Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK)

Wirtschaftspolitik muss allen Wirtschaftszweigen dienen

(Siegen) - Deutschland ist und bleibt auf absehbare Zeit ein Industrie- und ein Dienstleistungsstandort. Die Vernetzung dieser beiden Bereiche müsse stärker von der Politik wahrgenommen werden. Das gelte im besonderen Maße für den hiesigen, industriegeprägten Wirtschaftsraum. Mit dieser Forderung reagiert die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) auf Informationen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in NRW über eine sich fortsetzende Strukturverschiebung vom Produzierenden Gewerbe zu den Dienstleistungsbereichen (Handel, Gastgewerbe und Verkehr; Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleister, öffentliche und private Dienstleister). Eine Wirtschaftspolitik, die allen Unternehmen gleichermaßen diene, sei immer die beste, so die IHK Siegen. Einseitige Bevorzugung eines Sektors sei der falsche Weg.

Das Statistische Landesamt hatte gemeldet, dass in Nordrhein-Westfalen in den Dienstleistungsbereichen immer höhere Wirtschaftsleistungen erbracht werden. So erhöhte sich im Landesdurchschnitt der Anteil der Dienstleister an der gesamten Wirtschaftsleistung binnen zehn Jahren von 61,3 Prozent auf 69,5 Prozent. Diese Meldung vermittle, so die IHK, den Eindruck, als ob die Wirtschaftsleistung des Dienstleistungssektors höher einzustufen sei als die des Produzierenden Gewerbes.

Vor dieser Fehlinterpretationen warnt die IHK Siegen. Gerade im Siegener IHK-Bezirk (Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe) bleibe die Industrie ganz klar auf Dauer Basis der regionalen Wirtschaft und unterstütze eine positive Beschäftigungsentwicklung, auch bei den Dienstleistern. So berichte das statistische Landesamt NRW auch, dass die Wirtschaftsleistung z. B. im Kreis Olpe “noch” überwiegend von der Industrie aufgebracht wird. Dort lag der Anteil der Dienstleister an der Wirtschaftsleistung im Jahr 2000 “erst” bei 45,8 Prozent. Im Kreis Siegen-Wittgenstein liegt die Wirtschaftsleistung der Dienstleister ebenfalls unter dem Landesdurchschnitt.

Die statistisch zu beobachteten Trends zu weniger Beschäftigung und Wertschöpfung im industriellen Sektor bei gleichzeitig wachsenden Zahlen im Dienstleistungssektor seien der Ausdruck einer zunehmenden Arbeitsteilung zwischen Industrie und Dienstleistungen. Das belegen jüngste Umfragen der IHKs in ganz Deutschland. Nur die quantitative Bedeutung des Industriesektors sinke und die des Dienstleistungssektors steige. Die qualitative Bedeutung beider Sektoren füreinander aber nehme sogar zu, sie ständen in einer wechselseitigen, starken Abhängigkeit zueinander, so die IHK weiter. Dies belege im Übrigen eine - 1999 für den IHK-Bezirk durchgeführte Studie der Universität Osnabrück über die Bedeutung des Industriesektors für die regionale Wirtschaft eindrucksvoll.

Gerade im IHK-Bezirk Siegen gebe es eine gesunde, wettbewerbsfähige Industrie. Den hohen Industrieanteil im Kammerbezirk als Hemmschuh anzusehen und ihn zwanghaft durch Dienstleistungsbranchen ersetzen zu wollen oder letztere einseitig zu fördern, ist nach Ansicht der IHK für die Region keine angemessene Lösung. Vielmehr komme eine möglichst günstige Entwicklung der Industrieunternehmen der gesamten Region zugute, auch der
Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungsbereich.

Eine effiziente Wirtschaftspolitik für alle Sektoren bedeute vor allem Steuersenkungen, die Flexibilisierung des Arbeitsrechts und die Entlastung von hohen Lohnnebenkosten durch den Umbau der sozialen Sicherungssysteme. Auf regionaler Ebene seien für die Unternehmen die Verringerung der Standortkosten, die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, der Ausweis von ausreichend Gewerbeflächen sowie die Beseitigung des Fachkräftemangels entscheidend.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) Koblenzer Str. 121 57072 Siegen Telefon: 0271/3302317 Telefax: 0271/330244384

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