Pressemitteilung | Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. (WJD)

Wirtschaftsjunioren Deutschland präsentieren Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung 2003 / Pessimismus und zugleich Erwartungsdruck der Bürger wachsen

(Berlin) - Die Hoffnungen der Bundesbürger auf eine Erholung der Wirtschaft und ihrer eigenen finanziellen Situation sind so gering wie zuletzt im Bundestagswahljahr 1998. Das ist ein zentrales Ergebnis der Bevölkerungsbefragung 2003 der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Zugleich jedoch zeigen sich die Bundesbürger zunehmend bereit, auch staatliche Leistungskürzungen im Bereich der Subventionen oder der Sozialsysteme mitzutragen. "Die Bedingungen für Reformen sind so günstig wie seit Jahrzehnten nicht mehr", so Thomas Emmerling, Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Deutschland, bei der Vorstellung der Studie am 24. Juli in Berlin. "Der Tiefpunkt kann zum Wendepunkt werden."

Rund 43 Prozent der fast 6000 befragten Bürger gehen von einer weiteren Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage aus, nur rund ein Fünftel glaubt an einen Aufwärtstrend. Jeder Dritte erwartet auch für sich persönlich eine negative Entwicklung, jeder vierte sieht seinen Arbeitsplatz als gefährdet an. Die Globalisierung entwickelt sich vor diesem Hintergrund immer stärker zum Bedrohungsszenario: Mehr als die Hälfte der Bundesbürger ist überzeugt, dass Deutschland zu den Verlierern des weltweiten Wettbewerbs gehört. Als schärfste Konkurrenten machen sie zunehmend Billiglohnländer in Asien und Europa aus.

Der Pessimismus schlägt sich auch in der Beurteilung des Staates und seiner Akteure nieder: Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger haben geringes oder sehr geringes, nur jeder fünfzigste großes oder sehr großes Vertrauen in die deutschen Politiker. Fast 60 Prozent fordern, dass sich die Politik aus der Wirtschaft heraushalten soll. Auch in anderen Bereichen sprechen sich die Befragten für eine Zurücknahme des Staates zugunsten der Eigeninitiative aus: Fast 60 Prozent sind dafür, zur Verringerung der öffentlichen Schulden Subventionen zu streichen, immerhin ein Drittel plädiert für eine Absenkung der Sozialleistungen. Die komplexe Gesetzgebung hält nach dem Haupthemmnis fehlenden Kapitals rund 15 Prozent der potentiellen Existenzgründer von einer Gründung ab. Obwohl nicht einmal mehr die Hälfte glaubt, dass sich Leistung lohnt, wollen fast 85 Prozent Zeit und Geld in ihre eigene Weiterbildung investieren. Nur 20 Prozent glauben, dass die deutschen Schulabgänger über eine gute oder sogar sehr gute Allgemeinbildung verfügen.

Zusammenfassung der Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung 2003

Die Hoffnungen der Bundesbürger auf eine Erholung der Wirtschaft und ihrer eigenen finanziellen Situation sind so gering wie zuletzt im Bundestagswahljahr 1998. Rund 43 Prozent der fast 6000 befragten Bürger gehen von einer weiteren Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage aus – fast 12 Prozent mehr als vor einem Jahr. Nur rund ein Fünftel glaubt an einen Aufwärtstrend (20,6 Prozent nach 31,1 Prozent in 2002). Dabei ist unter den Pessimisten erstmals ein hoher Anteil der Selbständigen zu finden: 44,1 Prozent gehen – nach 28,8 Prozent im vergangenen Jahr – von einem weiteren Konjunkturrückgang aus.

Jeder Dritte erwartet auch für sich persönlich eine negative Entwicklung. Nur 20,9 Prozent der Befragten erwarten in absehbarer Zeit eine Besserung ihrer privaten finanziellen Situation. Dabei sind Arbeiter, Rentner, Ältere und Bürger aus den neuen Bundesländern pessimistischer als Azubis, Selbständige, zum ersten Mal auch die Arbeitslosen, Jüngere und Bürger aus den alten Bundesländern.

Mit 24,1 Prozent sieht sogar jeder vierte Erwerbstätige seinen Arbeitsplatz als gefährdet an – obwohl sich mit zunehmender Arbeitslosigkeit der Anteil an vergleichsweise sicheren Jobs zwangsläufig erhöht. Am meisten Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes haben Frauen, die Erwerbstätigen im Alter zwischen 40 und 49 sowie die Geringqualifizierten. Je schlechter die Ausbildung ist, desto größer ist auch die Angst um den Arbeitsplatz. Im Osten halten 2003 erstmals mehr Menschen ihren Arbeitsplatz für gefährdet (42,6 Prozent) als für sicher (40,2 Prozent). Allerdings ist die Mehrzahl der deutschen Erwerbstätigen auch für den Fall der Arbeitslosigkeit nicht mobil – und ergo nicht bereit, einen Arbeitsplatz außerhalb der eigenen Region anzunehmen. Nur jeder achte Bundesbürger steht dem weltweiten Arbeitsmarkt zur Verfügung; weitere rund 7 Prozent können sich wenigstens vorstellen, in einem anderen europäischen Land zu arbeiten.

Die Globalisierung entwickelt sich vor diesem Hintergrund immer stärker zum Bedrohungsszenario: Mehr als die Hälfte der Bundesbürger ist überzeugt, dass Deutschland zu den Verlierern des weltweiten Wettbewerbs gehört. Nur noch jeder Fünfte sieht die Bundesrepublik unter den Gewinnern. Am zuversichtlichsten sind hier die Beamten, die in Ausbildung befindlichen jungen Menschen und die Menschen aus dem Westen, am besorgtesten dagegen die Arbeiter, Selbständigen und die Menschen aus dem Osten.Als schärfsten Konkurrenten erkennen die Bundesbürger erstmals China, das damit den jahrelangen Spitzenreiter USA auf den zweiten Rang verdrängt. An dritter Stelle folgen nun bereits die EU-Beitrittskandidaten vor Japan. Immer deutlicher zeigt sich damit die Angst vor den Billiglohnländern. Vom Internet immerhin versprechen sich die meisten Bundesbürger positive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Nur rund 11 Prozent sehen hier eine zusätzliche Bedrohung für die deutsche Wettbewerbsposition. Allerdings hat die Hälfte der Befragten noch nie einen Online-Kauf vorgenommen.

Unsere Sozialsysteme halten nur rund 15 Prozent der Deutschen für gerecht. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass Geringverdiener benachteiligt werden. 19 Prozent sind der Meinung, das Besserverdienende überproportional leiden müssen.

Auch die Ergebnisse unseres Bildungssystems werden als eher schwach beurteilt. Nur knapp 20 Prozent glauben, dass die deutschen Schulabgänger über eine gute oder sogar sehr gute Allgemeinbildung verfügen. Ebenso viele Befragte halten diese für nicht akzeptabel. Rund die Hälfte der Bundesbürger ist darum der Ansicht, dass Eliten in Deutschland besonders gefördert werden müssen; nur ein Drittel ist gegen eine Begabtenförderung.

Die pessimistische Einschätzung der Lage im Bereich der Wirtschafts- und Arbeitsmarkt-, Sozial- und Bildungspolitik schlägt sich auch in der Beurteilung des Staates und seiner Akteure nieder: Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger haben geringes oder sehr geringes, nur jeder fünfzigste großes oder sehr großes Vertrauen in die deutschen Politiker. Am wenigsten Vertrauen genießen Politiker bei den Leistungsträgern unserer Gesellschaft, den Menschen zwischen 30 und 64 Jahren. Fast 60 Prozent der Deutschen fordern, dass sich die Politik aus der Wirtschaft heraushalten soll.

Auch in anderen Bereichen sprechen sich die Befragten für eine Zurücknahme des Staates zugunsten der Eigeninitiative aus: Fast 60 Prozent sind dafür, zur Verringerung der öffentlichen Schulden Subventionen zu streichen, immerhin ein Drittel plädiert für eine Absenkung der Sozialleistungen. Steuererhöhungen sind deutlich weniger beliebt. Dabei sind es die Selbständigen, die am vehementesten die Streichung von Subventionen fordern.

Selbständigkeit ist für immer weniger Menschen eine Option. Gerade einmal jeder neunte unselbständig Beschäftigte denkt ernsthaft über eine Zukunft als Unternehmer nach. Mehr als die Hälfte hat an dieses Thema noch nie einen Gedanken verschwendet. Als größtes Gründungshemmnis nennen die potentiellen Gründer die restriktive Kreditvergabepolitik der Banken. An zweiter Stelle folgt die komplexe Gesetzgebung.

Ein weiterer Grund könnte allerdings im klimatischen Umfeld liegen: Noch nicht einmal die Hälfte der Bundesbürger glaubt, dass sich Leistung lohnt. Immerhin wollen fast 85 Prozent Zeit und Geld in die eigene Weiterbildung investieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. ( WJD ) Breite Str. 29, 10178 Berlin Telefon: 030/203081516, Telefax: 030/203081522

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