Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

ZVEI: Stabile Konjunktur für Hersteller von Elektrobahnen

(Berlin) - Die konjunkturelle Entwicklung der Hersteller von Elektrobahnen im ersten Halbjahr 2002 verläuft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiterhin stabil. Dagegen spricht nicht, dass es einzelne Unternehmensmeldungen gibt, die nicht im allgemeinen Trend der Branche liegen. "Weltweit wächst der Markt für Bahntechnik in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich um durchschnittlich vier Prozent im Jahr auf ca. 42 Mrd. Euro", sagte Rainer Kehl, Vorsitzer des Fachverbandes Elektrobahnen und -fahrzeuge im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V., am 23. September, dem Vortag der Schienenverkehrsmesse InnoTrans in Berlin.

Die zum Teil deutlichen Umsatzzuwächse bei den Systemhäusern basieren auf dem Abarbeiten der hohen Auftragsbestände. Die Entwicklung der Auftragseingänge ist unterschiedlich und wird geprägt von firmenspezifischen Produktspektren und von Großaufträgen im Betrachtungszeitraum.

Die Systemhäuser und Zulieferer haben die Zahl ihrer Beschäftigten seit Jahresbeginn von 33.300 auf 34.800 moderat erhöht. Bei der Zulieferindustrie, den überwiegend mittelständischen Unternehmen, tritt diese Entwicklung zeitversetzt ein. Der Umsatz ist bei ihnen ebenfalls durchgängig gestiegen. Dementsprechend haben die Kapazitätsauslastung und Beschäftigtenzahl zugenommen. "Erfreulich sind bei der Zulieferindustrie die stabilen bis leicht steigenden Preise und Erträge. Auch bei den Systemhäusern sind – unter Ausschluss von statistischen Basiseffekten – die Erträge weiterhin stabil", erläuterte Kehl im Einzelnen. Der Bahnindustriesprecher erwartet jedoch, dass die Konsolidierung der Branche weitergehe. Hierauf deute der Preisdruck bei den Systemhäusern und der unverändert scharfe Wettbewerb hin.

Von den Märkten außerhalb Europas werden starke Impulse für die deutsche Bahnindustrie erwartet. Der ZVEI sieht das stärkste Wachstum in der Periode bis 2004/2005 in Amerika. "Dort stehen vielversprechende Investitionen zur Vergabe an", so Kehl. Auch in Asien wird für diese Periode ein Wachstum von über drei Prozent pro Jahr prognostiziert.

ZVEI-Forderungen an die Verkehrspolitik:
Kehl formulierte eine Reihe von verkehrspolitischen Forderungen des Verbandes an die neu gewählte Bundesregierung. Unabdingbar sei eine Verstetigung der Investitionsmittel für die Schieneninfrastruktur auf weiterhin hohem Niveau. Die Erhöhung der Investitionsmittel im Jahr 2003 auf insgesamt 12,1 Mrd. € begrüßte er ausdrücklich. Allerdings sei nach der Verzögerung des Vergabeverfahrens der Lkw-Maut nicht mehr damit zu rechnen, dass die für Investitionen geplanten 760 Mio. € aus den Mauteinnahmen im nächsten Jahr voll zur Verfügung stehen werden. Zugleich laufen die Zinserlöse aus dem Verkauf der UMTS-Mobilfunklizenzen aus. Hier droht ein gehöriges Finanzierungsloch.

Die neu gewählte Bundesregierung solle die Mobilitätsoffensive vom Frühjahr dieses Jahres umsetzen. Insbesondere die Verknüpfung von Schiene und Straße durch Telematik, wie elektronische Fahrplanauskünfte und Fahrgeldmanagement sowie bargeldloses Ticketing und Verkehrsinformationen, würden dadurch forciert. Dies könne einen zentralen Beitrag zur Vermeidung eines Verkehrsinfarktes leisten.

Der ZVEI setzt sich für eine weitere Förderung der Telematik ein. Einsparpotenziale beim Energieverbrauch würden dadurch freigesetzt. Kehl nannte beispielhaft das Programm für energiesparende Fahrweise mit einem Computersystem, das aus Zugfahrplan und Streckendaten eine optimale Fahrweise errechnet. Bei den 59 ICE 1-Zügen könnten so die Kosten für den Energieverbrauch im Jahr um 1,8 Mio. € reduziert werden.

Ebenso notwendig sei eine zügige Umsetzung der Liberalisierungsmaßnahmen im europäischen Eisenbahnmarkt sowie die Harmonisierung und Interoperabilität der Systeme. Darüber hinaus müsse die Harmonisierung gemeinsamer europäischer Sicherheitsvorschriften beschleunigt werden, damit einmal geprüfte Fahrzeuge und Systeme ohne weitere Prüfung europaweit zum Einsatz kommen können. Gemeinsam mit anderen Verbänden fordert der ZVEI hierzu die Errichtung einer Europäischen Eisenbahnagentur, durch die die heute noch nationalen Regulierungen überwunden werden können.

Zur Errichtung eines durchgängigen europäischen Zuglenkungssystems European Train Control System (ETCS) ist für Kehl eine Anschubfinanzierung durch die die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten unabdingbar. Der europaweite Aufbau erfordere ein Programm, das auf 30 Jahre ausgelegt ist und ungefähr sechs Mrd. € Investitionsvolumen umfasse. "Allein für Deutschland schlagen rund 2,5 Mrd. € zu Buche", erwartet Kehl.

Dieses ETCS-Programm umfasst etwa 75.000 km im Kernnetz der europäischen Bahnen, die ab 2005 ausgerüstet werden. Um bis zum Jahr 2030 eine Vollausrüstung zu erreichen, müssen pro Jahr 3000 km Strecke und 300 Fahrzeuge umgerüstet bzw. neu in Dienst gestellt werden. Doppelausrüstungen von Strecke und Fahrzeugen sind erforderlich. Umgehende Investitionen könnten dennoch erhebliche Einsparungen durch effizienteren Betrieb ermöglichen. Dazu müsste in Deutschland das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) dahingehend geändert werden, dass die ETCS-Ausrüstung auf den Fahrzeugen förderwürdig wird.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020 Telefax: 069/6302317

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