Pressemitteilung | Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW)

Welt-Tuberkulosetag: Tuberkulose und AIDS – zwei tödliche Partner

(Würzburg) - 2003 jährt es sich zum zehnten Mal, dass die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) die Tuberkulose zum globalen Notstand erklärt hat - bis heute der einzige Notstand, den die WHO jemals ausgerufen hat. Mit bis zu zwei Millionen Toten jährlich erreicht die Tuberkulose einen historischen Höchststand. Durch HIV/AIDS wird das Tuberkuloseproblem weltweit noch zusätzlich verschärft. Bereits vor zehn Jahren war die Entwicklung so rasant, dass sich die WHO veranlasst sah, den globalen Notstand auszurufen. Unter dem Motto „Tuberkulose und AIDS – zwei tödliche Partner“ erinnert die „Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V.“ deshalb anlässlich des Welt-Tuberkulosetages am 24. März 2003 an diese verheerende Seuche.

Mit konsequent überwachter Gabe einer Medikamentenkombination ist die Tuberkulose heute gut heilbar. In den letzten zehn Jahren wurden schätzungsweise zehn Millionen Tuberkulosekranke mit dieser Therapie behandelt. Die Medikamente kosten nur 50 Euro pro Patient.

Bereits Ende der achtziger Jahre erkannte die „Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe“, dass die Tuberkulose nicht nur unvorstellbares Leid über die von ihr betroffenen Menschen bringt, sondern den Ländern mit niedrigem Bruttosozialprodukt auch einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden zufügt.

Seither nutzt das Werk seine Infrastrukturen und bietet „Hilfe aus einer Hand für zwei Krankheiten: Lepra und Tuberkulose“ an. In 23 Ländern unterstützt es kombinierte Lepra-/Tuberkuloseprojekte. Neben technischer Unterstützung umfasst die Hilfe jährlich etwa acht Millionen Euro an Finanzmitteln.

7,5 Prozent der weltweit neu registrierten Tuberkulosepatienten werden von der „Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe“ betreut. Sie schätzt, dass unter den neu registrierten Fällen jährlich über 100.000 Kinder sind. Seit 1985 konnte das Werk fast 1,7 Millionen Tuberkulosekranke behandeln.

Inzwischen hat der Vormarsch der Tuberkulose dramatische Ausmaße angenommen. Die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit AIDS ist dafür der Hauptgrund. „Im Zentrum unserer Bemühungen steht seit jeher der ‚ganze Mensch‘. Deshalb gilt die Hilfe aus einer Hand auch für Menschen, die an Tuberkulose und HIV/AIDS leiden“, sagt Jürgen Hammelehle, Geschäftsführer der „Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe“.

In Tansania beispielsweise gehen die Verantwortlichen davon aus, dass durchschnittlich 35 Prozent der neu registrierten Tuberkulosekranken eine HIV-Koinfektion haben. Weltweit liegt dieser Wert bei über acht Prozent. Die durch den Virus geschwächten Menschen sind extrem anfällig für alle möglichen Krankheiten; sie sterben letztlich an chronischem Durchfall, an Lungenentzündung oder eben an Tuberkulose.

Nach Angaben der WHO hatte im Jahr 2000 über ein Drittel der weltweit HIV-Infizierten eine Tuberkulose-Koinfektion. In den vergangenen zwei Jahren hat sich dieser Trend noch verschärft. Dies führt zu einem steigenden Tuberkulose-Infektionsrisiko für die Bevölkerung im Allgemeinen.

HIV wird verschwiegen und führt zu sozialer Ausgrenzung. In Gesellschaften, die die Verbindung zwischen HIV und Tuberkulose erkannt haben, kann dieses Verhalten auch auf die Tuberkulose übertragen werden, die in vielen Ländern ohnehin schon stigmabehaftet ist. Weil sich Menschen unter Umständen vor der Diagnose ihres hartnäckigen Hustens scheuen und aus Furcht, es könnte sich um Tuberkulose handeln, nicht zum Arzt gehen, kann dies wiederum negative Auswirkungen auf die Kontrolle der Tuberkulose haben.

Die tödliche Partnerschaft von HIV und Tuberkulose wird klar, wenn man bedenkt, dass in manchen Ländern sogar bis zu 70 % der Tuberkulosekranken eine HIV-Koinfektion haben und die Hälfte aller HIV-Infizierten Tuberkulose entwickelt. Die WHO schätzt, dass bis 2005 im südlichen Afrika mehr Tuberkulosekranke leben werden als in jeder anderen Region. Obwohl diese fatale Beziehung bekannt ist, gibt es in vielen Ländern separate Kontrollprogramme für HIV/AIDS und Tuberkulose. Sowohl auf globaler als auch auf lokaler Basis ist eine aktive Zusammenarbeit dieser Programme dringend erforderlich – eben Hilfe aus einer Hand.

Die „Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe“ hat deshalb beschlossen, mit einem Betrag von zunächst 500.000 Euro Tuberkulose/HIV-Pilotprojekte zu starten. Patienten, die an Tuberkulose oder HIV/AIDS leiden, sollen künftig am selben Ort und möglichst durch dasselbe Personal Hilfe erfahren. Diese Hilfe ermöglicht eine umfassende HIV-Beratung, die einen Test einschließt und bei positivem Ergebnis eine Behandlung der HIV-Infektion bzw. AIDS-Krankheit. Umgekehrt sollen HIV-Infizierte bzw. AIDS-Kranke in diesen so genannten „TB/HIV-Kliniken“ auf Tuberkulose getestet und behandelt werden. Das Werk wird bei diesen Pilotprojekten sowohl die in den Projekten bereits vorhandenen Strukturen als auch die langjährige Erfahrung seiner Projektmitarbeiter in der Behandlung von chronischen Erkrankungen und in der Gesundheitsaufklärung nutzen. In die Projekte werden lokale Partner, wie Regierungen und andere Hilfsorganisationen einbezogen.

Als Mitglied im Aktionsbündnis gegen AIDS unterstützt die „Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe“ darüber hinaus die Forderungen des Bündnisses, dass reiche Staaten der Welt mehr Geld für eine wirksame AIDS-Arbeit aufbringen sollen, und dass die Bundesregierung sich daran mit mindestens 350 Millionen Euro pro Jahr beteiligt. Die Kampagne fordert weiter von der pharmazeutischen Industrie, dass sie AIDS-Medikamente zum Selbstkostenpreis für die Armutsregionen zur Verfügung stellen muss.

Die „Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe“, 1957 als Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk gegründet, unterstützt im Jahr 2003 337 Projekte in 46 Ländern mit einem Gesamtbetrag von 13,4 Millionen Euro.

Ihre Ansprechpartner in unserer Zentrale Würzburg:
Jürgen Hammelehle (Tel: 09 31 –79 48 1 50)
Karin Rößler (Tel: 09 31-79 48-1 52)
Renate Vacker (Tel: 09 31 – 79 48 1 32)

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. Mariannhillstr. 1c, 97074 Würzburg Telefon: 0931/79480, Telefax: 0931/7948160

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