Pressemitteilung | Deutscher Caritasverband e.V. - Berliner BĂŒro

"Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie sich fĂŒr ein gerechtes Europa einsetzt"

(Berlin) - "Der EU-Haushalt, gemeinsame GrundsĂ€tze fĂŒr die Absicherung der BedĂŒrftigen, sowie eine neue Migrationspolitik mit einer Neuausrichtung des gemeinsamen europĂ€ischen Asylsystems mĂŒssen bei der nĂ€chste Woche beginnenden deutschen EU-RatsprĂ€sidentschaft im Vordergrund stehen", so Caritas-PrĂ€sident Peter Neher. "Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie die Verhandlungen in diesen Bereichen entschieden vorantreibt und sich fĂŒr ein soziales, ökologisches und gerechtes Europa einsetzt". Der Bundesregierung steht hierbei eine besondere Verantwortung zu: Die BewĂ€ltigung der Corona-Folgen braucht einen klaren Kompass, die Gestaltung der Digitalisierung und der Schutz des Klimas stellen gewaltige Herausforderungen dar.

Sozialfonds als KohÀsionsband
Die Verhandlungen des EU-Haushalts fĂŒr den Zeitraum 2021 bis 2027 werden voraussichtlich einen Großteil der Energien der deutschen EU-RatsprĂ€sidentschaft binden. Der Deutsche Caritasverband begrĂŒĂŸt die beabsichtigte StĂ€rkung des EU-Haushaltes durch das kĂŒrzlich angekĂŒndigte Wiederaufbauinstrument, sieht aber mit Sorge, dass das Budget des EuropĂ€ischen Sozialfonds ESF+ gekĂŒrzt werden soll. "Der Sozialfonds ist das soziale KohĂ€sionsband Europas. Er trĂ€gt dazu bei, soziale Probleme abzufangen, BeschĂ€ftigungsfĂ€higkeit zu sichern und Armut zu bekĂ€mpfen", so Neher. "Gerade angesichts der VerschĂ€rfung der Notlagen vieler Menschen in Folge der Corona-Pandemie ist ein gut ausgestatteter EuropĂ€ischer Sozialfonds absolut notwendig".

Grundsicherung insgesamt im Blick, nicht nur Mindestlöhne
Die deutsche PrĂ€sidentschaft muss auch fĂŒr nennenswerte Fortschritte in der Gestaltung eines EU-Rahmens fĂŒr Grundsicherungssysteme sorgen. "Ziel muss sein, einen rechtsverbindlichen EU-Rahmen fĂŒr Grundsicherungssysteme zu schaffen, zum Beispiel in Form einer EU-Richtlinie", so der Caritas-PrĂ€sident. "Die Sozialsysteme in Europa sind national ausgestaltet und vielfĂ€ltig gewachsen. Wir brauchen ein gemeinsames VerstĂ€ndnis davon, was sie leisten sollen. Nur so kann ein tragfĂ€higes Netz sozialer Sicherheit entstehen". Ein europĂ€ischer Rahmen fĂŒr Mindestlöhne, wie ihn die EU-Kommission derzeit vorsieht, kann nur in Verbindung mit einem flankierenden Grundsicherungssystem verstanden werden.

Migration: SolidaritÀt statt Abschreckung und Ausgrenzung
Bei der Neuausrichtung der Migrationspolitik einschließlich des gemeinsamen europĂ€ischen Asylsystems sollte deutlich werden: Europa als Gemeinschaftsraum und alle EU-Mitgliedstaaten haben eine Verantwortung gegenĂŒber SchutzbedĂŒrftigen.
Das neue EU-Asylsystem sollte auf Anreizen fĂŒr solidarisches Handeln basieren und nicht auf Abschreckung und Ausgrenzung von Schutzsuchenden. Ein europĂ€isches Asylsystem kann nur funktionieren, wenn die Interessen der Asylsuchenden, wie beispielsweise familiĂ€re Bindungen oder Integrationsmöglichkeiten, berĂŒcksichtigt werden. Es mĂŒssen sichere und legale Zugangswege in die EU bestehen. Die Rechte von Kindern und von besonders schutzbedĂŒrftigen Personen mĂŒssen vorrangig beachtet werden.

"Die Reform des europÀischen Asylsystems sollte vom Gedanken der HumanitÀt getragen sein", so Neher. "Ich erwarte, dass die Bundesregierung dies in die Verhandlungen einbringt und in diesem Sinne nach Kompromissen sucht".

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V. - Berliner BĂŒro Pressestelle Reinhardtstr. 13, 10117 Berlin Telefon: (030) 2844476, Fax: (030) 28444788

(ds)

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