Vor allem Sommerware nicht zu früh reduzieren / Start in die Sommersaison statt Reduzierungen
(Köln) - Der März hat es wieder bewiesen: Kaum eine Branche ist so abhängig vom Wetter wie der Modehandel. Als nach dem langen Winter die Temperaturen frühlingshaft wurden, schossen vor allem im breiten Markt die Umsätze mit Frühjahrsware in die Höhe. Vor allem Farbe und modische Neuheiten wurden gekauft.
Als Impulsgeber praktisch keine Rolle spielten dagegen die vereinzelt angebotenen Rabatte und Preisreduzierungen. Die Kunden kauften, weil die im Moment für sie entscheidenen stimulierenden Faktoren stimmten: Mode und Witterung. Gegenüber den Vorjahren scheint sich damit der ruinöse Preis- bzw. Rabattkampf in der Modebranche aktuell weiter zu entschärfen. Der BTE begrüßt diese Entwicklung ausdrücklich.
Vor diesem Hintergrund wäre es deshalb falsch, in den nächsten Wochen massiv und vor allem echte Sommerware zu reduzieren. Lustkäufer haben zwar schon zugegriffen, aber für Bedarfskäufer war der (witterungsbedingte) Anreiz für die Neuanschaffung von leichter Sommerbekleidung sicher noch nicht ausreichend. Nicht umsonst beginnt der Sommer meteorologisch am 1. Juni. Und die heißesten Tage des Jahres kommen statistisch erst Ende Juli/Anfang August. Sinn machen deshalb im Moment allenfalls gezielte Reduzierungen auf schlecht laufende Einzelartikel oder auf ausgewählte Übergangsartikel.
Es wäre vielmehr überlegenswert, jetzt den Beginn einer neuen, separaten Sommersaison zu propagieren, in der die besonders leichten Bekleidungsstücke ins Blickfeld der Kunden gerückt werden. Je nach Genre und Standort käme für den Start ein Zeitraum von Mitte Mai bis Mitte Juni in Frage. Dazu sollte der Händler durch gestaffelte Liefertermine oder Programme dann auch entsprechende neue Ware präsentieren. Vor allem in der jungen DOB dürfte dies kein Problem sein, da hier in der Warenversorgung das alte Zwei-Saison-Schema ohnehin kaum noch zu finden ist. Aber auch im eher klassisch-gehobenen Markt gibt es zunehmende Möglichkeiten. So hat z.B. Hugo Boss vor kurzem angekündigt, seine Zwischen-Kollektionen noch stärker auszubauen, um in der (bisherigen) Saisonmitte neue modische Impulse setzen zu können.
Leider fehlt seitens des Handels derzeit eine marketingtechnische Umsetzung des Vier-Saison-Gedankens gegenüber dem Kunden. In der Kommunikation mit den Endverbrauchern dominiert nach wie vor das Zwei-Saison-Schema. Folge: Dem Handel gehen oft nach kurzer Zeit die Marketingideen aus und er flüchtet in Rendite schmälernde Rabatt- oder Reduzierungsaktionen.
Deshalb wäre es nach Überzeugung des BTE für weite Teile des Modehandels sinnvoll, künftig auf ein Vier-Saison-Konzept hinzuarbeiten. Im Idealfall sollte speziell der breite Markt vier Saisoneröffnungen zum Frühjahr-, Sommer-, Herbst- und Winterbeginn propagieren. Schließlich ist es vor allem hinsichtlich der Rendite interessanter, eine neue, frische Saison mit regulären Preisen zu bewerben, als eine zum Teil abgeschlossene Saison mit Preisreduzierungen ins Blickfeld der Kunden zu rücken.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Keinesfalls sollte ein Vier-Saison-Konzept für die Propagierung von zwei weiteren Schlussverkäufen aktuell also eines Frühjahrs-Schluss-Verkaufs genutzt werden. Die Glaubwürdigkeit der Preise in der Modebranche ist für den Kunden ohnehin bereits zu sehr angegriffen, als dass man jetzt noch einen zusätzlichen Reduzierungsanlass installieren sollte.
BTE-Appell: Der Textileinzelhandel darf jetzt nicht Sommerware durch hektische und undifferenzierte Reduzierungen verschleudern. Exklusive, hochmodische Geschäfte, die besonders früh den Rotstift ansetzen, dürfen nicht als Vorbild für die Reduzierungspraxis des breiten Marktes genommen werden, da sie einen anderen Saisonrhythmus als die übrigen Modegeschäfte haben.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels e.V. (BTE)
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