Verbändereport AUSGABE 5 / 2003

Der Weg zur richtigen Verbandssoftware

Marktübersicht Software für Verbände

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Nach wie vor ist es in Verbänden und Organisationen nicht unüblich, für die Mitgliederverwaltung eine selbst programmierte Software einzusetzen. Handelt es sich dabei um Insellösungen, die nicht auf einer Standard-Datenbank-Software entwickelt wurden, tauchen Probleme spätestens dann auf, wenn der Entwickler des Programms dem Verband nicht mehr zur Verfügung steht. „Selbstgestrickte“ Programme verfügen oftmals nicht über Verknüpfungen, die statistische Auswertungen im Datenbestand ermöglichen - ganz zu schweigen von der Anbindung an handelsübliche Bürosoftware wie Microsoft-Office.

Profi-Software, die auf die speziellen Bedürfnisse von Verbänden zugeschnitten ist, gibt es am Markt zahlreich. Doch die Auswahl des passenden, den Anforderungen des jeweiligen Verbandes entsprechenden, Programms bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung und Planung. Daher sollte der Softwarebeschaffungs- und Einführungsvorgang systematisch, in realisierbaren Teilschritten erfolgen, die in der folgenden Übersicht näher beschrieben werden.

Projektstart (Planungsphase)

  • Festlegung des groben Funktionsumfangs der künftigen Software
  • Ableitung von operativen, dispositiven und strategischen Zielen
  • Bestimmung der am Softwarebeschaffungsvorgang beteiligten Personen
  • Bestimmung des zeitlichen Rahmens
  • Wirtschaftlichkeitsanalyse mit grober Aufwandsschätzung


Ist- und Geschäftsprozessanalyse (Spezifikation der Anforderungen)

  • Detaillierte Beschreibung von Arbeitsabläufen, Aufgaben, Daten, Informationsflüssen, verwendeten Formularen, Belegen mit Unterstützung der ausführenden und am Prozess beteiligten Personen
  • Dokumentation von Stärken und Schwächen der einzelnen Geschäftsprozesse
  • -Abschließende Festlegung von optimierten Geschäftsprozessen für die Zukunft:
    • b) Schaffung eines Leitbildes, in dem die wichtigsten Anforderungen enthalten sind
    • c) Darstellung der künftigen Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen


Anforderungsdefinition / Pflichtenheft
Im Pflichtenheft werden betriebswirtschaftliche und technische Anforderungen an die zu implementierende Software aus Sicht des Auftraggebers aufgeführt. Einzelne Anforderungen werden systematisch gegliedert und ausführlich beschrieben, um spätere Unklarheiten zwischen Auftraggeber und -nehmer so gering wie möglich zu halten.

Aufbau eines Pflichtenheftes:

Portrait des Verbands (des Auftraggebers)

  • Wer ist der Pflichtenheft-Ersteller und Ansprechpartner im Verband
  • Art und Größe des Verbandes
  • Verbandsstruktur (Gremien, Lieferanten, Partner etc.)


Ausgangssituation

  • Anwendungsbereiche: Welche Bereiche/Abteilungen sind von der neuen Software betroffen?
  • Anwendergruppen: Welche Mitarbeiter werden zukünftig Anwender des Software-Pakets sein?
  • Darstellung der Arbeitsabläufe im zukünftigen Anwendungsbereich
  • Derzeitige organisatorische und technische Gegebenheiten


Ziele aus Anwendersicht

  • Zwingende Ziele: Welche Ziele müssen von der Software unbedingt erfüllt werden (K.O.-Kriterien)?
  • Wünschenswerte Ziele: Welche Ziele sind wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig?


Informationstechnische Anforderungen

  • Hardware: Auf welcher Hardware muss das neue Software-Paket lauffähig sein?
  • Software: Welche Systemsoftware-Komponenten sind vorgegeben, z.B. Betriebssystem, Datenbankverwaltungssystem, Netzwerk?


Betriebswirtschaftliche Anforderungen / Leistungsumfang der Software

  • Liste der Einzelfunktionen mit Geschäftsprozessen: Welche einzelnen Funktionen soll die Software erfüllen?
  • Geschäftsprozesse: Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den einzelnen Teilfunktionen? Welche Geschäftsprozesse sollen unterstützt werden?
  • Benutzungsoberfläche
  • Welche Eigenschaften soll die Benutzungsoberfläche aufweisen?
  • Schnittstellen: Welche Schnittstellen bestehen zu fremden Systemen?
  • Anwendungsbeispiele, Testdaten
  • Spezielle Fälle, die von der Software unterstützt werden müssen


Randbedingungen

  • Mengengerüst: Welcher Umfang an zu verarbeitenden Daten wird erwartet?
  • Gesetzliche Vorschriften: Welche gesetzlichen Vorschriften, Richtlinien, Sicherheitsbestimmungen, Aufbewahrungsfristen usw. sind zu beachten? Welche Datenschutzanforderungen müssen beachtet werden?
  • Terminvorgaben: Welcher zeitliche Rahmen ist vorgegeben?
  • Antwortzeiten: Welche Antwortzeiten muss das System gewährleisten?
  • Konditionen: Welcher finanzielle Rahmen muss eingehalten werden? Welche Gewährleistung übernimmt der Anbieter bei Programmfehlern, Systemabsturz?
  • Systemverfügbarkeit: Welche besonderen Anforderungen werden an die Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit von Hard- und Software gestellt?


Markterhebung und -studie

  • Analyse des Softwaremarktes
  • Beschaffung von Informationen über den Anbieter und externe Quellen (Tests, Marktübersichten, Softwarekataloge)
  • Kontaktaufnahme zu Referenzkunden


Softwareauswahl und -test

Informationen zum Anbieter und zum Produkt

  • Seriosität des Anbieters
  • Größe (Mitarbeiterzahl, Kapitalausstattung, Umsatz)
  • Mitarbeiterstamm und -qualifikation des Anbieters
  • Einschränkung auf bestimmte Regionen oder Branchen
  • Wichtige Referenzkunden
  • Derzeitiger Lebenszyklus-Phase der Software
  • Jahr der Erstinstallation
  • Anzahl der Installation insgesamt
  • Angekündigte Produktverbesserungen bzw. Produkterweiterungen
  • Installationsvoraussetzungen der Software
  • Erforderlicher Rechnertyp bzw. benötigtes Betriebssystem
  • Erforderliches Datenbanksystem
  • Maximale Anzahl Benutzer
  • Erfüllung der fachlichen und technischen Grundvoraussetzungen
  • Mandatenfähigkeit
  • Eignung für Unternehmenstyp bzw. Branche
  • Unbedingt notwendige Statistiken und Auswertungen
  • Release-Fähigkeit
  • Transaktionssicherheit
  • Schnittstellen zu fremden Software-Systemen
  • Preis der Software


Test der Demoversion

  • Benutzeroberfläche und Grundfunktionen
  • Handhabung/Anpassbarkeit
  • Testeingaben
  • Genaue Prüfung, ob die im Pflichtenheft gewünschten Einzelfunktionen erfüllt werden
  • Hilfe/Update/Wartung
  • Bewertung Software


Vertragstypen

  • Softwarenutzungsvertrag
  • Kaufvertrag
  • Wartungsvertrag
  • Mietvertrag


Implementierungsphase

  • Einführung (schlagartige oder stufenweise Einführung)
  • Schulung der Mitarbeiter


Die tabellarischen Auswertungen als PDF:

Verbandssoftware (pdf, 343 kb)

Content Management Systeme (pdf, 27 kb)

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