WartelistePlus? - Aus einer mach zwei / Ankündigung einer Zulassungsbeschränkung für das Referendariat stößt bei der rjv auf Unverständnis
(München) - Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung kündigte der Bayerische Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle vergangene Woche an, dass die seit Längerem geplante Zulassungsbeschränkung für das Referendariat in Bayern bald kommen werde. Dies stößt bei der Referendar- und Jungphilologenvertretung im Bayerischen Philologenverband auf heftige Kritik: "Dass Absolventen des Ersten Staatsexamens für das Lehramt nicht mehr automatisch Anspruch auf einen Referendariatsplatz direkt im Anschluss an das Studium haben sollen, sondern in Zukunft mitunter lange darauf warten müssen, ist kein geeignetes Mittel, um die schlechten Einstellungsquoten in den Griff zu bekommen," erklärt die Vorsitzende der rjv Lisa Fuchs, "weil diese Maßnahme nicht nur denjenigen schadet, die den Beruf des Gymnasiallehrers ergreifen wollen, sondern auch keinerlei positiven Effekt für die Schulen und die Schülerinnen und Schüler hat. Wir brauchen intelligente Lösungen anstatt eines Verschiebebahnhofs für die bestehenden Probleme!"
"Statt einer wird es nun zwei Wartelisten geben, weil nun auch Absolventen mit Erstem Staatsexamen auf eine Fortsetzung ihrer Ausbildung warten müssen. So macht Herr Spaenle aus einer Warteliste zwei, ohne jedoch die Zahl der Einstellungen zu erhöhen", erläutert Fuchs. Für sie ist das Ganze nur ein Rechentrick und sie vermutet: "Natürlich wird das Ministerium dann verkünden, dass die Einstellungsquote nach dem Referendariat sehr hoch ist, aber von den vielen Absolventen, die auf einen Referendariatsplatz warten müssen, spricht dann vermutlich keiner."
Ganz im Gegenteil ist es für die rjv sogar kontraproduktiv, eine solche Regelung einzuführen, so wird nämlich großflächig verhindert, dass die Uni-Absolventen ihre Ausbildung beenden können. "Hoch motivierte junge Menschen, die nach der vielen Theorie sowie dem Ersten Staatsexamen endlich ihr Wissen in der Praxis anwenden und mit Schülern und Kollegen arbeiten möchten, werden in eine ungewisse Warteschleife gezwungen. Für mich kein Mittel, um die Qualität der Lehrerbildung in Bayern aufrecht zu erhalten", stellt Ulrike Wotka, stv. Vorsitzende der rjv, fest. Noch dazu gilt das Erste Staatsexamen nicht als abgeschlossene Berufsausbildung. Anstatt solcher Maßnahmen sollte vielmehr im Sinne der Polyvalenz verstärkt darauf hingearbeitet werden, dass es für Lehramtsstudierende leichter möglich ist, andere Abschlüsse wie etwa den Master of Arts oder Science zu erwerben.
Doch auch ein anderes Problem sieht die rjv: Sollte die Regelung kommen, werden die Referendariatsplätze wohl nach den Noten des Ersten Staatsexamens vergeben. Dieses besteht aus schriftlichen Prüfungen in den Unterrichtsfächern sowie Pädagogik und Psychologie. Lisa Fuchs dazu: "Letztendlich entscheiden so die Ergebnisse aus einer reinen Theorieprüfung über ganze Lebenswege. Dabei sind die besten Theoretiker nicht immer die besten Pädagogen - und umgekehrt. Damit bleiben viele pädagogische Talente auf der Strecke - oder werden durch die Wartezeit auf einen Referendariatsplatz aus dem Schulbereich vertrieben. Das kann und darf sich das Bildungsland Bayern nicht leisten."
Für eine Entlastung der Einstellungssituation sind für die rjv ganz andere Instrumente hilfreich, die letztlich auch Vorteile für die Schulen und nicht zuletzt die Schülerinnen und Schüler mit sich bringen: Kürzung des eigenverantwortlichen Unterrichts im zweiten Ausbildungsabschnitt, Verkleinerung der Klassen, Schaffung von zusätzlichen Stellen für die mobile und integrierte Lehrerreserve und Inklusion. Nicht zuletzt die rasche Zunahme der Schülerzahlen aufgrund der Zuwanderung muss zusätzliche Stellen auch in den Gymnasien bedingen. Gerade jetzt zu Beginn des Schuljahres wird erneut deutlich, dass die Unterrichtsversorgung nur Spitz auf Knopf genäht ist, da viele Schulen landauf, landab momentan auf der Suche nach Aushilfslehrkräften sind - auch mit den Fächerkombinationen, für die es eigentlich keinen Bedarf gibt.
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