Welt-Nichtrauchertag: "Mit Schall, ohne Rauch" / Aufruf an Unterhaltungsindustrie für eine rauchfreie Gesellschaft
(Berlin) - Am 31. Mai 2003 ist Welt-Nichtrauchertag, in diesem Jahr unter dem Motto Film und Fernsehen: Mit Schall, ohne Rauch. Die Deutsche Krebshilfe und das "Aktionsbündnis Nichtrauchen" rufen die Unterhaltungsindustrie und insbesondere die Welt des Films auf, sich aktiv für eine rauchfreie Gesellschaft einzusetzen. Tabakwerbung in Film und Fernsehen ist untragbar, sagte Professor Dr. Dagmar Schipanski, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, heute, am 30. Mai 2003, in Berlin. Schauspieler und Stars sind Vorbilder - gerade für junge Leute! Das "Aktionsbündnis Nichtrauchen" und die Deutsche Krebshilfe haben daher ein Rauchfrei Siegel ausgeschrieben. Die Fernsehserie Gute Zeiten, Schlechte Zeiten (RTL) erhielt als erste deutsche Produktion dieses Siegel. Schauspielerin Josephine Schmidt nahm heute die Urkunde entgegen: Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst und deswegen Nichtraucherin!, so 22-Jährige.
In Deutschland rauchen rund 18 Millionen Menschen zwischen 18 und 59 Jahren. Mit schwerwiegenden Folgen: Zigarettenrauchen führt hierzulande jährlich zu mehr Todesfällen als durch Aids, Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Selbstmorde zusammen. Rund 140.000 Menschen sterben jährlich an den Auswirkungen des Tabakkonsums das sind 380 Personen pro Tag. Mehr als zwei Drittel der 12- bis 17-Jährigen rauchen inzwischen regelmäßig oder gelegentlich mit steigender Tendenz. Dabei kopieren Jugendliche, die bereits in frühen Jahren rauchen, vielfach das Verhalten ihrer Vorbilder, also Eltern, Film- und Musikstars sowie Lehrer.
Diese Vorbildfunktion macht sich die Tabakindustrie zu Nutze. Mit viel Geld hat sie es geschafft, über Identifikationsfiguren in Filmen das Image des Rauchens zu steigern und den Tabakkonsum als normales Verhalten darzustellen. In den Händen einer Filmberühmtheit entfaltet die Zigarette eine große Anziehungskraft. Über die Produkt-Platzierung (product placement) erhält die Tabakindustrie Werbeauftritte in einigen der aktuell erfolgreichsten Kino- und Fernsehprogramme. Mit verheerenden Folgen: Ein Jugendlicher, der heute ins Kino geht, verlässt es mit dem Eindruck, dass das Rauchen im Film weitgehend akzeptiert sei, erläuterte Professor Dr. Wolfgang Heckmann von der Hochschule Magdeburg-Stendal. US-Studien haben belegt, dass nicht-rauchende Teenager, deren Stars auf dem Bildschirm rauchen, eine 16fach erhöhte Neigung entwickeln, in Zukunft selbst zum Raucher zu werden.
Obwohl in Deutschland bereits ein Werbeverbot für Tabak in Rundfunk und Fernsehen existiert, so Professor Schipanski, können Sie täglich rauchende Schauspieler in allen erdenklichen Rollen und Situationen im Fernsehen sehen rund um die Uhr und ohne Rücksicht auf Kinder und Jugendliche. Selbst Käptn Blaubär und Hein Blöd rauchen. Im Kino sieht die Situation noch schlimmer aus: Bevor ein Film überhaupt startet, wird der Zuschauer mit Tabakwerbung geradezu bombardiert. Die aktuelle Gesetzesänderung, nach der erst ab 18 Uhr Tabakwerbung im Kino gezeigt werden darf, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nach wie vor fordern wir dringend ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, das von der Bundesregierung aus angeblich verfassungsrechtlichen Gründen blockiert wird, sagte die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe. Wir werden diesem schädlichen Treiben nicht mehr tatenlos zusehen. Aus diesem Grund präsentieren wir anlässlich des diesjährigen Welt-Nichtrauchertages drei neue Anreize, um Intendanten, Filmemachern, Regisseuren und Produzenten zu ermöglichen, für eine rauchfreie Gesellschaft einzutreten: das Rauchfrei Siegel, das Rauchfrei Commitment und den Rauchfrei Award.
Mit dem Rauchfrei Siegel prämiert das "Aktionsbündnis Nichtrauchen" Produktionen, in denen auf rauchende Charaktere verzichtet wird oder in denen Raucher wenn aus dramaturgischen Gründen dringend notwendig nur als Kriminelle, Bösewichte und Verlierertypen dargestellt werden. Mit dem so genannten Rauchfrei Commitment erklären Sendeanstalten und Filmproduktionen, dass sie zukünftig in Filmen und Produktionen auf rauchende Charaktere verzichten. Der Rauchfrei Award ist ein Filmwettbewerb, an dem sich Hochschulen und Akademien, Filmemacher, Filmproduktionen, Schulen, Privatleute und Journalisten beteiligen können. Im Mittelpunkt steht ein Wettbewerb um 20sekündige Spots, rauchfreie Filme und außergewöhnliche journalistische Arbeiten zum Thema Rauchen und Nichtrauchen. Dieser Wettbewerb wird im Herbst 2003 starten.
Info: Das "Aktionsbündnis Nichtrauchen" ist ein Bündnis namhafter Organisationen des Gesundheitswesens in Deutschland. 1992 wurde das Bündnis gegründet mit dem Ziel, Maßnahmen zur Eindämmung der Gesundheitsgefahr Rauchen auf politischer Ebene anzuregen, zu fördern und zu begleiten. Folgende Organisationen bilden das Steuerungsgremium des AKTIONSBÜNDNISSES: Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit, Bundesärztekammer, Bundesvereinigung für Gesundheit, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Deutsche Herzstiftung, Deutsches Krebsforschungszentrum, Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe und Deutsche Lungenstiftung.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krebshilfe e.V.
Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn
Telefon: 0228/729900, Telefax: 0228/7299011