Viele arbeitslose Jugendliche in Mittel- und Osteuropa
(Köln) - Die mittel- und osteuropäischen Länder haben rund anderthalb Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in unterschiedlichem Ausmaß mit der Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Während die Erwerbslosenquoten in einigen Volkswirtschaften unterhalb des EU-Schnitts liegen, erreichen sie in anderen Staaten höhere zweistellige Werte. Alle Beitrittsstaaten leiden indes darunter, dass Jugendliche überdurchschnittlich oft auf Stellensuche sind trotz ihrer meist guten Qualifikation.
Das Thema Arbeitslosigkeit wird in den zehn neuen EU-Ländern unterschiedlich heiß diskutiert. Vergleichsweise geringe Probleme damit haben die Tschechen, Ungarn und Slowenen dort liegen die Arbeitslosenquoten auf einem Level, das mit dem EU-Durchschnitt von 8 Prozent vergleichbar ist. Kritisch ist die Situation dagegen in Polen und der Slowakischen Republik. Diese beiden Länder haben mit Arbeitslosenquoten von fast 20 Prozent eine ähnlich schlechte Arbeitsmarktperformance wie Ostdeutschland. Vor allem für die Jugendlichen in Polen und in der Slowakei gibt es wenig Perspektiven. Mindestens jeder dritte Youngster hat dort keine Arbeit. Aber auch in den übrigen Beitrittsländern sind die 15- bis 24-Jährigen nicht gerade auf Rosen gebettet: Allein in Ungarn überschreitet die Jugendarbeitslosigkeit mit 13,1 Prozent nicht den EU-Durchschnitt von 15,6 Prozent.
Da die jungen Leute in Osteuropa in puncto Ausbildung jedoch mit ihren westeuropäischen Altersgenossen ganz gut mithalten können, spricht einiges dafür, dass sich viele von ihnen demnächst auf den Weg nach Westen begeben. Weniger Probleme machen dagegen ältere Arbeitslose. So betrug die Arbeitslosenquote der 55- bis 64-Jährigen in Polen zuletzt nur 10,5 Prozent. Allerdings hat man viele Oldies schon frühzeitig ausgemustert, so dass sie jetzt nicht mehr die Flure der Arbeitsämter bevölkern. In Polen kann man z.B. unter bestimmten Voraussetzungen schon mit 50 Jahren aufs Altenteil gehen. In der Folge ist dort, aber auch in der Slowakei, Ungarn und Slowenien, nicht einmal mehr jeder dritte Ältere erwerbstätig. Wie im Westen Europas haben auch im Osten Menschen ohne Berufsausbildung schlechtere Karten bei der Arbeitssuche. In der Slowakischen Republik hat jeder dritte, in Polen jeder vierte und in der Tschechischen Republik jeder fünfte so genannte Geringqualifizierte keine Arbeit. Demgegenüber sind Hochqualifizierte gefragt: In Ungarn, der Tschechischen Republik und Slowenien war die Arbeitslosenquote der Hochschulabgänger sogar geringer als in der EU, wo sie 4,3 Prozent beträgt.
Die große Spanne bei den allgemeinen Arbeitslosenquoten rückt die Frage in den Mittelpunkt, warum in einigen Ländern fast schon Vollbeschäftigung herrscht, in den anderen aber jeder Fünfte auf der Straße steht. Eine teilweise Erklärung dafür liefern die sozialen Sicherungssysteme. Wo das soziale Netz für Arbeitslose besonders engmaschig ist, fehlt der Anreiz, sich eine neue Stelle zu suchen. Wo es weniger komfortabel ist, muss schneller ein Job her: Beispiel Polen. Dort werden Arbeitslose bis zu 18 Monate lang von der Arbeitslosenversicherung finanziert. In Ungarn dagegen dem Land mit der niedrigsten Arbeitslosenquote ist bereits nach neun Monaten Schluss. Außerdem können Polen eben schon mit 50 Jahren in Frührente gehen, also melden sie sich eher arbeitslos und warten auf den Rentenbescheid.
Gegenbeispiel Tschechien. Dort gibt es allenfalls sechs Monate lang Arbeitslosengeld, wobei die Lohnersatzleistungen maximal die Hälfte des letzten Lohns betragen. Nach dem dritten Monat Arbeitslosigkeit wird der Satz sogar auf 40 Prozent abgeschmolzen. Es gibt zudem so gut wie keine Möglichkeit zur Frühverrentung. Für Tschechen lohnt sich außerdem die Arbeitsaufnahme. Ein Niedriglohnempfänger etwa hat unterm Strich mit Arbeit 35 Prozent mehr in der Tasche als ohne der beste Wert innerhalb der OECD. Auch ungarische Niedriglohnempfänger bekommen fast ein Drittel mehr. In den Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit wie Polen und der Slowakei läuft es dagegen ähnlich wie in Deutschland: Arbeit rentiert sich nicht genug.
Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 50968 Köln
Telefon: 0221/4981-510, Telefax: 0221/4981-533
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
