Pressemitteilung | ULA e.V. - Deutscher Führungskräfteverband

Wie resistent ist die kapitalgedeckte Altersvorsorge gegen die Alterung der Gesellschaft?

(Berlin) - Lange Zeit verharmlost oder relativiert, beginnt sich im Bereich der Altersvorsorge derzeit eine wichtige Erkenntnis auch in breiten Bevölkerungsschichten durchzusetzen: Selbst kapitalgedeckte Formen der Altersvorsorge sind nicht vollständig demographieresistent. Eine zunehmende
Umschichtung von Vorsorgevermögen in individuelle kapitalgedeckte Konten bietet daher für sich betrachtet möglicherweise keine hinreichende Gewähr für eine sichere Altersvorsorge.

Eine Untersuchung zu diesem Thema, gewissermaßen in eigener Sache, hat nun das Deutsche Institut für Altersvorsorge GmbH angestellt, eine von der Deutschen Bank, der Fondsgesellschaft DWS und anderen Finanzdienstleistern getragene Forschungseinrichtung. Das hochkarätig besetzte Forscherteam stand unter der Leitung von Professor Axel Börsch-Supan, Institutsleiter von MEA (Mannheim Research Institut for the Economics of Aging), einem Joint-Venture des Landes Baden-Württemberg und der Industrie. Die Studie geht auf anschauliche Art und Weise der Hypothese des Abschmelzens der Vermögenswerte, dem so genannten „Asset- Meltdown“ nach.

Danach drohen den Kapitalmärkten ab den Jahren 2020/2030 schwere Probleme, wenn die zahlenmäßige starke Babyboomer-Generation in Rente geht und versucht, ihre Vermögenswerte an die zahlenmäßig dann wesentlich kleinere junge Generation zu verkaufen. Analog dem Verhältnis Beitragszahler/ Rentenempfänger in der gesetzlichen Rentenversicherung verschiebe sich auf den Kapitalmärkten die Relation von „Sparer/Entsparer“. Das auf diese Weise entstandene Defizit an Käufern treibe den Preis der Aktien, Wertpapiere und Immobilien in den Keller. Wenig überraschend, aber argumentativ gut abgesichert, kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die dramatische Befürchtung eines „Asset-Meltdown“ unbegründet sei. Zwar seien renditesenkende Effekte durchaus zu erwarten, jedoch nicht in Form einer dramatischen Entwertung der Ersparnisse.

Begründet wird diese Auffassung unter anderem
- mit der Beobachtung, dass im Alter nur selten ein vollständiges „Entsparen“ der angesammelten Vermögen stattfindet, sondern allenfalls eine teilweise Entnahme von Vermögenswerten;
- mit dem anhaltend hohen Kapitalbedarf einer alternden Gesellschaft. Schließlich nehme angesichts eines sinkenden Arbeitskräfteangebots die Notwendigkeit zu, Arbeit durch Kapital (Maschinen, Computer, sonstige Hochtechnologie) zu ersetzen, und wirke daher dem Prozess eines Entsparens entgegen;
- mit der in Zukunft wesentlich stärker genutzten Möglichkeit einer international diversifizierten Anlagestrategie, die insbesondere auch Kapital in Regionen leiten wird, die von den demographischen Verschiebungen nicht oder nur in geringem Umfang betroffen sind;
- mit einem im Verhältnis zum Bevölkerungsrückgang voraussichtlich nur unterproportionalem Rückgang der Nachfrage nach Wohnraum. Dieser Effekt wirke einem mancherorts befürchteten Preisverfall auf dem Wohnungsmarkt entgegen.

Eine vollständige Entwarnung allein auf der Grundlage dieser Studie sollte aber nicht gegeben werden. Vorsicht ist beispielsweise auf Grund der den Prognosen zu Grunde liegenden Annahmen geboten, die, wie bei allen langfristig angelegten Untersuchungen, stets für Unwägbarkeiten sorgen. Beispielsweise bewegt sich die Untersuchung des Wechselspiels zwischen gesetzlicher umlagefinanzierter Rentenversicherung und kapitalgedeckter Vorsorge lediglich zwischen den Extremszenarien eines Ausbleibens weiterer Reformen einerseits und einer Teilkapitalisierung der Rentenversicherung mit einer Begrenzung des Beitragssatzes auf 20 Prozent andererseits.

Die Möglichkeit einer noch weiter gehenden Rentenreform, beispielsweise die (vom Deutschen Führungskräfteverband grundsätzlich abgelehnte) Einführung eines Grundsicherungssystems mit niedrigerEinheitsrente, wurde nicht in Betracht gezogen. Letztere würde aber das Kapitalangebot weiter vergrößern und die Kapitalrenditen damit tendenziell noch weiter absinken lassen. Alles in allem aber liefert die Studie eine gut strukturierte und über weite Strecken auch für NichtÖkonomen gut verständliche Einführung in dieses anspruchsvolle und bedeutsame Thema.

Quelle und Kontaktadresse:
ULA - Deutscher Führungskräfteverband e.V. Kaiserdamm 31, 14057 Berlin Telefon: 030/3069630, Telefax: 030/30696313

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