Die deutsche Textilindustrie hat in den letzten Jahrzehnten einen gravierenden Strukturwandel durchlaufen: von einem der führenden Wirtschaftszweige nach dem Zweiten Weltkrieg hin zu einer Branche, die heute Hightechlösungen bei technischen Textilien produziert und im Bereich Mode gleichzeitig Trendsetter ist. Über die Bedeutung der EU für die deutsche Textilindustrie und ihre Zukunftsperspektiven haben wir mit Ralph Kamphöner gesprochen, der die Branche in Brüssel vertritt.

Verbändereport: Welche sind aktuell die wichtigsten Herausforderungen Ihrer Branche im europäischen Kontext?Ralph Kamphöner: Die Textil- und Modeindustrie trägt erheblich zu Wohlstand und Wachstum bei. Wir wollen weiter wettbewerbsfähig sein, hochwertige und nachhaltige Produkte anbieten – mit Innovation, Kreativität und Design. Dazu braucht es vor allem bessere Rahmenbedingungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Dies umfasst bezahlbare Energie, weniger Bürokratie, berufliche Bildung sowie die Stärkung von Innovation und Digitalisierung.Nachhaltigkeit muss einhergehen mit ökonomischer Vernunft. Wichtige Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind, die EU-Omnibus-Pakete auszubauen und jetzt den Wachstumsmotor zu starten, auch in der Chemikaliengesetzgebung. Außerdem muss die EU dringend ihren Rückstand bei Freihandelsabkommen aufholen, um den Freihandel zu stärken. Es braucht zudem eine Vollendung des Binnenmarkts. Dessen Fragmentierung durch nationale Sonderwege und Gold Plating schadet dem Standort