Zukunftstrend Energiesparen spricht für das Fertighaus / Fertighäuser gewinnen Marktanteile / Rückbesinnung auf das architektonische Erbe des Weimarer Bauhauses
(Bad Honnef) - Anläßlich der Jahrestagung des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF) am Freitag, 11. November 2005 in Weimar, erklärt Verbandspräsident Gerd Glenewinkel: Die Bauhaus-Tradition steht ebenso wie das Potenzial und das Image der modernen Fertigbauweise im Mittelpunkt unseres Kongresses Forum Intelligentes Bauen. Wir vergeben den mit 7.500 Euro dotierten Preis des Deutschen Fertigbaus 2005 an die Fakultät Architektur der Bauhaus-Universität Weimar. Damit würdigt die Branche den Einfluss und Vorbildcharakter des Bauhaus, der von der Weimarer Universität offensiv und erfolgreich vertreten wird. Den Preis nimmt der Dekan der Fakultät, Prof. Bernd Rudolf, entgegen.
Ein Schwerpunkt des Branchentreffens werden die wirtschaftspolitischen Weichenstellungen für den Mittelstand und die Bauindustrie in Deutschland sein. Der BDF hat dazu den Direktor des Institutes der Deutschen Wirtschaft (Köln), Prof. Michael Hüther, als Referenten gewinnen können. Um dem Image des Fertighauses auf die Spur zu kommen, hat der BDF eine repräsentative Umfrage bei dem renommierten Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegeben. Die Geschäftsführerin des Instituts, Prof. Renate Köcher, wird die Ergebnisse vorstellen. Die steigenden Energiepreise sind nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Bauherren ein hochaktuelles Thema. Dr. Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar und Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien, beschäftigt sich in seinem Vortrag mit Möglichkeiten, die Energiekosten im Hausbau zu senken.
Fertighäuser gewinnen Marktanteile. Das zeigt die aktuelle Statistik der Baugenehmigungen. Danach entwickelt sich die deutsche Fertigbauindustrie deutlich besser als die übrige Baubranche. Der Marktanteil von Fertighäusern an allen Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland ist im Durchschnitt der ersten acht Monate des Jahres auf 13,6 Prozent gestiegen. Die aktuellen Zahlen aus dem August zeigen sogar eine Steigerung auf 13,8 Prozent an. Während die Baugenehmigungszahlen für alle Bauweisen im August um gut neun Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegten, verzeichneten Fertighäuser im gleichen Zeitabschnitt ein Plus von 20,5 Prozent.
Auch über das Gesamtjahr betrachtet ist der Fertigbau von sinkenden Baugenehmigungszahlen weniger betroffen als die konkurrierenden Bauweisen. Die Folge ist ein Zugewinn an Marktanteil, der sich besonders dynamisch in den süddeutschen Bundesländern entwickelt. So beträgt der Fertigbauanteil in Hessen und Baden-Württemberg im bisherigen Jahresdurchschnitt 2005 schon rund 22 Prozent. Das stärkste Wachstum hat der Fertigbau in Rheinland-Pfalz, wo der Marktanteil seit dem Jahresende 2004 von 17,5 Prozent auf aktuell 20,6 Prozent angehoben werden konnte. Ähnliche Zuwachsraten sehen wir aktuell in Bayern und im Saarland.
Für das Fertighaus spricht ein klarer Zukunftstrend, nämlich der Trend zum Energie sparenden Bauen. Aus Sicht der Bauherren ist das eine logische Konsequenz aus den stark steigenden und sicherlich dauerhaft hohen Preisen für Öl, Gas und Strom. Die Erfahrungen der Haushersteller zeigen, dass sich immer mehr Bauinteressenten frühzeitig nach dem Energiesparpotenzial von durchdachter Konstruktion und innovativer Haustechnik erkundigen. Sie erfahren dann, dass die Wärmedämmung und der Energiebedarf moderner Fertighäuser weit besser sind, als es die geltenden Standards im deutschen Bauwesen fordern.
Der jährliche Energiebedarf pro Quadratmeter unterschreitet beim Fertigbau die Vorgaben der Energieeinsparverordnung je nach Haus um etwa 15 bis hin zu 50 Prozent. Dazu ein Beispiel: Bei einem Haus mit 160 Quadratmetern Nutzfläche bedeutet eine Unterschreitung der gesetzlichen Vorgaben um nur 20 Prozent eine Energie-Ersparnis von 3.000 Kilowattstunden im Jahr. Das entspricht etwa 300 Litern Heizöl, die ein normales Fertighaus jährlich sparen kann. Hier hat die moderne Fertigbauweise einen Vorsprung, der sich langfristig für den Bauherren bezahlt macht und deshalb vielfach zu der Entscheidung für ein Fertighaus führt.
Es gibt noch einen anderen Grund, warum Fertighäuser beliebter werden: Sie werden nämlich auch schöner. Die Haushersteller besinnen sich zunehmend auf ihre Möglichkeiten, architektonisch und ästhetisch ansprechende Eigenheime zu gestalten. Wir sehen, dass dies von anspruchsvollen Bauherren honoriert wird. Auch bei Häusern denken die Kunden genau wie bei anderen hochwertigen Produkten zunehmend designorientiert.
Das beste Beispiel ist die Bauhaus-Schule, die gegenwärtig ein spürbarer Architekturtrend ist. Der sachliche und funktionelle Stil des Bauhauses ist in modernen Fertighaus-Entwürfen deutlich erkennbar. Eine klare Konstruktion, eine Form, die der Funktion folgt und eine auffällig reduzierte Geradlinigkeit das ist die Ästhetik der Bauhaus-Architekten, die perfekt zu einem modernen Fertighaus passt.
Das Bauhaus wurde bekanntlich von Walter Gropius 1919 in Weimar gegründet und ist Deutschlands berühmteste Design- und Architekturschule. Weniger bekannt ist aber, dass Walter Gropius zugleich für die Idee der industriellen Vorfertigung von Bauelementen steht und damit einer der Vordenker der Fertighausindustrie ist. Am Bauhaus wurde nämlich ein Baukastensystem für ein vorgefertigtes Haus entwickelt. Es war den Architekten aber wichtig, dass trotz Vorfertigung besonderer Wert auf die individuellen Wahlmöglichkeiten und den Geschmack der Bauherren gelegt werden konnte. Das Ergebnis war der Grundtyp eines Hauses, der aber individuell variabel blieb. Auch den Preisvorteil der Vorfertigung sahen die Bauhaus-Architekten schon damals: Bei einem vorgefertigten Haus kann man vorher genau ausrechnen, was es hinterher kostet. All diese Ideen des Bauhaus gelten noch heute deshalb steht die Bauhaus-Tradition zu recht im Mittelpunkt des Forums Intelligentes Bauen 2005 in Weimar.
Individualität ist ein wichtiges Thema im Fertigbau. Eine Umfrage des BDF unter seinen Mitgliedsunternehmen hat ergeben, dass es wirkliche Typenhäuser nur noch vergleichsweise selten gibt. Zwei Drittel aller gebauten Fertighäuser werden nämlich individuell für die Baufamilie geplant. Betrachtet man nur schlüsselfertige Häuser, sind es sogar 80 Prozent. Wir können also sagen, dass das Architektenhaus mit persönlicher Gestaltung und individueller Raumaufteilung mittlerweile Standard geworden ist und das einheitliche Typenhaus der Vergangenheit abgelöst hat. Daraus schließen wir, dass industrielle Vorfertigung und architektonische Einzigartigkeit keine Widersprüche sind. Diese Eigenschaften vereinen die Bauunternehmen zunehmend, um den heutigen Kundenwünschen zu entsprechen. Generell werden Fertighäuser hochwertiger, die Kunden anspruchsvoller. Der Durchschnittpreis eines Fertighauses liegt aktuell bei rund 170.000 Euro. Eigenheime, die eine Investition in die persönliche Zukunft darstellen, schlagen eine andere Richtung ein als der Konsumgütermarkt mit seinem Trend zum Discount.
Natürlich hängt die Zukunft der gesamten Bauindustrie in Deutschland mit davon ab, welche Weichen die neue Bundesregierung stellt. Auch dem BDF als Branchenverband ist klar, dass die Eigenheimzulage in ihrer heutigen Form nicht erhalten bleiben kann. Dennoch bleiben wir bei unserer Auffassung, dass die Zulage nicht nur ein finanzpolitisches Instrument ist, sondern auch eine familien- und sozialpolitische Bedeutung hat. Denn die Förderung wurde schon in der Vergangenheit hauptsächlich von Familien mit Kindern genutzt, die beim Bau eines Eigenheimes dieser finanziellen Entlastung dringend bedürfen. Der BDF hat daher schon im vergangenen Jahr die Umwandlung der Eigenheimzulage in ein reines Baukindergeld gefordert. Die Grundförderung kann vollständig gestrichen werden, wenn die Kinderförderung dafür verdoppelt wird.
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