Pressemitteilung | Bundesverband der Freien Berufe e.V. (BFB)

Zahl der Selbstständigen in Freien Berufen steigt weiter / Aber: Freiberufler beurteilen wirtschaftliche Lage überwiegend negativ

(Berlin) - Die aktuelle Entwicklung der Selbstständigen und Beschäftigten in den Freien Berufen sowie die Ergebnisse der Sommer-Konjunkturumfrage des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) kommentiert der BFB-Hauptgeschäftsführer, RA Arno Metzler: „Die Zahl der Selbstständigen in den Freien Berufen ist im Vergleich zum Vorjahr erneut um knapp 5 Prozent gestiegen – ermittelt vom Institut für Freie Berufe (IFB) in Nürnberg. Sie erreicht nunmehr 857 Tausend. Damit haben die Freien Berufe fast gleichgezogen mit den selbstständigen Handwerksbetrieben. Dies bestätigt einmal mehr den Trend und die Umstrukturierung hin zur wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft.

Im Gegensatz zu Gewerbebetrieben liegt das durchschnittliche Beschäftigungspotenzial bei den Freien Berufen bei nur drei Mitarbeitern bzw. Auszubildenden. Und dennoch bieten Freiberufler über 2,5 Millionen Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Dazu kommen ca.150 Tausend Auszubildende und rund 170 Tausend nicht sozialversicherungspflichtige Familienangehörige. Insgesamt befinden sich somit rund 3,7 Millionen Erwerbstätige im Arbeitsfeld der Freien Berufe. Diese steuern einen – stetig ansteigenden – Anteil zum Bruttoinlandsprodukt bei, der sich mittlerweile auf 9,2 Prozent beläuft.

Der Zuwachs der Selbstständigenzahlen ist jedoch nicht nur Ausdruck von Prosperität. Vielfach handelt es sich um Existenzgründungen „aus der Not heraus“. Darüber hinaus ist bei einer wachsenden Zahl von Selbstständigkeiten nicht mit einem spürbaren Beschäftigungszuwachs zu rechnen, da der Hauptzuwachs an Selbstständigen im künstlerischen und kulturellen Bereich erfolgt und die Freiberufler dort in der Regel mit wenigen oder gar keinen Hilfskräften oder Auszubildenden auskommen.

Eine aktuelle Trend- und Stimmungsumfrage des BFB hat zudem gezeigt, dass die wirtschaftlichen Erwartungen insbesondere der klassischen Freien Berufe überwiegend pessimistisch bleiben. Die Heilberufler – Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Heilhilfsberufe – bewerten die wirtschaftlichen Aussichten besonders negativ. Dies ist insbesondere auf die Verunsicherung bezüglich der zukünftigen Ausgestaltung einer weiteren Gesundheitsreform zurückzuführen. Hinzu kommen die immer weiter steigenden Verwaltungslasten, um die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Anforderungen erfüllen zu können. Somit bleibt immer weniger Zeit für die Erbringung der eigentlichen heilberuflichen, einnahmeerbringenden Dienstleistung.

Während die Berufsangehörigen im steuer-, wirtschafts- und rechtsberatenden Bereich – Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Rechtsanwälte, Notare – in der Vergangenheit ihre Lage meist noch mit „befriedigend“ eingeschätzt haben und die Aussichten auf Besserung bestand, verdüstern sich auch in diesen Bereichen zunehmend die Aussichten. Lediglich Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater beurteilen ihre Lage etwas positiver. Die Konsequenz dieser Negativbeurteilung ist, dass sich zunehmend Kanzleien zusammenschließen, um Synergieeffekte auszunutzen. Das wirkt sich negativ auf die Beschäftigung von Hilfskräften und Auszubildenden aus. Im technischen Bereich leiden Architekten und Bauingenieure weiterhin unter der schlechten wirtschaftlichen Situation in der gesamten Baubranche. Die von Bundeswirtschafts- und -arbeitsminister Clement angefachte Diskussion um die Honorarordnung bei Architekten und Ingenieuren (HOAI) hat zusätzlich zu einer Verunsicherung beigetragen.

Obwohl im Bereich der kulturellen und künstlerischen Freiberufler seit einigen Jahren der stärkste Zuwachs an Selbstständigen zu verzeichnen ist, ist die positive Entwicklung in ihrer Bewertung zu relativieren. Diejenigen Selbstständigen in diesem Bereich, die sich am Markt behaupten können und die ersten Jahre nach der Existenzgründung überstanden haben, bewerten ihre Lage sogar teilweise mit „gut“. Besonders groß ist in diesem Bereich jedoch der Anteil der sogenannten „Notselbstständigen“. Verstärkt wurde diese Entwicklung noch durch die öffentliche Förderung der „Ich-AG“. Häufig handelt es sich dabei um nicht tragfähige Existenzen, die nach kurzer Zeit wieder vom Markt und aus der Selbstständigen-Statistik verschwinden.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Freien Berufe (BFB) Reinhardtstr. 34, 10117 Berlin Telefon: 030/284444-0, Telefax: 030/284444-40

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