Wie aus Golfern Wildbienen-Experten werden
(Wiesbaden) - Im Rahmen des bundesweiten Forschungs- und Aufwertungsprojektes GolfBiodivers haben Golferinnen und Golfer aus zwölf deutschen Clubs gemeinsam mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg erstmals ein Citizen-Science-Monitoring zu Wildbienen auf Golfanlagen umgesetzt. Ziel des einjährigen Einsatzes war es, Daten zum Vorkommen und zur Entwicklung von Wildbienen und Wespen zu erheben und zugleich das Bewusstsein für Biodiversität im Golf zu stärken.
Was passiert eigentlich, wenn man Golfer für eine Saison damit beauftragt, sich auf dem Golfplatz ihres Clubs um Nisthilfen für Wildbienen zu kümmern? Wie verändert sich das Engagement von Golferinnen und Golfern, wenn sie eine Saison lang regelmäßig Nisthilfen öffnen, Wildbienennester per App bestimmen und ihre Beobachtungen sorgfältig dokumentieren? Wächst dadurch ihr Interesse am Thema „Biodiversität auf dem Golfplatz“?
Fragen, die zahlreiche Golfer aus zwölf deutschen Clubs jetzt beantworten können. Sie haben an einem sogenannten Citizen-Science-Projekt teilgenommen, das von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg durchgeführt wurde. „Es war manchmal schon aufwändig“, resümiert Oliver Brambrink, der im Golf- und Landclub Coesfeld als Greenkeeper in das Projekt eingebunden war. Aber es war auch „ziemlich interessant.“
Schwerpunkt Wildbienen- und Wespenforschung
In diesem Punkt ist sich Brambrink mit den anderen Teilnehmern des Citizen-Science-Projektes einig, das im Rahmen des bundesweiten Forschungs- und Aufwertungsprojekt GolfBiodivers stattgefunden hat. Teil von GolfBiodivers ist auch eine gezielte Beobachtung von Wildbienen. Der Grund: Über 50 Prozent aller Wildbienenarten in Deutschland stehen auf der bundesweiten Roten Liste der bedrohten Arten. An der Universität Freiburg leitet die Doktorandin Anna Klopstock deshalb einen Forschungsschwerpunkt von GolfBiodivers, der sich mit der Frage auseinandersetzt, wie sich Aufwertungsmaßnahmen auf Golfanlagen positiv auf das Wildbienen- oder Wespenvorkommen auswirken.
Ein zentrales Element dabei ist Citizen Science, also die Beteiligung von Freiwilligen, die nicht aus dem wissenschaftlichen Betrieb kommen. In diesem Fall wurden Golfer, Angestellte des Golfclubs und auch externe Interessierte in die Forschung eingebunden, indem sie eine Patenschaft für Nisthilfen übernahmen. Mithilfe der App iDLogics wurden seit April bei den teilnehmenden Golfanlagen die relevanten Fotos und Daten hochgeladen, die anschließend von Anna Klopstock an der Universität Freiburg ausgewertet werden. Ein Prozess, der derzeit noch nicht abgeschlossen ist.
Beteiligung erhöht das Interesse
Die freiwilligen Helfer allerdings haben ihre Aufgaben beendet. Wer mit den Beteiligten spricht, erkennt: Das Engagement für die Insekten hat ihr Interesse für das Thema Biodiversität noch vertieft. Klaus Schneiderhahn, pensionierter Biologielehrer vom GC Bad Waldsee, war mit viel Vorwissen in seine Aufgabe gestartet. „Trotzdem habe ich noch einmal viel dazugelernt“, resümiert er in der Rückschau. „Dass auf den Blühwiesen derzeit noch nicht so viele Bienen sind, hat mich überrascht“, lautet seine Bilanz. Gerade mit Blick auf seine Golf-Kollegen in Bad Waldsee hat er es sich nun zum Ziel gesetzt, seine aktuellen Informationen auch direkt an sie weiterzugeben.
In die verstärkte Kommunikation wollen auch Verena Denning und Verena Ettig-Röhrl in den nächsten Monaten gehen. „Die Tatsache, dass Golfanlagen als Trittsteinbiotope enorm viel leisten, konnten wir schon in einem großen Pressebericht zeigen“, erklärt die Schriftführerin des GC Hochstatt. Aber Ettig-Röhrl hat nicht nur bei den Medien der Umgebung sondern auch in der eigenen Mitgliedschaft, „viel Interesse für das Thema Artenvielfalt verspürt, das wir eigentlich nur aktivieren müssen.“ Ein großes neues Wildbienenhaus trägt dazu bei, auf Dauer das Engagement der Golfer für die Förderung der Insekten zu erhalten.
Konstantes Engagement bringt den Erfolg
Oliver Brambrink, der vor seiner Greenkeeper-Tätigkeit als Gärtner tätig war, hofft darauf, dass im Golf- und Landclub Coesfeld das Interesse an der Förderung der Wildbienen erhalten bleibt. Er stellt aber auch fest, „dass das in Golfclubs ja meistens sehr stark davon abhängt, ob das jeweilige Präsidium Interesse an der Thematik hat.“ Um die Konstanz der Förderung der Biodiversität auf Anlagen zu unterstützen, wäre eine kontinuierliche Betreuung des Themas über die ehrenamtliche Vorstandstätigkeit hinweg wünschenswert.
„Enormes Engagement der Golfer“
Für Anna Klopstock von der Universität Freiburg war das Citizen-Science-Projekt zwar sehr zeitaufwändig, gleichzeitig aber auch sehr befriedigend. „Das Engagement der Golfer war enorm“, findet sie in der Nachbetrachtung. Deren Wissen zum Thema Wildbienen wurde zuerst in einem Workshop auf ein deutlich höheres Niveau gebracht. Dann lernten die Teilnehmer konstant durch die Betreuung der Nistkästen dazu. Mit der praktischen Arbeit wuchs auch die Neugier. So mancher der Teilnehmer kann inzwischen auf Anhieb ein paar bedrohte Wildbienenarten nennen, die in den Nisthilfen vorkamen. „Die Akzeptanz des Projektes war insgesamt sehr hoch“, lautet das Fazit der Wissenschaftlerin, die auch mit den Monitoring-Resultaten aus den Nistkästen sehr zufrieden war.
„Dass die Blattlaus-Wespe in diesem Jahr so häufig vertreten war, hat mich wirklich überrascht“, sinniert sie über die Ergebnisse. „Letztes Jahr und auch 2023 konnten wir sie nur vereinzelt feststellen.“ Dies, so ihre Mutmaßung, könne auch daran liegen, dass auf den Golfanlagen inzwischen mehr Totholzhaufen angelegt worden seien. „Die fördern eben die Wespe.“
Mehr Arten auf den Golfplätzen
Eine erste Tendenz des Monitorings ist zum Ende des Jahres schon erkennbar gewesen: „Es sind auf jeden Fall mehr Brutzellen in den Nistkästen gebaut worden als in den Jahren davor und es sind auch teilweise mehr Arten erkennbar“, sagte Klopstock, die genaue Zahlen erst nach der wissenschaftlichen Auswertung der Studie vorlegen wird.
Die Motivation der Teilnehmer ist, so merkte man im Gespräch, ungebremst. Die Nisthilfen für die Wildbienen bleiben den Golfclubs erhalten. Je besser und artenreicher ihre Flächen jenseits von Fairways und Grüns gestaltet sind, desto reger wird auch der Betrieb in den Nisthilfen werden. Die Teilnehmer des Citizen-Science-Projektes werden all‘ das weiterhin interessiert verfolgen. Aus Golfern ohne großes Wissen beim Thema Wildbienen sind in gewisser Weise Wildbienen-Experten geworden und damit Kommunikatoren auf ihrer Golfanlage. Das Thema Biodiversität ist bei ihnen also in besten Händen.
Weiterführende Informationen zum Forschungs- und Aufwertungsprojekt „GolfBiodivers“
DGV-Serviceportal:
Hintergrundinformationen: https://serviceportal.dgv-intranet.de/umwelt-platzpflege/umweltmanagement/golf-biodivers/allgemeine-informationen-zum-p.cfm
News GolfBiodivers: https://serviceportal.dgv-intranet.de/umwelt-platzpflege/umweltmanagement/golf-biodivers/news-golfbiodivers.cfm
Universität Freiburg: https://uni-freiburg.de/unr-nature/golfbiodivers/
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Golf Verband e.V. (DGV), Oliver Tzschaschel, Pressesprecher(in), Kreuzberger Ring 64, 65205 Wiesbaden, Telefon: 0611 990200
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