Pressemitteilung | Die Verbraucher Initiative e.V.

Vom „gläsernen Verbraucher“ zum „gläsernen Wähler“ / VERBRAUCHER INITIATIVE warnt vor Datenmissbrauch für Wahlkampfzwecke

(Berlin) - Im gegenwärtig stattfindenden englischen Wahlkampf werden immer mehr Verbraucherdaten dazu benutzt, die Beeinflussung der Wähler zu optimieren. Sowohl die Labour-Party als auch die Konservativen nutzen entsprechende Datenbanken, um ein möglichst genaues Bild des einzelnen Wählers zu erhalten und ihn gezielt ansprechen zu können. Die VERBRAUCHER INITIATIVE rät deshalb zur Vorsicht bei der Weitergabe persönlicher Daten.

„Im englischen Wahlkampf spielen Daten über die Konsumgewohnheiten eine entscheidende Rolle“, so Volkmar Lübke, Mitglied im Bundesvorstand der VERBRAUCHER INITIATIVE. Die entsprechenden Methoden stammen von Unternehmen, die bereits George W. Bush im amerikanischen Wahlkampf geholfen haben. Es ist damit möglich, politische Einstellungen und das wahrscheinliche Wahlverhalten mit hoher Genauigkeit vorherzusagen und gleichzeitig Argumente zu identifizieren, die den jeweiligen „Wählertyp“ besonders gut erreichen und beeinflussen können.

„Wer denkt schon daran, was mit seinen Daten alles geschehen kann, wenn an der Supermarktkasse seine Kundenkarte durch das Lesegerät gezogen wird“, warnt Volkmar Lübke angesichts der entwickelten Techniken in den Vereinigten Staaten und Großbritannien. „Wir wissen nicht, wie weit diese Praktiken auch in Deutschland schon gediehen sind, aber man kann davon ausgehen, dass der Erfolg in anderen Ländern auch von unseren Wahlkampfstrategen aufmerksam verfolgt wird. Und eine alte Erkenntnis des Datenschutzes besagt ja, „wo Daten gesammelt werden, werden sie irgendwann auch einmal missbraucht“. In Großbritannien werden die Datenschutzregelungen z.B. dadurch umgangen, dass geschützte Basisdaten nicht weitergegeben werden, sondern nur ihre „Nutzung“ zur Profilierung des Wählervolkes bezahlt wird. Wenn die Faktoren, die für den Wahlkampf wichtig sind, errechnet sind, genügen käufliche Daten zur Bestimmung des „Wählertyps“. In den USA weist z.B. der Besitz eines Volvos mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen demokratischen Haushalt hin. Auch Brandy-Trinker sind eher Demokraten, Konsumenten von Coors-Bier dagegen wählen deutlich häufiger republikanisch. Je mehr Indikatoren kombiniert werden können, desto präziser werden die Beschreibungen und die darauf aufbauenden Prognosen.

Die VERBRAUCHER INITIATIVE empfiehlt angesichts dieser Entwicklungen, sich zu überlegen, ob man seine persönlichen Verbraucherdaten z.B. über Kundenkarten, Gewinnspiele oder Telefonmarketing preisgeben will, da man keine Kontrolle darüber hat, wie und vom wem diese Daten später verwendet werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Die Verbraucher Initiative e.V. Elsenstr. 106, 12435 Berlin Telefon: 030/5360733, Telefax: 030/53607345

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