Verbändereport AUSGABE 4 / 2005

Durch internetbasierten Informationsaustausch schneller Agieren

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Verbände sind Dienstleister für Ihre Mitglieder und Interessenvertretung gegenüber Politik und Gesellschaft. Um diese Aufgabe zu erfüllen, bedarf es eines engen Informationsaustauschs zwischen dem Verband und seinen Mitgliedern. Je besser der Informationsaustausch erfolgt, desto schlagkräftiger kann der Verband nach außen auftreten und nach innen seine Mitglieder unterstützen.

Je mehr Mitglieder ein Verband vertritt, desto aufwändiger wird die Kommunikation zwischen der Verbandsführung und seinen Mitgliedern. Dabei ist der schnelle und effiziente Informationsaustausch für die Verbandsarbeit von großer Bedeutung: Welche Probleme stehen bei den Mitgliedern an erster Stelle? Ist bei den Mitgliedern das Leistungsspektrum des Verbandes bekannt? Wie wird die wirtschaftliche Lage in der Branche beurteilt?

Die Projektgesellschaft des Freiburger Wissenschaftsforums hat in Zusammenarbeit mit Dr. Roland Füss vom Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Freiburg ein Konzept entwickelt, das die empirische Wirtschaftsforschung mit der Sozialwissenschaft und Informationstechnologie sinnvoll kombiniert. Die Module „Online-Erhebung“, „Zeitreihenanalyse/Panelfunktion“ und „Index-Entwicklung“ wurden in einem Konzept organisatorisch und technologisch aufeinander abgestimmt.

Online-Erhebung

Online-Erhebungen bieten die Möglichkeit, schnell, preiswert und methodisch zuverlässig Umfragen durchzuführen. Durch ihren intelligenten Aufbau und die Einbindung von visuellen Medien sind sie anderen Erhebungsmethoden nicht nur ebenbürtig, sondern in vielen Bereichen entscheidend überlegen.

Die technische Voraussetzung für eine internetbasierte Mitgliederbefragung sind mittlerweile gegeben und Voraussetzung für die Teilnahme an dieser Befragung. Anstatt eines Fax oder Briefes erhält der Ansprechpartner eine eMail mit einem Passwort und einen link zur Web-Seite der Befragung. Dort loggt er sich ein und kann direkt am Bildschirm die Fragen beantworten.

Sollte der Proband zwischendurch unterbrochen werden, so kann er das Ausfüllen jederzeit stoppen, ohne dass seine bisherigen Antworten verloren gehen. Besucht er den Fragebogen zu einem späteren Zeitpunkt erneut, so führt ihn das System direkt an die Stelle, an der er die Sitzung unterbrochen hatte. Ist der Fragebogen schließlich komplett ausgefüllt und der Proband klickt auf „Absenden“, so liegen die Daten sofort beim Verband vor.

Durch das vereinfachte Verfahren kann gemäß den bisherigen Erfahrungen eine hohe Rücklaufquote erzielt werden. Mitglieder, die nicht innerhalb des gegebenen Zeitraums geantwortet haben, können mit einer kurzen Erinnerungsmail nochmals eingeladen werden. Dies erhöht die Rücklaufquote durchschnittlich um weitere zehn Prozent. Dabei fällt kaum ein zusätzlicher Aufwand an. Das Sortieren, wer bereits ausgefüllt hat, und welche Personen noch nicht ausgefüllt haben und daher einen Reminder erhalten, wird vom System automatisch durchgeführt.

Auch ein mehrfaches Ausfüllen des Fragebogens ist nicht möglich. Sobald ein Fragebogen, der mit einem bestimmten Passwort korrespondiert, komplett ausgefüllt ist, erlischt automatisch die Gültigkeit des Passworts. Die Methode der internetbasierten Datenerhebung weist somit die Vorteile einer hohen Rücklaufquote und der sofortigen Verfügbarkeit der Daten auf.

Panel

Ein Panel stellt die nächst höhere Stufe des Informationsaustausches dar. Mit einem Panel können Veränderungen im Verhalten, in der Einstellung oder in wirtschaftlichen Rahmenbedingungen frühzeitig erkannt und nachgewiesen werden.

Hierzu werden die Ergebnisse wiederkehrender, gleichartiger Befragungen miteinander verglichen.

Eine Panelanalyse ist eine Stichprobenerhebung, die

  • wiederholt in regelmäßigen Abständen
  • mit der gleichen Teilauswahl (Panel) und
  • zum gleichen Untersuchungsgegenstand vorgenommen wird.

Damit entspricht die Panelanalyse zugleich einer Querschnitts- und einer Zeitreihenanalyse, indem mehrere Panelteilnehmer (Querschnitt) in zeitlicher Regelmäßigkeit (Zeitreihe) befragt werden. Der Zweck dieser Erhebungsform liegt darin, Veränderungen im Zeitablauf sichtbar zu machen und eine Grundlage für eine Prognose zu gewinnen. Eine organische Veränderung des Panels ergibt sich lediglich durch Ausscheiden von Panelteilnehmern, d. h. infolge einer Panelsterblichkeit, beziehungsweise durch das Überschreiten der Kriterien für die Teilnahme am Panel (z.B. Enden der Verbandsmitgliedschaft).

Somit entspricht die regelmäßige Befragung der Mitglieder oder eines bestimmten Teils eines Verbandes den wissenschaftlichen Kriterien für eine Panelanalyse. Das Realisieren der Datenerhebung durch Internet-Tools eröffnet zudem Möglichkeiten, die Verwaltung des Panels gezielter und effizienter zu gestalten beziehungsweise zu automatisieren. So können Kurzauswertungen der Befragung mit wenigen Maus-Klicks und ohne Versandkosten gezielt an die Teilnehmer der Befragung verschickt werden. Diese Informationen können in einem separaten und Passwort geschützten Bereich für die Mitglieder zur Verfügung gestellt werden. Durch dieses Instrument werden Benchmark-Vergleiche schnell und praktisch kostenfrei ermöglicht.

Die Verwaltung des Panels gestaltet sich mit der getesteten und zum Teil weiterentwickelten Software ebenfalls deutlich einfacher als dies noch vor fünf Jahren möglich war. Beispielsweise kann der Administrator des Systems ganz einfach abfragen, wer regelmäßig an den Befragungen teilnimmt und wer bereits seit längerem nicht mehr teilgenommen hat. Auch kann verfolgt werden, welche Informationen oder Teilauswertungen seitens der interessierten Öffentlichkeit oder der Mitglieder häufiger abgefragt werden und welche weniger relevant erscheinen. Dies eröffnet neue und effiziente Möglichkeiten der Kommunikation nicht nur zwischen Mitgliedern und dem Verband. Auch die PR- und Lobbyarbeit bekommt Material an die Hand, das argumentationsstark eingesetzt werden kann.

Index

Ein Index ist gewissermaßen die Krone des technisch und organisatorisch Möglichen. Mit einem Index können komplexe Zusammenhänge auf einfache Art und Weise dargestellt und der Öffentlichkeit vermittelt werden. So werden beispielsweise bei einem Geschäftsklima-Index eine Vielzahl von Faktoren, die im Wirtschaftsleben eine Rolle spielen, zu einer Zahl zusammengerechnet. Steigt oder fällt der Index, so weist dies auf eine Veränderung der Gesamtlage hin.

Panelanalysen bieten die methodischen Voraussetzungen, die oben beschriebenen Vorteile eines Indexes in vollem Umfang zu nutzen. Ist die Berechnungsgrundlage und Gewichtung der Einzelwerte eingerichtet, kann mittels eines Makros die exakte Bestimmung des jeweiligen Index-Wertes schnell und einfach erfolgen. Um eine hohe Aussagekraft zu erhalten beziehungsweise zu erhöhen, erfolgt in gewissen Zeitabständen eine Nachgewichtung. Diese zielt vor allem darauf ab, Erfahrungen, die sich im Zuge der Längsschnittanalyse ergeben, mit einzubeziehen. Hierdurch kann die Qualität der Prognosen kontinuierlich verbessert werden.

Ein Index kann auf unterschiedliche Fragestellungen angewendet werden. Dies kann die Einschätzung der aktuellen und künftigen gesamtwirtschaftlichen Lage eines Landes oder einer Region sein (siehe ifo-Geschäftsklima-Index). Ebenso lassen sich branchenspezifische Fragestellungen bearbeiten. Auch Einstellungsmessungen und -veränderungen können durch einen Index in einfacher Weise dargestellt werden. An Klarheit und Öffentlichkeitswirksamkeit ist ein Index kaum zu übertreffen.

Fazit

Die internetbasierte Datenerhebung und Mitgliederkommunikation ist ein inzwischen unverzichtbares und technologisch ausgereiftes Instrument für die Verbandsarbeit. Egal, ob gezielt einzelne Informationen erhoben werden sollen oder man mit Hilfe eines Panels in eine wechselseitige Kommunikation eintritt, die internetbasierte Kommunikation weist wesentliche Vorteile auf. Hierzu zählen die hohe Zuverlässigkeit und die verhältnismäßig geringen Kosten. Die Einrichtung einer Panel-Index-Kombination erfordert hingegen zumindest bei der Einrichtung erhebliches Expertenwissen, was zu nicht unerheblichen Kosten führt. Sie gilt aber für kontinuierliche Datenerhebung und -darstellung insbesondere auch im Hinblick auf die optimale PR- und Öffentlichkeitsarbeit als ideales Instrument.

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