Pressemitteilung | (HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen - Bezirksgruppe Nordhessen e.V.

Zenit scheint überschritten, mit weniger Gas in 2008

(Kassel) - „Der Zenit des Wachstums scheint erreicht und von vielen Unternehmen bereits überschritten, die hohe Dynamik lässt nach. Die meisten Unternehmen sind dennoch optimistisch für 2008, weil hinreichend Auftragsbestände vorhanden sind. Motor für die positive Entwicklung unserer Branche sind vor allem die Investitionen der Unternehmen. Sie haben dazu geführt, dass die Beschäftigung leicht aufgebaut werden konnte.

Allerdings erreicht der Zuwachs nicht die Werte des Vorjahres. Das Verhältnis von Umsatz und Erträgen ist nach wie vor in einer Schieflage: seit vielen Jahren hinkt das Ertragsniveau den Umsätzen hinterher, das Delta ver-größert sich leider von Jahr zu Jahr. Die Gründe für diese Situation liegen sicher auch an den gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten, die gerade in der M+E-Branche voll zu Buche schlagen“, so interpretiert Dr. Henning Bähren, Mitglied des Vorstands die Ergebnisse der diesjährigen „Chefumfrage“, die der Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen in Nordhessen jährlich bei seinen Mitgliedsunternehmen durchführt.


© AGV M+E
Klemens Diezemann, Geschäftsführer des Verbandes, hebt die Funktion der M+E Branche als sensibles Konjunkturbarometer hervor: „63 der insgesamt 123 Unternehmen hatten sich bei der „Chefumfrage“ beteiligt. Das ist zwar nur etwas über die Hälfte unserer Mitglieder, aber immerhin repräsentieren diese Unternehmen über 23.000 Beschäftigte und bilden damit den Löwenanteil. Unsere Herbstumfragen der vergangenen Jahre belegen, dass die „Chefumfrage“ in ihren Tendenzen sich mit den Grundaussagen vieler Konjunkturberichte deckt. So hat zum Beispiel die deutsche Industrie ihre Investitionen im vergangenen Jahr durch deutliche Steigerungen wieder auf das Niveau von 2002 gebracht. Die Unternehmen investierten bundesweit 49 Milliarden Euro und damit 7,4 Prozent mehr als im Vorjahr“, zitiert Diezemann das Statistische Bundesamt. Auch in Nordhessen werde auf hohem Niveau weiter investiert.


Die Chefumfrage im Detail

Die allgemeine Geschäftslage wird im Moment von 59 Prozent der befragten als gut bis sehr gut bewertet. Dies waren vor einem Jahr noch 66 Prozent, in 2005 37 Prozent. Im Vergleich zum Frühjahr hat sich bei 27 Prozent der Befragten die Situation verbessert, eine vergleichbare Situation gaben 52 Prozent an, allerdings auch 21 Prozent eine schlechtere Geschäftslage. Für das kommende Halbjahr sehen 21 Prozent eine Verbesserung der allgemeinen Geschäftslage, 71 Prozent erwarten dieselbe Situation wie in 2007.
Fazit: Die allgemeine Geschäftslage bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau; allerdings scheint der Zenit überschritten.

Die Auftragsbestände werden von 48 Prozent der Befragten momentan als ausreichend bewertet, von 35 Prozent sogar als verhältnismäßig groß. Voller waren die Auftragsbücher im vorigen Jahr: 43 Prozent hatten verhältnismäßig große Auftragsbestände, für 51 Prozent waren sie ausreichend. Aber 22 Prozent , also fast ein Viertel, haben geringe Bestände im Vergleich zum Frühjahr. Bei 54 Prozent bleibt die Auftragslage im kommenden Halbjahr unverändert, bei 22 Prozent nimmt sie eher zu, aber bei fast einen Viertel nimmt sie ab.
Fazit. Die Auftragsbestände im Vergleich zum Vorjahr, aber auch die Einschätzung von fast einem Drittel der Befragten, zeigen die ersten konjunkturellen Bremsspuren.

Die Umsätze sind bei 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und bei 44 Prozent gleich geblieben. Das Umsatzwachstum wird voraussichtlich stabil bleiben, weil 59 Prozent von einem gleich bleibenden Umsatz und sogar 23 Prozent von steigenden Umsätzen ausgehen. Während bei 43 Prozent die Umsätze im Vergleich zum Frühjahr gestiegen sind, stieg das Ertragsniveau nur bei 23 Prozent. Nur 16 Prozent gehen von einer Ertragssteigerung im kommenden Halbjahr aus. Eine stabile Ertragslage erwarten 71 Prozent.
Fazit: Das Umsatz-Ertrags-Verhältnis befindet sich seit vielen Jahren in einer Schieflage: die Schere zwischen beiden geht von Jahr zu Jahr weiter auf.

Die Investitionen sind bei 37 Prozent der Befragten im Vergleich zum Frühjahr gestiegen. Das sagten in der letzten Umfrage nur 28 Prozent. Ein gutes Drittel, 34 Prozent, wird auch im kommenden Halbjahr mehr investieren. Der Schwerpunkt der Auslandsinvestitionen ist nach wie vor Westeuropa, allerdings liegen die Aussagen von 40 Prozent geringer als in den Vorjahren (2006: 47 Prozent, 2005: 52 Prozent). Auffällig ist der Anstieg der Investitionen in Asien von 12 Prozent im Vorjahr auf aktuell 28 Prozent der Befragten.
Fazit: Deutlich steigende Investitionen.

Der Exportanteil der befragten nordhessischen Unternehmen liegt mit 34,7 Prozent deutlich unterhalb der durchschnittlichen Exportquote deutscher M+E-Unternehmen (52 Prozent). Die Tendenz ist jedoch steigend: nach 30,5 Prozent in 2005 und 32,5 Prozent in 2006 erreicht die diesjährige Quote damit den höchsten Stand seit drei Jahren. Dabei sind die wertmäßigen Exporte gegenüber dem Frühjahr bei 42 Prozent der Befragten gestiegen und werden bei 34 Prozent weiter steigen.
Fazit: Der Exportmotor läuft mit gedrosselter Drehzahl weiter.


Aktuelle Frage „Fachkräftemangel und demografischer Wandel“

Die jährlich wechselnde Zusatzfrage befasste sich in diesem Jahr mit dem Thema „Fachkräftemangel und demografischer Wandel“. Dazu Klemens Diezemann: „Die Auswirkungen des demografischen Wandels beurteilen unsere Mitglieds-unternehmen sehr differenziert. Es wird nichts bagatellisiert, es werden aber auch keine Untergangsszenarien gemalt. Man ist sich der Lage bewusst, wobei sich der Fachkräftemangel nach Ansicht der Unternehmen in erster Linie auf Fachkräfte in Produktion und Entwicklung auswirken wird. Und hier sind es im Besonderen die Hochqualifizierten in Forschung und Entwicklung. Als wichtigste Maßnahmen zur Sicherung des Personalbedarfs werden die ‚Betriebliche Ausbildung und Weiterbildung’ angesehen. Aber auch dem Nachwuchsmarketing wird eine hohe Bedeutung zugerechnet. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen sehen die Meisten der Befragten als wichtig an. Die Anwerbung ausländischer Fachkräfte ist für die Mehrzahl dagegen nicht relevant. Anders stellt sich die Situation bei der Frage nach Hochqualifizierten dar. Die große Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass die Bundesrepublik die Zuwanderung für Hochqualifizierte erleichtern sollte.“


Die Sonderfrage im Detail

Die Auswirkungen der demografischen Entwicklung sind bereits bei den Unternehmen angekommen. Dies äußert sich im momentanen Personalbedarf, aber auch im zukünftigen Bedarf. Hier gehen knapp 40 Prozent der Befragten davon aus, dass es in drei Jahren zu starken bis sehr starken Auswirkungen kommen wird. Wesentlich weniger Bedenken gibt es bei der Frage nach den zukünftigen Auswirkungen auf die Produkte/Märkte. Nur 5 Prozent geben an, momentan betroffen zu sein. Die Prognose für 2010 erreicht mit 13,3 Prozent keinen Besorgnis erregenden Wert.

Auf die Frage nach der Gefahr eines Fachkräftemangels reagieren die Unternehmen bereits anders: Über die Hälfte, nämlich 55,9 Prozent der Befragten geht von einer großen bis sehr großen Gefahr, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung, aus. An zweiter Stelle folgt der Bereich Produktion mit 39,4 Prozent. Die Personalprobleme in der Verwaltung haben eine untergeordnete Wichtigkeit.

Auf der Qualifikationsebene sieht die große Mehrheit der Befragten insbesondere den Nachwuchs an Hochqualifizierten gefährdet. 66,2 Prozent schätzen die Gefahr als groß bis sehr groß ein, nur 6,4 Prozent als gering bis sehr gering. Knapp 50 Prozent der Befragten messen diesem Problem bereits schon jetzt eine Bedeutung zu.

Nach den Maßnahmen zur Sicherung des Personalbedarfs gefragt, sieht wiederum die große Mehrheit das Thema Betriebliche Ausbildung und Qualifikation an Nummer eins (wichtig bis sehr wichtig = 96,7 Prozent), dicht gefolgt von Nachwuchsgenerierung (wichtig bis sehr wichtig = 87,4 Prozent). Zulagen in Form von übertariflicher Bezahlung, Dienstwagen, etc. sehen zwar 59 Prozent für wichtig an; für 8,2 Prozent der Befragten spielen Zulagen nur eine untergeordnete Rolle. Die Anwerbung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland halten 71 Prozent für weniger wichtig.

Anders sieht das Bild bei der Frage nach der erleichterten Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland aus. 51,6 Prozent schätzen die Zuwanderung insbesondere Hochqualifizierter als hoch bis sehr hoch ein; nur 11,2 als gering bis sehr gering.

Quelle und Kontaktadresse:
HESSEN METALL Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen Bezirksgruppe Nordhessen e.V. Achim Schnyder, Öffentlichkeitsarbeit Karthäuserstr. 23, 34117 Kassel Telefon: (0561) 1091-50, Telefax: (0561) 779194

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