Pressemitteilung | ZAW e.V. - Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft

Werbeverbote verhindern keine Alkoholmissbrauch

(Berlin) - Medienbetreiber, Alkoholindustrie, Handel und der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) haben in Positionspapieren an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), anlässlich der heute in Berlin stattfindenden Anhörung zum geplanten 'Nationalen Aktionsplan Alkoholprävention' vor weiteren Verboten von Werbung und Sponsoring gewarnt, die der Drogen- und Suchtrat neben Steuererhöhungen und Verkaufsbeschränkungen empfiehlt. Ein weiterer Abbau des Markenwettbewerbs sei kein effizientes gesundheitspolitisches Mittel zur Verhinderung von schädlichem Alkoholkonsum. Stattdessen sollten die zerfledderten behördlichen und institutionellen Aktivitäten gestrafft und mit der Präventionsarbeit der Wirtschaft insbesondere Richtung Eltern und gefährdeter Jugendliche koordiniert werden.

Medien unverzichtbar bei Meinungsbildung Alkohol
Nach Analyse der deutschen Zeitungen und Zeitschriften wären Verbote und Beschränkungen der Markenwerbung der Alkoholindustrie nicht nur gesundheitspolitisch ungeeignet, sondern sogar kontraproduktiv. Weitere Werbebeschränkungen würden die Finanzierungsgrundlage der freien Presse in Deutschland weiter einschnüren. Dieser Effekt schädige die unverzichtbare Funktion der Presse bei Information und Aufklärung über Alkohol in der Bevölkerung, so der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.

Auch der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) verweist in seinem Positionspapier auf die redaktionellen Leistungen der Sender durch regelmäßige Berichte über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs. Werbeverbote wären dagegen eine ernste Gefahr für die Finanzierung der Sender und damit für die verfassungsrechtlich garantierte Rundfunkfreiheit. Werbung für alkoholische Produkte sei bereits durch zahlreiche Gesetze und selbstdisziplinäre Bestimmungen in Deutschland und auf EU-Ebene umfassend geregelt und ausreichend eingegrenzt. "Die Bundesregierung hält diesen Mix aus gesetzlichen Beschränkungen und freiwilliger Selbstverpflichtung durch den Deutschen Werberat für ausreichend", zitiert der VPRT die Große Koalition aus einer Antwort im Bundestag.

Industrie: Wissenschaft soll Empfehlungen prüfen
Die Alkoholwirtschaft fordert in ihrem Papier Sabine Bätzing dazu auf, sämtliche Empfehlungen des Drogen- und Suchtrats für den Nationalen Aktionsplan von wissenschaftlich neutraler Seite überprüfen zu lassen. Die Drogenbeauftragte, der Drogen- und Suchtrat und alle anderen beteiligten Behörden sollten zunächst ernsthaft und intensiv Ursachenforschung betreiben, bevor wirkungslose und die Wirtschaft schädigende Maßnahmen verabschiedet werden. Es werde sich dann erweisen, dass weitere Steuererhöhungen, Vertriebsbeschränkungen und Werbeverbote untauglich seien, wie bereits Studien und Erfahrungen in Deutschland und dem Ausland erwiesen.

Brauer, Spirituosenhersteller und Handel selber betrieben umfassende Präventionsarbeit mit zahlreichen Projekten aus gesellschaftlicher Mitverantwortung und auch aus betriebswirtschaftlichen Interesse: Missbrauch ihrer Produkte schädige das erarbeitete Markenimage.

Kultur, Sport und Medien drohen 600 Mio. Euro Verlust
Der Fachverband Sponsoring (FASPO) warnt vor den wirtschaftlichen Folgen der empfohlenen Verbotspolitik. Insbesondere kleinere Kultur- und Sportveranstaltungen würden durch Werbebeschränkungen und Abbau von Sponsoring in ihrer Existenz gefährdet. Eine Modellrechnung auf der Grundlage der Befragung von Kultur- und Sportveranstaltern habe einen drohenden Verlust rund 600 Millionen Euro ergeben, sollten die Kommunikationsverbote im Sektor alkoholische Getränke Realität werden.

ZAW unterstreicht Rolle des Werberats
Die Dachorganisation Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) weist die Kritik von Bätzing zurück, die Selbstverpflichtung der Alkoholwerbung durch die Verhaltensregeln, sei faktisch keine Beschränkung, der Deutsche Werberat funktioniere nicht, was die geringe Beschwerdeanzahl über Alkoholwerbung aus der Bevölkerung belege. "Tatsache ist dagegen, dass sich die Wirtschaft an die Vorgaben des Werberats sehr genau hält, was den Effekt weniger Verstöße zur Folge hat", so der Verband in seinem Essenz-Papier zu Fragen der Alkoholwerbung. Belegt werde das durch das britische Institut 'Xtreme Information Service', das die Einhaltung freiwilliger Werberegeln unabhängig kontrolliere. Danach seien die Vorgaben des Werberats für die Alkoholwerbung in Deutschland im vergangenen Jahr zu
97 Prozent eingehalten worden.

Energisch widerspricht der ZAW dem Zusammenhang zwischen kommerzieller Kommunikation und Gesamtkonsum und dem Missbrauch oder riskanten Konsum alkoholhaltiger Getränke. Als Folge des seit Jahren in Deutschland sinkenden Alkoholkonsums steige der Wettbewerb um Marktanteile. "Diese Scherenbewegung von weniger Alkohol und mehr Werbung lässt sich an Zahlen ablesen: Der Gesamtverbrauch verringerte sich von 1990 (=100) bis 2007 auf den Indexwert von 81 Punkten, verlor also 19 Punkte. Die Investitionen in Werbung steigen in diesem Zeitraum dagegen auf 156 Punkte".

Zudem belegten Erfahrungen aus dem Ausland, zum Beispiel aus Skandinavien oder Frankreich, dass trotz massiver Werbebeschränkungen der Gesamtalkoholkonsum und auch der missbräuchliche Umgang mit Alkohol konstant bleibt oder sogar steigt.

Tatsache sei, dass wissenschaftliche Studien in Deutschland die zentrale Ursache von Flucht in den Alkohol bei Jugendlichen in konfliktträchtiger Eltern-Kind-Beziehung, Schulproblemen und in der Problemphase der Pubertät erforscht haben. Auch sei für Erwachsene, die Alkohol als Ersatzproblemlöser einsetzten, Werbezensur keine Hilfe, schreibt der ZAW.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft e.V. (ZAW) Volker Nickel, Geschäftsführer Am Weidendamm 1a, 10117 Berlin Telefon: (030) 590099-700, Telefax: (030) 590099-722

(sa)

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