Zukunftspakt Pflege: wir pflegen e.V. warnt vor einer Umverteilung zu Lasten der häuslichen Pflege
(Berlin) - Der am 11. Dezember 2025 veröffentlichte Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Zukunftspakt Pflege gibt dem Bundesverband wir pflegen e.V. Anlass zu deutlicher Besorgnis. Zwar erkennt der Verband den politischen Anspruch an, Pflege nachhaltig abzusichern und Familien zu entlasten. Doch die vorgelegten Eckpunkte verfehlen nach einer ersten Einschätzung des Verbands diesen Anspruch und drohen, zentrale Ungerechtigkeiten im Pflegesystem zu verschärfen.
Der Bundesverband kritisiert primär das Diktat, weitreichende Verbesserungen der Pflegefinanzierung und -versorgung ohne Mehrausgaben rein aus derzeit finanzierten Leistungen schaffen zu wollen.
Sebastian Fischer, Vorstand des Verbands, sagt dazu: „Wenn mehr Ressourcen aus der bereits mangelhaften Versorgung in verbesserte Präventionsmaßnahmen, Rehabilitation und die Deckelung stationärer Eigenanteile umgesteuert werden sollen, muss dies unter dem ‚Diktat der Sparmaßnahmen’ logischerweise zu erheblichen Kürzungen in anderen – vermutlich ambulanten und häuslichen – Leistungsbereichen führen.“
Damit drohe eine systematische Verschärfung der Pflege-Triage: „Ohne gezielte Investitionen werden Leistungsverbesserungen und eine intensivere fachpflegerische Begleitung für Menschen mit geringerem Pflegebedarf zwangsläufig zu Kürzungen bei Menschen mit höherem Pflegebedarf führen. Fachpflegerische Unterstützung würde denjenigen entzogen, die sie am meisten brauchen und bestehende Ungerechtigkeiten im ohnehin unzureichenden Pflegesystem würden weiter verschärft werden.“
In der Folge müssten noch mehr berufstätige Angehörige – überwiegend Frauen – ihre Arbeitszeit reduzieren oder ganz aus dem Beruf aussteigen, um wegfallende Leistungen auszugleichen. Diese „Pflegeabwanderung“ verschärfe den Arbeitskräftemangel, mindere Steuereinnahmen und erhöhe das Risiko von Altersarmut.
Als besonders ungerecht kritisiert der Verband die geplante Begrenzung der Eigenanteile lediglich für die stationäre Pflege. Diese Maßnahme führe zu einer systematischen Umverteilung zulasten derjenigen, die zu Hause pflegen.
„Die AG stellt kein tragfähiges Konzept für eine Deckelung der Eigenanteile in der häuslichen Pflege vor, obwohl über 86 Prozent der Menschen zu Hause betreut und versorgt werden. Damit nimmt die AG bewusst in Kauf, dass die finanzielle Entlastung im stationären Bereich aufgrund der damit notwendigen Umverteilung von Leistungsansprüchen zu Lasten der ambulanten Pflegeversorgung, der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen gehen muss. Dies bedeutet eine Vertiefung der systemischen Ungerechtigkeiten des Pflegesystems“, so Fischer weiter.
Positiv bewertet der Verband die geplante Stärkung der Beratungsstrukturen, erste Gedanken zur Flexibilisierung der Leistungsansprüche in einem Entlastungsbudget und die Einführung eines Case-Managements. Voraussetzung sei jedoch eine solide Finanzierung und die konsequente Ausrichtung an den Bedarfen pflegender Angehöriger.
„Pflege kann nur dann gerecht und zukunftsfähig gestaltet werden, wenn der Zukunftspakt von echten Investitionen in eine verbesserte Pflegeversorgung und Entlastung pflegender Angehöriger in der häuslichen Pflege begleitet wird“, betont Fischer.
Quelle und Kontaktadresse:
Wir pflegen e.V. - Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger, Lisa Thelen, Referent(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Turmstr. 4, 10559 Berlin, Telefon: 030 4597 5750
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