Verbändereport AUSGABE 8 / 2002

Der Deutsche Anwaltverein – Anwalt der Anwälte

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Warum eigentlich sollte sich ein Anwalt im Verband organisieren? Schließlich ist er ohnehin schon Zwangsmitglied in der Rechtsanwaltkammer. Die allerdings übernimmt primär Selbstverwaltungsaufgaben innerhalb der Anwaltschaft, kümmert sich jedoch nicht um die vielfältigen wirtschaftlichen und berufspolitischen Interessen der Anwälte. Und gerade das ist heute wichtiger denn je. Der Markt für Rechtsdienstleistungen wird enger, es gilt, Positionen zu besetzten und festigen. Hierbei unterstützt der Deutsche Anwaltverein (DAV) seine Klientel mit einem beachtlichen Leistungspaket.

Behauptung im gesellschaftlichen Umfeld

Seit rund 130 Jahren finden sich die Mehrheit der deutschen Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen im DAV freiwillig zusammen. Insgesamt sind dies heute etwa 57.000 Anwältinnen und Anwälte in 241 örtlichen Organisationen. Eine seiner Hauptaufgaben sieht der traditionsreiche Verband darin, die Position der Anwaltschaft im gesellschaftlichen Gesamtumfeld zu stärken. Orientierungshilfen und handfeste Unterstützung der Mitglieder durch eine starke Interessenvertretung ist heute wichtiger denn je, denn die wachsende Verrechtlichung aller Lebensbereiche, der sich ständig beschleunigende wissenschaftliche und technische Fortschritt, dessen industrielle Umsetzung, die dynamische Entwicklung der Dienstleistungsmärkte sowie die fortschreitende Informalisierung des Waren- und Rechtsverkehrs bringen Herausforderungen mit sich, die der Einzelne allein kaum bewältigen kann. Denn die Anwältin bzw. der Anwalt werden mit ständig veränderten Rechtsgebieten konfrontiert.

Der DAV sorgt dafür, dass in diesem Prozess des Wandels die Rechte der Anwaltschaft gewahrt bleiben, dass das Berufsrecht nicht ohne oder gegen die Anwaltschaft verändert wird. Mit Erfolg verschafft sich der Verband immer wieder Gehör beim Gesetzgeber, so dass die Erfahrungen aus der anwaltlichen Praxis bei der Umsetzung geplanter Gesetze Gehör finden.

Marktpositionen festigen, unternehmerisch denken

Insbesondere auf Berufseinsteiger kommt eine riesige Lawine an Herausforderungen zu. Die meisten von ihnen sind erstmals damit konfrontiert, unternehmerisch denken und handeln zu müssen. Mit der Bewältigung der komplexen juristischen Arbeit allein ist es also nicht getan. Jeder Rechtsanwalt muss Marketing in eigener Sache betreiben, um im Wettbewerb zu bestehen.

Er muss sich und sein Sekretariat managen, Mandanten und gerichtliche Fristen bestimmen Termine, ein enger werdender Rechtsberatungsmarkt das anwaltliche Marketing. Beziehungen zu aktuellen, ehemaligen und potentiellen Klienten wollen genauso gepflegt sein wie zu anderen Interessensgruppen, die auf die anwaltliche Tätigkeit Einfluss haben. Dabei geht es keinesfalls nur um Dienstleitungen gegen Geld. Ebenso wichtig und erfolgsentscheidend sind Kontakte zu Gerichten, Berufsorganisationen, Medien, Ausbildungsinstitutionen, Universitäten, Vereinen etc. Ein Berg an Herausforderungen, dessen Bewältigung für den einzelnen kaum zu schaffen ist. Der DAV, seine Landesverbände und die örtlichen Anwaltvereine unterstützen die Anwaltschaft durch Lobbyarbeit, Weiterbildung, Information, Arbeitsgemeinschaften und die Förderung der Kommunikation untereinander.

Effektive Lobbyarbeit

Die Beziehungen des DAV zur Politik sind traditionell gut, was nicht heißt, dass sich der Verband zum Handlanger macht. Im Gegenteil. Seit dem Bestehen der Bundesrepublik ist z.B. keines der großen Verfahrensgesetze ohne umfangreiche Stellungnahmen des DAV zustande gekommen. Die Stellungnahme zu Gesetzesentwürfen bzw. auch schon zu den Referentenentwürfen, werden von über 30 Gesetzgebungs- und Fachausschüssen erarbeitet und genießen bei Ministerien, Parlamentariern, den Bundesländern und beim Bundesverfassungsgericht große Wertschätzung.

Fachliches Know-how in die Politik und die Gesellschaft einzubringen ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Genauso aktiv vertritt der DAV die wirtschaftlichen Interessen der Anwaltschaft gegenüber der Politik. So war der Verband nicht nur an dem Zustandekommen der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte im Jahr 1957, sondern auch an ihren 10 Novellen maßgeblich beteiligt – als Initiator und als stets drängender Lobbyist. Aktuelle Forderungen des DAV zu einer Strukturreform der Bundesanwaltsgebührenordnung und der Abschaffung des Gebührenabschlages Ost sind zur Zeit in der Diskussion. Darüber hinaus unterstützt der Verband einzelne Mitglieder ganz konkret und im Einzelfall in Gebührenfragen durch Hinweise auf Rechtssprechung und Literatur. Die Stimmen der Gesetzgebungsausschüsse haben auf nationaler und europäischer Ebene gleichermaßen Gewicht.

Der Erfolg der Lobbyarbeit basiert nicht zuletzt auf der Pflege intensiver Kontakte zum Rechtssprechungsausschuss des Bundestages, zum Bundesministerium der Justiz und natürlich auch zu einzelnen Bundestagsabgeordneten. Wie eingespielt die Kontaktpflege ist, zeigen die immer sehr gut besuchten Parlamentarischen Abende für alle Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte im Bundestag und die übrigen Mitglieder des Rechtsausschusses. Dies gilt auch für Brüssel. Beispiele für den Erfolg der Interessensvertretung sind die Durchsetzung wichtiger Änderungen bei der Justizreform Zivilprozess, das Engagement bei der StPO-Reform und der Schuldrechtsreform, die Abwendung des großen Lauschangriffs und die geplante Novellierung der Gebührenordnung.

Immer auf dem Laufenden - Weiterbildung und Förderung schafft Perspektiven

Die Fort- und Weiterbildung der Anwaltschaft ist satzungsmäßig in den Statuten des Verbands festgeschrieben. Die im Jahr 1978 gegründete Deutsche Anwaltakademie betreut organisatorisch ein ständig erweitertes und verbessertes Seminar- und Lehrgangsprogramm in allen Teilen des Landes.

In mehr als 600 Veranstaltungen jährlich vertiefen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte ihre Kenntnisse und erwerben Spezialkenntnisse in Rechtsgebieten, die von der überwiegend justizförmig ausgerichteten Ausbildung während der Vorbereitungszeit vernachlässigt werden. Das Fortbildungs-Angebot des Verbands schließt hier eine Lücke in der traditionellen Ausbildung und macht die Anwaltschaft fit für die aktuellen Herausforderungen der juristischen Praxis.

Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kanzlei gibt es spezielle Fortbildungen. Speziell abgestimmt auf die Anforderungen der Anwältinnen und Anwälte vor Ort sind die Fortbildungsangebote der örtlichen Anwaltvereine.

Ein besonderes Augenmerk richtet der DAV auf die Belange de jungen Anwältinnen und Anwälte. Im August 1995 wurde daher das „Forum Junge Anwaltschaft“ im Deutschen Anwaltverein gegründet. Es dient dem Informationsaustausch seiner Mitglieder und bietet Hilfe zur Selbsthilfe, insbesondere für den Einstieg in den Anwaltsberuf. Berufspolitische Fragen werden aus der Sicht des Anfängers diskutiert. Ein zweimal jährlich durchgeführtes Forum ist durchgängig gut frequentiert und hat sich zu einer funktionierenden Kontaktbörse entwickelt.

Neben diesem Treffen gibt der DAV den „Ratgeber“ heraus, ein Kompendium, dass über alle wesentlichen Aspekte zum Einstieg in den Anwaltberuf informiert.

Arbeitsgemeinschaften schaffen Lösungsansätze

Entscheidender Motor und wichtige Säule der Verbandsleistungen sind die insgesamt 20 Arbeitsgemeinschaften des DAV. Wer heute als Rechtsanwältin bzw. Rechtsanwalt auf dem Markt bestehen will, braucht Kooperation, neue Denkanstöße, Fortbildung und Spezialisierung. Als Mitglied einer oder mehrerer Arbeitsgemeinschaften erreicht man all dies unter einem Dach. Spezialisierte Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte tauschen auf diesem Forum ihre Erfahrungen aus und vermitteln praxisrelevante Informationen. Die Ergebnisse dieses Gedankenaustauschs schaffen nicht nur konkrete Arbeitshilfen für die Beteiligten. Über die Medien fließen sie auch in die öffentliche Diskussion und damit die politische Willensbildung ein.

Eine Arbeitsgemeinschaft hebt sich ab von den übrigen, die sich mit Fragen zu einem bestimmten Rechtsgebiet beschäftigen. Die ARGE Anwaltsmanagement wurde im Februar 2000 vor dem Hintergrund der immer wichtiger werdenden Managementfragen für die Führung einer Kanzlei gegründet. Sie beschäftigt sich mit Aufgabenstellungen rund um das Unternehmen Kanzlei, also mit Fragen, die das wirtschaftliche Rückgrat einer Kanzlei bilden. Als Netzwerk strukturiert ist jedes Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses als Referatsleiter für einen bestimmten Themenkreis zuständig. Er bearbeitet diesen Themenkreis zusammen mit drei bis fünf Kollegen, die in einzelnen Bereichen besonders kompetent sind.

Dienstleistungen, die das Anwaltsleben einfacher machen

Im Tagesgeschäft zählen oft die vermeintlich kleinen Dinge genauso viel wie die Diskussion von Problemen der Anwaltschaft und eine politische Interessensvertretung. Deshalb vermittelt der DAV eine Reihe von Dienstleistungen, die den Mitgliedern handfeste Vorteile bieten. Dafür ist er Kooperationen eingegangen, die helfen, in der täglichen anwaltlichen Arbeit Ressourcen einzusparen. Zum Serviceangebot gehören das kostenlose Kreditkartendoppel mit der AnwaltCard, Sonderkonditionen bei der NJW, bei Festnetzen und Mobilfunk, fürs Internet, bei der Anwaltakademie und bei Automobilherstellern.

Eine sehr konkrete und effektive Institution zur Generierung von Kontakten und damit auch von Mandaten ist die vom DAV etablierte Deutsche Anwaltsauskunft. Es handelt sich dabei um eine Anwaltssuchdienst für die Öffentlichkeit. Wer einen Anwalt sucht, findet hier unter einer bundesweit einheitlichen Nummer oder im Internet bis zu fünf Rechtsanwälte mit Spezialisierung auf die gewünschte Problemstellung in seiner Nähe. Sollte das Anforderungsprofil, wie Postleitzahl und Rechtsgebiet auf mehr als eine Kollegin bzw. einen Kollegen zutreffen, erfolgt die Auswahl und Reihenfolge der Benennung mit Hilfe eines Zufallsgenerators. Der monatlich aktualisierte Datenbestand mit 57.000 Adressen aus dem Pool der Deutschen Anwaltadresse macht die Deutsche Anwaltauskunft zum größten Anwaltsuchdienst in der Bundesrepublik und gleichzeitig einem der aktuellsten überhaupt. Über 6.000 Anrufer und 20.000 Besucher im Internet monatlich belegen den Erfolg des Konzepts.

Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen

Das PR-Referat des DAV ist Schnittstelle des Verbandes zur Presse, übernimmt aber auch wichtige verbandsinterne Kommunikations- und Koordinierungsaufgaben. Um alle relevanten Medien zielgruppengerecht mit Informationen zu versorgen, wurden individuelle Presseverteiler mit den Schwerpunkten allgemeine Rechtspolitik, Presseservice der Deutschen Anwaltsauskunft, Pressedienst der ARGE Verkehrsrecht und zu weiteren Rechtsgebieten erstellt. Neben dem regelmäßigen Versand von Pressemeldungen ist das Pressereferat des DAV kompetenter Ansprechpartner für individuelle Journalistenanfragen und vermittelt Gesprächspartner für Hintergrundgespräche und Interviews. Auch die Öffentlichkeitsarbeit der 20 Arbeitsgemeinschaften und der 32 Gesetzgebungs- und Fachausschüsse wird vom PR-Referat des DAV betreut. Aufgrund dieser umfassenden Präsenz in nahezu allen Gremien des Verbands ist das PR-Referat in der Lage, der Presse für alle Rechtsgebiete die geeigneten Ansprechpartner zu vermitteln.

Speziell für die regionale Tagespresse wird die monatliche Verbraucherinformation „Tipp des Monats“ herausgegeben, der in leichtverständlicher Sprache Aufklärung über Rechtsfragen des täglichen Lebens liefert.

Der Pressedienst der ARGE Verkehrsrecht veröffentlicht monatlich drei interessante Urteile.

Ein besonderer und gern genutzter Service für Journalisten ist der Jour fixe in Berlin. Regelmäßig am zweiten Mittwoch im Monat trifft sich die Presse, wobei wechselnde Gesprächspartner zu unterschiedlichen Rechtsthemen Rede und Antwort stehen. Die entspannte Atmosphäre dieser Hintergrundgespräche eignet sich besonders, um Meinungen zu diskutieren und Argumente auszutauschen.

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