"Wochen der Unruhe" in Niedersachsen-Bremen / IG BAU kĂ€mpft Baustelle fĂŒr Baustelle um FlĂ€chentarifvertrag
(Frankfurt am Main) - "Wochen der Unruhe" haben zahlreiche Firmen des Bauhandwerks derzeit in Niedersachsen und Bremen: Eine landesweite Informationsaktion der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt auf den Baustellen sorgt seit Mittwoch letzter Woche (3.11.2004) fĂŒr Bewegung in den Tarifverhandlungen des Bauhauptgewerbes, die am Mittwoch, 17.11.2004, in Berlin fortgesetzt werden. "Wir kĂ€mpfen Baustelle fĂŒr Baustelle um den FlĂ€chentarifvertrag", erlĂ€uterte das fĂŒr die Region verantwortliche IG BAU-Vorstandsmitglied Christoph Burmester am Mittwoch in Hannover den Hintergrund der Aktion.
Die BaugewerbeverbĂ€nde in Niedersachsen und Bremen haben die bundesweite Tarifgemeinschaft im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) verlassen, um durch Separat-Verhandlungen mit der IG BAU das Tarifniveau abzusenken. "FĂŒr solche Verhandlungen stehen wir nicht zur VerfĂŒgung", erklĂ€rte das fĂŒr Organisation zustĂ€ndige Vorstandsmitglied der IG BAU, Dietmar SchĂ€fers. "Stattdessen wollen und werden wir die Arbeitgeber in Niedersachsen und Bremen durch innerbetriebliche AufklĂ€rung der Arbeitnehmer und entsprechenden Druck auf die WortfĂŒhrer eines Dumpingwettbewerbs zurĂŒck an den bundesweiten Verhandlungstisch bringen", so SchĂ€fers.
Als "bedrohlich und verfehlt" bezeichneten die beiden IG BAU-VorstĂ€nde die Politik vieler namhafter Firmen in der Region, die ihren Arbeitnehmern schon jetzt tarifliche AnsprĂŒche vorenthalten, den Lohn kĂŒrzen oder unbezahlte Mehrarbeit abpressen. Bei der Baustellentour, die vorerst noch bis Ende der Woche weitergeht, seien den Gewerkschaftern skandalöse ZustĂ€nde geschildert worden, "die jetzt nachgearbeitet werden", betonte Burmester.
In mehreren FĂ€llen habe nur noch der Anruf beim Hauptzollamt geholfen, die etwa bei Unterschreiten des gesetzlichen Mindestlohns von 12,47 EUR fĂŒr Facharbeiter aus Ostdeutschland eingreifen und den betroffenen hiesigen Firmen oder ihren Subunternehmern mit empfindlichen Strafen beikommen. "Jeder, der kein reines Gewissen hat, muss wissen, dass wir die Kontrollen solange durchfĂŒhren, bis die ĂbeltĂ€ter erwischt sind", sagte SchĂ€fers. "Das kann im Einzelfall auch dazu fĂŒhren, dass eine Firma nicht mehr wettbewerbsfĂ€hig ist, die ihre Kalkulation auf Dumpinglöhne aufgebaut hat." Ziel der gewerkschaftlichen Kampagne "Ohne Regeln geht es nicht!" sei es, den Wettbewerb durch "exemplarische AufklĂ€rung und die Anwendung der allgemein anerkannten Spielregeln und TarifvertrĂ€ge" wieder in Ordnung zu bringen, so SchĂ€fers. Dies sei letztlich im gemeinsamen Interesse von Gewerkschaft und ehrlichen Unternehmern: "Nur wenn es uns gelingt, die Spielregeln eines fairen Wettbewerbs auf Grundlage der TarifvertrĂ€ge wieder herzustellen, haben heimische Handwerksbetriebe wieder eine Chance und können ArbeitsplĂ€tze hier in Niedersachsen und Bremen gesichert werden", erklĂ€rte der IG BAU-Vorstand.
Die IG BAU biete diesen Wettbewerbspartnern auch in der Tarifpolitik die Hand zum BĂŒndnis: "Unser oberstes Ziel in der Tarifrunde heiĂt BeschĂ€ftigungssicherung", sagte SchĂ€fers. "DafĂŒr sind wir sogar bereit, auf eine Lohnerhöhung zu verzichten. Der Scheck muss aber auch gedeckt sein." Bei den Tarifverhandlungen in der kommenden Woche werde man sehen, ob die Arbeitgeber bereit sind, auf die VorschlĂ€ge der IG BAU einzugehen. "Dann muss aber auch das Baugewerbe in Niedersachsen und Bremen von seinem Spalter-Kurs abkommen und zum FlĂ€chentarifvertrag zurĂŒckkehren", sagten Burmester und SchĂ€fers.
Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Bundesvorstand
Olof-Palme-Str. 19, 60439 Frankfurt
Telefon: 069/95737-0, Telefax: 069/95737-800
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