Pressemitteilung | Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) - Bundesstelle

Zivilgesellschaft durch freiwilliges Engagement stärken / IPSOS-Umfrage: BDKJ fordert mehr Wertschätzung für Frewilligendienste und ehrenamtliches Engagement

(Düsseldorf) - 53 Prozent der Bevölkerung sind bereits ehrenamtlich engagiert, 61 Prozent sind dazu bereit. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IPSOS im Auftrag des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung. Die Umfrage hatte sich mit der Haltung der Bevölkerung in Deutschland zu einer altersunabhängigen sozialen Pflichtzeit beschäftigt.

"Dass bereits über die Hälfte der Menschen in Deutschland freiwillig engagiert sind und weitaus mehr ein Engagement befürworten und dazu bereit sind, zeigt zwei Dinge: Die Menschen in Deutschland wollen Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen, und Menschen brauchen entsprechende Rahmenbedingungen, damit sie ihren Wunsch nach freiwilligem Engagement umsetzen können." sagt BDKJ-Bundesvorsitzender Gregor Podschun. Der BDKJ fordert schon lange, dass Freiwilligendienste und Ehrenamt eine entsprechende Wertschätzung erfahren und sie so ausgestaltet werden, dass auch Menschen in finanziell heraufordernden Situationen der Einsatz für die Zivilgesellschaft ermöglicht wird. So setzen sich die Jugendverbände und Träger der Freiwilligendienste seit Längerem für die kostenlose Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs, die Anrechnung der freiwilligen Engagements auf Ausbildungs- und Studienleistungen sowie eine Erhöhung von Taschengeld und Ehrenamtspauschalen ein - wie es nach der IPSOS-Umfrage auch rund drei Viertel der Befragten befürworten.

Zugleich sprechen sich in der Umfrage eine Mehrheit der Menschen für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr aus und auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat erneut eine soziale Pflichtzeit zur Stärkung der Demokratie und Förderung von Nächstenliebe gefordert. "Gemeinsinn und Solidarität lassen sich jedoch nicht erzwingen. Die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und von Nächstenliebe durch eine Verpflichtung zum sozialen Handeln ist nicht belegt. Ein Zwang könnte dem Anliegen vielleicht sogar schaden", entgegnet Gregor Podschun. "Die beste Antwort auf die Frage, wie sich gesellschaftliches Engagement in Deutschland stärken lässt, ist schon jetzt in den Strukturen der Freiwilligendienste zu finden. Wenn die Politik dies erkennt und die vorhandenen Dienste stärkt, erübrigt sich jede weitere Diskussion rund um Pflichtdienste."

Schon heute engagieren sich über 100.000 überwiegend junge Menschen in sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereichen in einem Freiwilligendienst und über 660.000 Kinder und Jugendliche sind in einem katholischen Jugendverband für die Gesellschaft aktiv. "Anstatt eine Dienstpflicht einzuführen und staatliche Parallelstrukturen aufzubauen, sollten die in der Zivilgesellschaft bestehenden Freiwilligendienste und die Bedingungen des Ehrenamts gestärkt und attraktiver gemacht werden, um mehr Menschen die Entscheidung für ein gesellschaftliches Engagement aus eigenem Antrieb zu ermöglichen," so Podschun.

Einen weiteren wichtigen Punkt bildet die pädagogische Begleitung im sozialen Engagement: 63 Prozent der Befragten der IPSOS-Umfrage sind der Meinung, dass eine Begleitung durch pädagogische Fachkräfte im Ehrenamt die Attraktivität von sozialem Engagement steigert. Genau diese Strukturen sind in den Freiwilligendiensten schon seit jeher verortet", betont Gregor Podschun, "Ein Charakteristikum der Freiwilligendienste ist neben der Freiwilligkeit die engmaschige pädagogische Begleitung, die es jungen Menschen ermöglicht, sich in ihrem Engagement weiterzuentwickeln, daraus zu lernen und gleichzeitig sich für die Gesellschaft zu engagieren."

Weiterhin hält Podschun fest, dass die Einführung eines sozialen Pflichtjahres keinesfalls dem Mangel an Fachkräften in pflegerischen und pädagogischen Berufen entgegenwirkt und bestätigt hier die Umfrageergebnisse. Es braucht dort gut ausgebildetes Fachpersonal. Außerdem ist der Aufbau einer Struktur zur Umsetzung eines Pflichtjahres u.a. mit der entsprechenden pädagogischen Begleitung, dem Fachpersonal in den Einrichtungen, der finanziellen Ermöglichung für ökonomisch herausgeforderte Haushalte, der Vermittlung von Menschen an die Einsatzstellen und vielem mehr finanziell für die Bundesregierung nicht zu leisten. Eine staatliche parallele Struktur zur bereits bestehenden und funktionierenden zivilgesellschaftlichen Struktur schadet dem starken Engagement der Bevölkerung. "Besser sind Finanzmittel zur Unterstützung der bestehenden zivilgesellschaftlichen Freiwilligendienste genutzt, um mehr Menschen für ein freiwilliges Jahr zu begeistern." ergänzt Podschun.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Christian Schnaubelt, Stellv. Pressesprecher Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf Telefon: (0211) 46930, Fax: (0211) 4693120

(jg)

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