Volksbanken und Raiffeisenbanken beweisen Ertragsstärke / Jahresüberschuss nahezu verdreifacht
(Berlin) - Mitgliedsbanken werden über Neustrukturierung des BVR befinden Die Gruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken konnte im Jahr 2003 ihre Effizienz und Ertragsstärke weiter ausbauen. Dies geht aus dem ersten konsolidierten Jahresabschluss des genossenschaftlichen FinanzVerbundes für 2003 hervor, den der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am 16. September in Berlin vorgestellt hat.
Der konsolidierte Jahresüberschuss vor Steuern für den genossenschaftlichen FinanzVerbund hat sich von 1,2 Milliarden Euro im Vorjahr auf 3,5 Milliarden Euro in 2003 nahezu verdreifacht. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern legte um 8 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent zu. Von 6,4 Milliarden Euro auf 7,2 Milliarden Euro in 2003 konnte das operative Ergebnis vor Risikovorsorge kräftig gesteigert werden. Dabei entfallen vier Fünftel des Betriebsergebnisses auf die Tätigkeit der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die Risikovorsorge konnte im vergangenen Jahr um 2,8 Milliarden Euro gesenkt werden, was unter anderem auf den verbesserten Einsatz von Instrumenten zur Kreditrisikosteuerung zurückzuführen ist. Die konsolidierte Bilanzsumme betrug Ende 2003 knapp 808 Milliarden Euro.
Deutliche Fortschritte hinsichtlich der Effizienz konnten in 2003 auf allen Ebenen des genossenschaftlichen Finanzsektors erzielt werden: Die operative Aufwand-Ertrag-Relation verbesserte sich bei allen Partnern um mehrere Prozentpunkte. Für den gesamten Sektor konnte eine Verbesserung um 2 Prozentpunkte von 70,7 auf 68,6 Prozent erreicht werden. Mit dem konsolidierten Jahresabschluss 2003 stellen wir die Vermögens-, Ertrags- und Risikolage der Gruppe erstmals übergreifend dar. Die Berechnungen erfolgten aus Sicht der 1.392 Volksbanken und Raiffeisenbanken als unmittelbare oder mittelbare Eigentümer des Verbundes, erläuterte BVR-Präsident Dr. Christopher Pleister. Der genossenschaftliche FinanzVerbund könne nun auch gegenüber der interessierten Öffentlichkeit, Finanzanalysten und Ratingagenturen als einheitlicher Wirtschaftsfaktor dargestellt werden.
Die positive Entwicklung der Gruppe sei auf entscheidende Weichenstellungen zurückzuführen, die der FinanzVerbund bereits mit der im Jahr 2001 verabschiedeten gemeinsamen Strategie Bündelung der Kräfte vorgenommen hat, so Pleister. Im Rahmen dieses Konzeptes habe der BVR verschiedene Instrumente entwickelt, die eine nachhaltig erfolgreiche Positionierung der Genossenschaftsinstitute am Bankenmarkt unterstützen. Hierzu gehöre beispielsweise ein Vertriebsinitiativprogramm, das Standards für einen qualitätsgesicherten Vertriebsprozess formuliert und die Institute in ihren Aktivitäten unterstützt. Als gemeinsames Banksteuerungssystem für den Verbund sei VR-Control entwickelt worden. Das für den Verbund entwickelte BVR-II-Ratingverfahren für definierte Kundensegmente erlaube eine risikoadäquate Bepreisung der Kredite und erfülle die zentralen Anforderungen von Basel II. Mit der Reform der Sicherungseinrichtung verfüge der FinanzVerbund über ein Institutssicherungssystem, das in der Branche Maßstäbe setze. Auf Basis des eingeführten Klassifizierungsverfahrens für die Mitgliedsbanken werden nunmehr bonitätsabhängige Garantiefondsbeiträge im genossenschaftlichen FinanzVerbund erhoben. Durch das Rating könnten zudem Fehlentwicklungen bei einzelnen Banken frühzeitiger erkannt und präventive Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Die konsolidierten Zahlen dokumentieren nicht nur die Stärke und die Geschlossenheit der Gruppe, sie bringen auch die Eigentums- und Entscheidungsstrukturen der Organisation zum Ausdruck. Gleichzeitig sind sie ein eindrucksvoller Beleg für die Vitalität des genossenschaftlichen Geschäftsmodells und für den Erfolg dezentralen Unternehmertums. Dezentralen Netzwerken gehört die Zukunft; es ist allemal effizienter, Entscheidungsprozesse bottom up und nicht top down zu organisieren, so Pleister. Dies gelte nicht zuletzt auch für die Politik. So könnten zum Beispiel die jetzt so heftig diskutierten einheitlichen Lebensverhältnisse in Deutschland nicht von zentraler Stelle vorgegeben werden. Entscheidend seien die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräfte vor Ort. Deren Entwicklungspotenzial gelte es zu stärken. Volksbanken und Raiffeisenbanken, die flächendeckend in ganz Deutschland präsent sind, brächten sich entsprechend ihres Unternehmensauftrages als aktiver Partner in die regionalen Entwicklungsprozesse ein. Dies ist eine große Herausforderung für die Banken, gleichzeitig aber auch eine ganz wesentliche Ursache des geschäftlichen Erfolgs der Gruppe, betonte Pleister.
Kreditnachfrage zieht an / Mittelstand bleibt Kerngeschäft
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken verzeichnen einen leichten Anstieg im Kreditgeschäft. Ende Juni 2004 haben die Kreditgenossenschaften Kredite in Höhe von 344,8 Milliarden Euro herausgegeben. Das ist ein Zuwachs von 4,5 Milliarden Euro oder 1,3 Prozent im Zeitraum vom Juni 2003 bis Juni 2004.
Im Vorjahreszeitraum hatte der Anstieg bei lediglich 0,5 Prozent gelegen. Das niedrigen Zinsniveau und die ansteigende Konjunktur haben vor allem die Nachfrage nach langfristigen Festzinskrediten belebt. Wir sind optimistisch, dass die Tendenz sich fortsetzen wird, sagte Pleister.
Im Kerngeschäftsfeld Mittelstandsfinanzierung setze die genossenschaftliche Bankengruppe auf die kontinuierliche Entwicklung und Verbreiterung ihres
Produkt- und Beratungsangebots. Der klassische Bankkredit werde allerdings weiterhin die Hauptfinanzierungsquelle für die Mehrheit kleiner und mittlerer Unternehmen bleiben. Der genossenschaftliche FinanzVerbund habe eigene standardisierte Kreditbearbeitungsmodelle auf der Basis von Workflow-Systemen entwickelt. Im Zusammenspiel von Volksbank Raiffeisenbank und Zentralbank könnten damit Geschäftsprozesse und Kosten entscheidend reduziert und somit Firmenkunden günstigere Kreditkonditionen angeboten werden. Vorbilder seien zum Beispiel Erfolgsmodelle wie der Ratenkreditspezialist norisbank und VR-Kreditwerk (Bausparverträge und Immobilienkredite), die sehr erfolgreich für den FinanzVerbund am Markt tätig seien. Der marktwirtschaftlichen Lösung sollte generell der Vorzug gegeben werden. Wir sehen derzeit weder Vorteile noch die Notwendigkeit eines staatlichen Eingreifens durch eine Kreditfabrik der KfW, sagte Pleister.
Mitgliedsbanken befinden am 22. September über Neustrukturierung des BVR
Die Vorstände der Volksbanken und Raiffeisenbanken werden am 22. September 2004 auf der Mitgliederversammlung in Berlin über das Konzept der Neupositionierung ihres Verbandes und die damit verbundenen Satzungsänderungen abstimmen. Die geplante Neupositionierung des BVR zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Ortsbank und damit das Netzwerk innerhalb des genossenschaftlichen FinanzVerbundes zu stärken. In sechs neu zu bildenden Fachräten soll das Know-how der Gruppe gebündelt und mobilisiert werden, um strategische Konzepte für die Volksbanken und Raiffeisenbanken zu entwickeln. Dabei würde sich jeder der Fachräte auf einen Bank-Funktionsbereich (Fachrat Markt, Produkte, Informationstechnologie, Zahlungsverkehr, Steuerung, Personal) konzentrieren. Ein weiteres Gremium Bankrecht soll aus den bestehenden Strukturen in das Fachrätekonzept überführt werden. Die Fachräte sollen mehrheitlich aus Experten der Ortsbanken besetzt werden.
Während viele in Deutschland endlos über die Auflösung des Reformstaus debattieren, zeigt die genossenschaftliche Bankengruppe Bewegungs- und Handlungsfähigkeit. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Zukunftsfähigkeit der Volksbanken und Raiffeisenbanken als eigenständige Unternehmen und die Gruppe insgesamt zu stärken. Mit dem vorgelegten Fachrätekonzept wollen wir mehr Verantwortung auf die Mitgliedsbanken in der Strategieentwicklung legen und hierbei das Know-how im Verbund stärker in Gremien bündeln und nutzbar machen. Unsere Säule steht und baut ihre Position im deutschen Bankenmarkt aus, sagte Pleister.
Hintergrundinformation zum genossenschaftlichen FinanzVerbund:
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie die Sonder- und Spezialinstitute vereinen das Kapital des genossenschaftlichen FinanzVerbundes einschließlich der beiden Zentralbanken DZ BANK AG und WGZ-Bank eG fast vollständig auf sich. Sie betreuen 30 Millionen Kunden, von denen 15,3 Millionen als Mitglieder Geschäftsanteile an den Kreditgenossenschaften halten. Die Eigentümerstruktur der genossenschaftlichen Bankengruppe ist damit sehr breit und vollständig in privater Hand. Auf die Kreditgenossenschaften entfällt weit mehr als die Hälfte des Geschäftsvolumens und der Erträge des deutschen genossenschaftlichen FinanzVerbundes.
Die Zentralbanken und Produktanbieter, zu denen neben der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, der DG HYP Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank, der Union Asset Management Holding AG und der R+V VERSICHERUNG unter anderem auch die Münchener Hypothekenbank eG, die WL-BANK WESTFÄLISCHE LANDSCHAFT Bodenkreditbank AG, die VR-LEASING AG und die norisbank AG gehören, stellen den Volksbanken und Raiffeisenbanken ein Angebot an Allfinanzprodukten und leistungen zur Verfügung, aus dem sich jede Ortsbank das für ihre jeweilige Positionierung im Markt bedarfsgerechte Bündel zusammenstellt.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)
Schellingstr. 4, 10785 Berlin
Telefon: 030/20210, Telefax: 030/20211900