Pressemitteilung | Verband der Sparda-Banken e.V.

Vorstellung der Sparda-Studie "Wohnen in Deutschland 2021"

(Frankfurt am Main) - Trotz Corona-Pandemie, Wirtschaftslage und Preissteigerungen lohnt es sich, in Wohneigentum zu investieren / Einbruch oder Preisblase nicht in Sicht / Immobilienpreise im Umland steigen stärker als in den Metropolen selbst / Folge der Pandemie: Wohnqualität wichtiger als Nähe zum Arbeitsplatz / Bau- und Nebenkosten hindern Normalverdiener am Immobilienerwerb

Die Gruppe der Sparda-Banken hat die diesjährige Ausgabe der Studie "Wohnen in Deutschland" veröffentlicht. Schwerpunkte der umfassenden Untersuchung des Wohnimmobilienmarktes, die erneut in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), seiner Beratungstochter (IW Consult) sowie dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) erstellt wurde, sind unter anderem die Preisentwicklungen in Deutschland, die Erschwinglichkeit von Immobilien in den einzelnen Regionen sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Wohnimmobilienmarkt.

"Die zentrale Erkenntnis der Studie ist: Investitionen in Wohneigentum auf dem Land und in den Städten zahlen sich weiterhin wirtschaftlich aus. Trotz Krise ist ein Einbruch des Immobilienmarktes nicht zu erwarten. Allerdings lässt sich auch ein eindringlicher Appell an die Politik ableiten: Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum. Investitionshemmnisse müssen beseitigt werden, damit sich auch Normalverdiener noch Wohneigentum leisten können. Auch die Debatten über das Verbot von Einfamilienhäusern und Mietendeckeln müssen beendet werden. Deutschland braucht eine Politik für mehr Wohneigentum, nicht noch mehr staatsdirigistische Maßnahmen aus der ideologischen Mottenkiste. Hierzu sollte in der nächsten Legislaturperiode das Baurecht ernsthaft entbürokratisiert und Investoren das Vertrauen wiedergegeben werden, dass marktwirtschaftliche Mechanismen auch in Zukunft funktionieren.", so der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Sparda-Banken, Florian RENTSCH.

Preisanstieg bei Wohnimmobilien hält an

Die Kombination aus niedrigen Zinsen, einer ungebrochen hohen Nachfrage und dem vor allem in Ballungsräumen geringen Angebot führt zu Preissteigerungen. Dennoch sind die Immobilienpreise in Deutschland im europäischen Vergleich noch immer eher moderat: Der Quadratmeterpreis beträgt im Durchschnitt knapp 2.700 Euro. Selbst in Metropolen wie Köln oder Berlin liegt der durchschnittliche Preis pro Quadratmeter noch unter 4.000 Euro. Einzelne Premiumlagen in München, Hamburg oder Frankfurt haben in den vergangenen Jahren zwar starke Wertzuwächse erfahren, liegen aber noch immer unter internationalen Vergleichsmärkten wie Zürich, Paris oder London. Die durchschnittliche Investitionssumme für den Kauf einer Immobilie in Deutschland ist von 264.000 Euro im Jahr 2019 auf rund 354.000 Euro im vergangenen Jahr angestiegen.

Attraktivität des Umlands von Metropolen steigt - dementsprechend auch Nachfrage und Preise

Metropolen sind immer noch begehrte Wohnlagen, insbesondere für jüngere Menschen aus ganz Deutschland: Alle Metropolen verzeichnen starke Wanderungsgewinne bei Jüngeren bis 30. Auf Frankfurt folgen beim Wanderungssaldo München (79,7) und Düsseldorf (61,5). Familien hingegen ziehen vermehrt ins direkte Umland und pendeln zu ihren Arbeitsplätzen.

Diese Entwicklung hatte in den letzten drei Jahren unmittelbare Folgen für die Immobilienpreise im Umland der Metropolen: Die Preise erhöhten sich mit Ausnahme von Düsseldorf durchschnittlich stärker als in den Metropolen selbst. Im Umland von Frankfurt am Main sind die Preise seit 2017 um 26,2 Prozent gestiegen. Die größten Unterschiede gibt es in München (Preissteigerung von 16,8 Prozent im Umland versus 4,3 Prozent in der Metropole) und Stuttgart (25,4 Prozent versus 11,4 Prozent).

RENTSCH: "Diese Entwicklungen verdeutlichen die Entlastungsfunktion des Umlands und die Notwendigkeit dieses Wohnraums in Wirtschaftsregionen. Die Planung von Wohn- und Gewerbegebieten, insbesondere aber die Verkehrsinfrastruktur muss künftig noch stärker vernetzt gedacht werden. Wenn immer mehr Arbeitnehmer künftig im Home-Office arbeiten, braucht es eine flächendeckende, stabile und sichere digitale Infrastruktur. Der Breitbandausbau und die Digitalisierung müssen daher ganz oben auf die Agenda der nächsten Bundesregierung."

Corona-Pandemie verstärkt Wunsch nach mehr Platz - Nähe zum Arbeitsplatz nicht mehr entscheidend

Die Corona-Pandemie hat die Sicht auf die eigene Wohnsituation und Präferenzen erheblich verändert. Immer mehr Mieter - beinahe jede/r Fünfte - haben über einen Umzug nachgedacht, fast jede/r Zehnte hat sich konkret nach einem neuen Zuhause umgeschaut. Die genannten Gründe sind der Wunsch nach mehr Platz (42 Prozent), einer schöneren Wohnumgebung (55 Prozent), einem (größeren) Garten oder Balkon oder schnellerem Internet (44 Prozent). Durch den Ausbau von mobilem Arbeiten verliert zudem die Wegstrecke zum Arbeitsplatz zunehmend an Bedeutung.

Bereitschaft, sich für eigene Immobilie finanziell stark einzuschränken, steigt - Eigentümer sind glücklicher als Mieter

Trotz aller finanzieller Unsicherheiten, die mit der Corona-Pandemie einhergehen, bleibt der Wunsch nach Wohneigentum groß. Jeder vierte Mieter bis 50 Jahre plant in den nächsten zwei bis drei Jahren oder zu einem späteren Zeitpunkt einen Immobilienkauf. Dies zeigt sich auch in der Bereitschaft von 49 Prozent der Befragten, sich für den Erwerb stark oder sogar sehr stark einschränken zu wollen (2019: 40 Prozent). Offenbar nicht ohne Grund: Der Anteil der Befragten, die mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden sind, ist unter Wohneigentümern mit 62 Prozent mehr als dreimal so hoch wie unter Mietern und ist gegenüber 2019 nochmals gestiegen.

RENTSCH: "Heute entscheiden eher persönliche Kriterien wie ein angenehmes Lebensumfeld und Platz für die Familie beim Kauf einer Immobilie und nicht mehr wie früher zuerst die Nähe zum Arbeitsplatz. Die digitale Transformation wird diesen Trend mit Blick auf 5G und das autonome Fahren vermutlich weiter verstärken."

Baukosten und Nebenkosten hindern Normalverdiener am Erwerb

Der stetige Anstieg der Immobilienpreise in den letzten Jahren führt zu einem Vermögenszuwachs der Immobilieneigentümer und bei fortgesetzter Entwicklung zu einer hohen Attraktivität für Mieter, ihrerseits eine Immobilie zu erwerben. Insbesondere spielen auch die weiterhin niedrigen Zinsen potenziellen Käufern in die Karten: Im Vergleich zu 2008 liegt die Ersparnis bei einem Durchschnittsinvestment in Höhe von rund 350.000 Euro bei über 130.000 Euro. Gleichzeitig steigen aber die Kaufnebenkosten, weil diese relativ zu den Immobilienpreisen mitsteigen, obwohl die damit einhergehenden Leistungen nicht komplexer werden: Grunderwerbssteuer, Makler- und Notarkosten liegen mittlerweile bei rund 44.000 Euro für eine durchschnittliche Immobilie, 2010 waren das nur gut 25.000 Euro. Das bedeutet einen Anstieg um 72 Prozent. Zudem steigen die Baukosten weiter aufgrund hoher Anforderungen an Sicherheit und andere Aspekte wie bspw. in den Brandschutz und die Energieeffizienz.

Die befürchtete finanzielle Belastung sowie ein hoher Kaufpreis sind auch die Hauptgründe der Befragten, auf einen Immobilienerwerb zu verzichten (jeweils 60 Prozent). Zum Vergleich: Einen Wertverlust der Immobilie fürchten nur 25 Prozent, finanzielle Schwierigkeiten auf Grund der Corona-Pandemie nur 17 Prozent der Kaufinteressenten.

RENTSCH: "Neben der mangelnden Bautätigkeit und fehlender Ausweisung von Baugebieten hindern vor allem Bau- und Nebenkosten Normalverdiener am Immobilienerwerb. Insbesondere für junge potenzielle Immobilienerwerber sind die Erwerbsnebenkosten zu einer großen Hürde geworden. Der Gesetzgeber ist dringend aufgerufen, Maßnahmen zu ergreifen, die Eigentumsbildung erleichtern, statt immer neue Investitionshemmnisse zu schaffen. Bau- und Erwerbskosten müssen sinken: Gerade junge Familien könnten mit Freibeträgen auf die Grunderwerbsteuer bei Ersterwerb der selbstbewohnten Immobilie unterstützt werden. Eine weitere Gefahr am Horizont besteht durch Knappheit von Rohstoffen, insbesondere Holz und Stahl. Die daraus erwachsenden erheblichen Preissteigerungen von bis zu 50 Prozent stellen bereits immense Hindernisse dar. Die Politik muss rasch gegensteuern."

Bildung von Wohneigentum lohnt sich auch weiterhin - insbesondere in den Wachstumsregionen

In den Ballungsräumen besteht auch weiterhin hoher Bedarf an Neubauten. Der in der Studie für die Regionen ausgewiesene Zukunftsindex stellt dar, wie gut diese auf die zukünftigen Herausforderungen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeitsbedingungen vorbereitet sind. Neben einer hohen Akademiker- und Ingenieursquote sowie ausgeprägten Forschungsaktivitäten trägt auch eine hohe Beschäftigung in "Industrie 4.0"-affinen Branchen und in der Kultur- und Kreativwirtschaft (KuK) zur erfolgreichen Standortentwicklung in Sachen Wohneigentum bei.

RENTSCH: "Wer sich in Wachstumsregionen zu einem Kauf entschließt oder bereits eine Immobilie besitzt, kann auch im laufenden Jahrzehnt mit weiterem Wertzuwachs rechnen. Aber auch in den Regionen, in denen die Preise schon jetzt hoch sind, bestehen fast überall sehr gute bis hervorragende Zukunftsaussichten."

Online-Tool

Das Online-Tool zur Studie ist unter www.sparda-wohnen2021.de verfügbar. Hier können Sie detaillierte Informationen zur gewünschten Region interaktiv abrufen und vergleichen. Selbstverständlich steht Ihnen die vollständige Sparda-Studie "Wohnen in Deutschland 2021" dort auch zum Download bereit.

Über die Studie

"Wohnen in Deutschland 2021" ist eine Studie des Verbandes der Sparda-Banken e.V., die mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und seiner Beratungsgesellschaft (IW Consult) sowie dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) durchgeführt wurde. Sie stellt die mittlerweile fünfte Neuauflage der Sparda-Studienreihe "Wohnen in Deutschland" dar und betrachtet insbesondere die langfristige Preisentwicklung in den Regionen Deutschlands sowie die Effekte der Corona-Pandemie auf den Immobilienmarkt.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Sparda-Banken e.V. Jascha Hausmann, Bereichsleiter Vorstand & Öffentlichkeitsarbeit Friedrich-Ebert-Anlage 35-37, 60327 Frankfurt am Main Telefon: (069) 792094-150, Fax: (069) 792094-190

(sf)

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