Bei der Entwicklung der unterschiedlichen Sortimentsbereiche rechnen 60 Prozent des Handels mit einer Stabilisierung der klassischen Spielwaren. Für Videospiele-Hardware sieht der Spielwarenhandel das Ende der Fahnenstange erreicht. Hier melden nur Spezialisten positive Ergebnisse. Dies gilt ebenso für den Software-Umsatz. Auch hier gibt es einen Konzentrationsprozess auf wenige Spezialisten mit tiefem und breitem Sortiment. Lizenzartikeln wird in der laufenden Saison wenig Potenzial eingeräumt, hingegen prognostizieren für Freizeitartikel 60 Prozent der Unternehmen deutliche Wachstumschancen.

Kehraus im Spielwarenhandel - Rendite geht vor

Der deutsche Spielwaren-Einzelhandel stellt alle Hebel in Richtung Ertragsverbesserung. Hierbei stellen die Handelsunternehmen aller Vertriebsformen die Produkte und Sortimente unter Renditegesichtspunkten auf den Prüfstand. Nach Einschätzung des BVS wird es im laufenden Jahr zu einer spürbaren Sortimentsbereinigung in den Läden kommen. Unter den Kriterien Lagerumschlag und Kapitalbindung wird sich jedes Sortiment bewähren müssen. Der Ertragsoptimierung gegebenenfalls durch Spezialisierung steht in der unternehmerischen Zielsetzung weit vor der Steigerung von Umsätzen oder Marktanteilen. Gleichzeitig erwartet der BVS bei zunehmendem Wettbewerbs- und Ertragsdruck im laufenden Jahr eine Reihe von renditebedingten Geschäftsschließungen des Handels in allen Unternehmensgrößenklassen und Vertriebsformen.

Diktat der Banken - Investitionsbremse im Mittelstand

Die Eigenkapitalisierung ist zentrales Thema der Unternehmensführung im mittelständischen Spielwaren-Fachhandel. Mit dem Folterinstrument neuer Ratings verschlechtert sich vielfach die Kreditsituation im Handel. Banken bereinigen derzeit ihre Bücher, verteuern Kredite auch schon mal während der Laufzeit, kürzen Kreditlinien und verlangen von ihren Schuldnern höhere Sicherheiten, Bargeldeinlagen und persönliche Haftung. Zukunftsinvestitionen des Handels in die Flächenerweiterung, Filialisierung oder Spezialisierung sind ohne Fremdfinanzierung nicht möglich. Der BVS unterstützt den Handel bei Kreditverhandlungen durch Basisinformation und Hilfestellungen für alternative Konzepte. Ziel ist die Grundlageninformation zur Unternehmenssteuerung, Erhöhung der Eigenkapitalquote und Verbesserung der Liquidität. In seinen aktuellen Info-Foldern informiert der Verband über Förderkredite im Handel, Kreditsicherung durch Bürgschaften, Eigenkapitalisierung und Krisenmanagement.

Cocooning ohne Grenzen – ein Widerspruch, der keiner ist

„Gutes“ Spielzeug ist eine Frage der Perspektive des Käufers und auch gesellschaftlicher Stimmungen. Dies zeigt sich im Spielwaren-Fachhandel zurzeit im unterschiedlichen Kaufverhalten sehr deutlich. Erwachsene setzen auf „Sicherheit“ – Kinder kennen keine Börsenflaute, Irak-Krise oder Wirtschaftsprognosen. Eltern kaufen für ihre Kinder verstärkt qualitativ hochwertige und zeitlose Spielwaren. „Generationenfestes“ Bau-, Konstruktions- und Systemspielzeug wie beispielsweise Lego oder Playmobil, hochwertige Holzspielsachen für alle Altersstufen von Selecta, Haba und Brio oder auch die Neuauflage von klassischen Gesellschaftsspielen – in aktualisierten Euro-Versionen - sind gefragt. Für sich selbst haben viele Erwachsene die Modelleisenbahn, aber auch Carrera-Bahnen neu entdeckt: Wiedereinsteiger beleben hier das Geschäft. Kids und Teens kaufen hingegen trendy und setzen ihr frei verfügbares Einkommen bzw. ihr „Wunsch-Potenzial“ für aktuelle Themen, Trend- bzw. Funartikel und Spielewelten ein. Nach BVS-Befragungen von Handelsunternehmen zeichnen sich die von Erwachsenen gekauften Sortimente durch Stabilität, Trendprodukte durch immer stärkere „Saisonalität“ bzw. wellenförmigen Absatzverlauf aus. Vor allem bei Lizenzprodukten kippt die „Welle“ in immer kürzeren Zeiträumen, der Lebenszyklus eines mediengepuschten „in-Produktes“ wird immer kürzer.

Hopp oder Topp - Themenwelten erobern die Regale

Die Spielwaren-, Lizenz- und Merchandisingindustrie setzt verstärkt auf die Vermarktung kompletter Themenwelten. Rund um ein Motto oder eine Figur werdenSortimente in Breite und Tiefe ausgeweitet und die Produkte durchziehen alle „spielbaren“ Sortimentsbereiche und Medien. Die immer noch aktuellen Paradebeispiele „Harry Potter“ und „Herr der Ringe“ haben die Erwartungen des Spielwarenhandels jedoch nicht erfüllt. Trotz breiter Produktpalette vom Gästehandtuch mit Potter-Emblem bis hin zum originalgetreuen Beutlin-Kostüm blieben die prognostizierten Absatz- und Umsatzrekorde aus. Erfolgreich entwickelten sich laut BVS-Umfrage jedoch sowohl die klassischen Themenwelten wie Polizei/Feuerwehr, Indianer, Ritterburg und Piraten/Wikinger als auch Dauerbrenner wie Bob der Baumeister. Vorwiegend bei jüngeren Girlies liegen Produkte rund um japanische Anime-Comics im Trend, das Thema „Elfen“ durchzieht zurzeit zahlreiche Spielwarenbereiche. Neuheiten kommen generell verstärkt als Modul-Systeme bzw. Spielefamilie auf den Markt, die durch Zubehör zur Komplettierung der Themenwelten reizen.

Hightech in der Puppenkiste – Reale Spielszene

Perfekt und lebensnah inszenierte Puppenwelten mit integrierter Hightech verhelfen dem traditionellen Sortiment zu einer Renaissance. Realistische Baby- und Kleinkindnachbildungen in Originalgröße aber auch Modepuppen erfreuen sich großer Beliebtheit. Naturnahe Haptik ohne Plastik-Feeling und integrierte Elektronik machen die Puppen realitätsnah. Lernfähige Systeme wie einst bei dem Kassenschlager Furby wurden weiterentwickelt und in Puppen integriert. Moderne Puppen reagieren und bewegen sich auf Signale – sozusagen perfektionierte Tamagotchis im Baby-Outfit. Die Zubehörpalette der Puppenwelten ist dabei schier unbegrenzt. Keine Puppenmutter muss auf ein Detail der realen Babypflege vom maßgerechten Kinderwagen bis zur Spezialwindel verzichten.

Klein ganz groß – der Mikro-Trend

Miniaturisierung entwickelt sich in vielen Bereichen des Spielwaren-Einzelhandels zu einem Maxi-Trend. Miniwelten für „taschentaugliche“ Puppen inklusive lupenverdächtigem Zubehör liegen nicht nur auf Grundschul-Schulhöfen hoch im Kurs. Mikro-Fahrzeuge wie RC-Cars entwickeln sich zu spritzigen Rennern, die auch im Umsatz für Bewegung sorgen. Selbst bei Büroartikeln ist mit Minilochern, Miniheftern etc. Miniaturisierung „angesagt“. Spiele, Spielfiguren und Co. werden durch ihre Verkleinerung mobil und werden überall hin mitgenommen.

Pisa war gestern – Schule sorgt für Kontinuität

Aller Studien zum Trotz sorgt die Schule zumindest im Schreibwaren-Bereich für Kontinuität. Papier, Bürobedarf und Schreibwaren in transparenten Materialien liegen im Trend. „Translumiszente“ Ringbücher, Gummizugmappen, Hefter und Locher sind vor allem in knalligen Modefarben gefragt. Neben Schreibwaren mit Trend- und Lizenzmotiven kommen auch bei Schulkindern Designprodukte und neue Materialkombinationen wie Holz/Metall gut an. Die Sortimentsbereiche Schreibwaren und Schule haben sich zwischenzeitlich im Spielwarenhandel zum Stabilisierungselement entwickelt.

Spielwarenmesse zeigt „gefühlte Temperatur“

Die Spielwarenmesse ist für die Branchenkonjunktur gleichzeitig Motor und Barometer. Durch die gebündelte Darstellung des Sortimentes bewirkt die Messe nach innen und außen Impulse. Die Spielwarenmesse 2003 ist wiederum ein Medienereignis, das die Attraktivität der Produkte und die Leistungsfähigkeit der Branche in die Köpfe der Konsumenten bringt. Gleichzeitig ist die Ausstellung Impulsgeber für die Handelsunternehmer. Der Spielwarenhandel spürt in Nürnberg Trends für sein Geschäft auf, legt seine Sortimentsstruktur und Schwerpunkte fest, ordert Neuheiten und nutzt den intensiven Dialog mit seinen Partnern aus der Industrie. Diese Doppelfunktion und die unter Umständen verheerenden Auswirkungen einer Messeabstinenz werden von einigen Ausstellern nach Auffassung des BVS unterschätzt. Gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten ist die Präsenz auf der Spielwarenmesse als weltweites Schaufenster der Branche unverzichtbar, wenn positive Signale für Handelspartner und Verbraucher gleichermaßen gesetzt werden sollen. Konjunkturzyklisches Denken ist bei der Kommunikationsleistung einer Weltmesse ebenso fehl am Platz wie die Erfolgsbeurteilung eines Messeauftritts anhand von unmittelbar getätigten Umsätzen.

Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS)

Der BVS vertritt die Interessen des Spielwaren-Einzelhandels aller Vertriebswege und Unternehmensgrößenklassen in Deutschland. Er ist dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) angeschlossen, dessen Landesverbände die Delegierten der BVS-Mitgliederversammlung stellen. Außerordentliche Mitglieder sind die wichtigsten Einkaufskooperationen der Branche.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS) An Lyskirchen 14 50676 Köln Telefon: 0221/271660 Telefax: 0221/2716620

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